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#Regisseur Klaus Lemke ist tot

„Regisseur Klaus Lemke ist tot“

Der Regisseur Klaus Lemke, der große Anarchist der deutschen Filmbranche, ist am Donnerstag im Alter von 81 Jahren gestorben. Das berichten der „Münchner Merkur“ und das Magazin „Stern“ und berufen sich dabei auf künstlerische Weggefährten.

Klaus Lemke hatte seinen ganz eigenen Stil. Er drehte mit Minibudgets und Laiendarstellern, ohne Drehbuch und hasste das mit öffentlichem Geld oder von öffentlich-rechtlichen Sendern finanzierte „Staatskino“ und brachte große Roadmovies und Filme hervor, die ob ihres Flairs und ihrer selbstverständlichen Milieuschilderung großen Anklang fanden. Auf dem Münchner Filmfest hatte vor ein paar Tagen erst sein Film „Champagner für die Augen – Gift für den Rest“ Premiere, enthusiastisch gefeiert vom Publikum.

Lemke wurde am 13. Oktober 1940 in Landsberg/Warthe (im heutigen Polen) geboren. Seine Eltern flüchteten mit ihm aus den ehemals deutschen Ostgebieten über Dresden in den Westen. Nach dem Abitur in Düsseldorf arbeitete Lemke in Berlin als Asphaltierer. Einem abgebrochenen Studium der Kunstgeschichte und Philosophie folgte 1963 eine einjährige Tätigkeit als Regieassistent in Düsseldorf und München. Von 1964 an schrieb Lemke Rezensionen für die Zeitschrift „Film“. 1965 entstand sein erster Kurzfilm, „Kleine Front“. 1966 folgte „Henker Tom“.

Die Achtundsechziger und das Rocker-Milieu

Das Roadmovie „48 Stunden bis Acapulco“ fand große Aufmerksamkeit. Lemke orientierte sich an Regisseuren wie Howard Hawks und Jean-Luc Godard, auch in „Negresco: Eine tödliche Affäre“ (1968). Lemke arbeitete fortan für das Fernsehen. In „Brandstifter“ (1969) ging er den Ursachen der Gewalt im Umfeld der Achtundsechziger und der Terrorgruppe Rote Armee Fraktion nach. Sein in der Hamburger Szene gedrehter Film „Rocker““ (1972) fand ob seiner Realitätsnähe größte Beachtung und Anerkennung. Es folgten die Filme „Sylvie“ mit dem Topmodel Sylvie Winter und „Teenagerliebe“, in dem sich ein der Jugendstrafanstalt entflohener Arbeiter in ein Mädchen aus gutem Hause verliebt.

Klaus Lemke, vor wenigen Tagen vor der Premiere seines Films „Champagner für die Augen - Gift für den Rest“ auf dem Filmfest München.


Klaus Lemke, vor wenigen Tagen vor der Premiere seines Films „Champagner für die Augen – Gift für den Rest“ auf dem Filmfest München.
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Bild: dpa

Lemke arbeitete zumeist mit Laien, die er auf der Straße und in Lokalen entdeckte. So kamen Dolly Dollar und „Cleo“ (Ingeborg Maria) Kretschmer zu ihren ersten Auftritten. In den achtziger Jahren zog sich Lemke aus dem Filmgeschäft zurück. 1987 drehte er mit Dolly Dollar „Zockerexpress“, eine Geschichte um einen spielwütigen Diskobesitzer, der sich in einer einzigen Nacht um sein gesamtes Hab und Gut bringt und am Ende seine drei Freundinnen verzockt. Mit dem Fernsehfilm „Ein verhexter Sommer“, der Geschichte eines Vater-Sohn-Konflikts, hatte Lemke wieder Erfolg. Das sei „weit weg von seinen einstigen Schwabing-Filmen“, schrieb die F.A.Z. damals und lobte die „Stimmungen gleichsam zwischen den Zeilen“ des in Irland gedrehten Aussteiger-Epos. In den neunziger Jahren lebte Lemke zeitweise in den Vereinigten Staaten, drehte Werbeclips, Surfdokumentationen und Musikvideos.

Klaus Lemke und Saralisa Volm


Klaus Lemke und Saralisa Volm
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Bild: Klaus Lemke

50 Euro pro Tag für die Schauspieler

Die Komödie „Das Flittchen und der Totengräber“ (1995) erschien Kritikern dann wie eine Fortsetzung von „Amore“ und „Flitterwochen“ in amerikanischem Ambiente mit dem Erfolgsfilmpaar Cleo Kretschmer und Wolfgang Fierek. Eine 2005 gezeigte WDR-Retrospektive mit fünf Filmen von ihm rief Lemke dem Publikum wieder in Erinnerung. Es folgte das „Finale“ (2007), einer mit reichlich Sex angereicherten Episode um die Fußball-Weltmeisterschaft, gedreht auf dem Hamburger Kiez, wiederum ohne ausformuliertes Drehbuch mit Laiendarstellern und einem von Lemke selbst vorgestreckten Minimalbudget von 50.000 Euro. Die Schauspieler erhielten eine Einheitsgage von 50 Euro pro Tag. Subventionen lehnte Lemke kategorisch ab. Mit seiner Entdeckung Saralisa Volm drehte Lemke dann den 2009 im ZDF gezeigten preisgekrönten Psychothriller „Dancing with Devils“. Für die im Jahr darauf gedrehte Fernsehkomödie „Schmutziger Süden“ erhielt er den Münchner Filmpreis.

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