#Gespaltenes Gedenken in Dachau – Gesundheits-Check
Im April 1945 hat die SS tausende Gefangene aus dem Dachauer KZ auf Todesmärsche geschickt, um ihre Befreiung durch die Alliierten zu verhindern. Am 29. April 1945 wurden die verbliebenen Häftlinge durch Einheiten der US-Armee befreit.
Ebenfalls Ende April 1945 haben Dachauer Bürger versucht, der Nazi-Verwaltung in der Stadt ein Ende zu setzen. Ein SS-Kommando in der Stadt, möglicherweise in Begleitung von Oswald Pohl, dem letzten „Inspekteur der Konzentrationslager“, hat den Aufstand zusammen mit SS-Leuten aus dem KZ am 28. April gewaltsam beendet, sechs aufständische Dachauer wurden erschossen.
Zu Ihrem Gedenken ist an der Sparkasse in der Altstadt eine Gedenktafel angebracht. Die Inschrift lautet: „Von der SS erschossen im Befreiungskampfe am 28. April 1945 wurden an dieser Stelle Friedrich Dürr, Anton Hackl, Erich Hubmann, Anton Hechtl, Hans Pflügler, Lorenz Scherer.”
Viele Deutsche haben das Kriegsende jedoch nicht als Befreiung erlebt, sondern als Niederlage. Wenige Meter weiter, vor der Kirche St. Jakob, gibt es ein anderes Erinnern: Dort kann man auf einem Kriegerdenkmal lesen: „Dachau zu schützen und dich / zogen die Helden ins Feld /Dank gebührt dafür / groß wie das Opfer einst war“.
Auf der linken Seite des Steins stehen die Jahreszahlen 1914-1918, auf der rechten Seite die Jahreszahlen 1939-1945. Mit den „Helden“ sind nicht die Aufständischen gemeint, sondern die Kriegstoten, Opfer und Täter zugleich. Sie sind nicht „ins Feld gezogen“, um Dachau zu schützen, nicht im ersten und nicht im zweiten Weltkrieg. Im zweiten Weltkrieg haben sie geholfen, Hitlers Mord- und Eroberungspläne in Europa umzusetzen. Dafür gebührt kein Dank, bestenfalls ein Gedenken daran, dass manche von ihnen sicher unfreiwillig zu Tätern wurden – und dass jetzt Putins Soldaten verurteilt sind, diese Geschichte zu wiederholen.
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