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#Kalter Start ins heiße Liebesabenteuer

„Kalter Start ins heiße Liebesabenteuer“

Maximilian Schachmann und das Rennen Paris–Nizza. Das ist eine anekdotenreiche Liaison geworden, eine, welche die Karriere des Berliner Profis profiliert und prägt. Die renommierte Fernfahrt gen Süden bis an die Côte d’Azur ist traditionell einer der ersten Termine im Radsportjahr, an dem die Stars der Szene in Form kommen oder Frühform zeigen wollen. Nicht selten auch ein achttägiger Indikator dafür, mit wem bei den großen Rundfahrten des Jahres zu rechnen sein wird.

März 2020: Schachmann schlüpft nach der Auftaktetappe ins Gelbe Trikot des Führenden. Als Europa zu Beginn der Pandemie in Richtung Stillstand taumelt, ist Paris–Nizza das allerletzte Sportereignis von Rang, das fortgesetzt wird. Und zu Ende gebracht wird. Der Deutsche gibt, zur Überraschung vieler, die Spitzenposition bis ins Ziel nicht mehr ab. Es ist der bis dato größte Erfolg in Schachmanns Karriere. Vom Siegerpodest geht es quasi direkt in den Lockdown.

Dem Allrounder kommt Paris–Nizza entgegen

März 2021: Coronabedingt sind Schachmanns geplante Saisoneinstandsrennen abgesagt worden. Das erste Mal im Jahr pinnt er sich bei Paris–Nizza eine Startnummer ans Trikot seines Teams Bora-hansgrohe. Direkt aus einem Höhentrainingslager in der Sierra Nevada also gleich zur Titelverteidigung. Am Ende deutet trotz starker Leistung alles auf eine Podiumsplatzierung hinter dem dominierenden Primoz Roglic hin. Der slowenische Star gewinnt zwar drei Etappen, stürzt auf der Schlussetappe aber zweimal – und der Weg ist frei für einen neuerlichen Triumph Schachmanns.

März 2022: Coronabedingt hat der 28-Jährige wieder den geplanten Saisoneinstieg verpasst. Weil er selbst infiziert ist – wie so viele Fahrer bei Bora-hansgrohe im Januar und Februar. Aus dem bewährten Höhentrainingslager in der Sierra Nevada ist Schachmann am Donnerstag direkt gen Frankreich aufgebrochen. Wieder mit all den Unwägbarkeiten vor Augen, welche die ersten Rennkilometer des Jahres so mit sich bringen können. Wieder im Wissen, dass der Kaltstart abermals zu einem großen Erfolg führen kann.

Siegerlächeln hinter Maske: Schachmann nach seinem zweiten Sieg 2021.


Siegerlächeln hinter Maske: Schachmann nach seinem zweiten Sieg 2021.
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Bild: AFP

Kalt war es auch in der spanischen Bergwelt, in der er sich über zwei Wochen aufhielt. Mit Blick aus seiner Unterkunft auf einen Skihang sagte Schachmann: „Klar ist, dass ich gerne ein drittes Mal in Folge gewinnen möchte. Es macht aber keinen Sinn, wenn ich mich nach nicht optimaler Vorbereitung verbissen an einem schwer zu erfüllenden Ziel festhalte.“

Mit einem weiteren Sieg würde der Deutsche bei der 80. Ausgabe einen besonderen Platz in der Geschichte der prestigeträchtigen Rundfahrt einnehmen. Auf drei Siege in Serie kommt nur der Franzose Laurent Jalabert (1995 bis 1997), die Siebener-Serie des Iren Sean Kelly (1982 bis 1988) scheint dagegen unerreichbar.

Paris–Nizza kommt dem Allrounder Schachmann entgegen, weil es Ansprüche an den kompletten Profi stellt. Es gibt flache Strecken, hügelige Etappen, Besuche im Hochgebirge und ein Zeitfahren. Wie gemacht für einen Rennfahrer, der ein Kesselchen Buntes in den Beinen zu haben scheint und dies zu seinem Markenzeichen gemacht hat.

Bei harten Eintagesrennen, besonders in der Ardennen-Woche, erreicht Schachmann beständig Topplatzierungen. Er ist ein guter Zeitfahrer, als Kletterer hat er sich stark verbessert. Was er an einem Tag oder bei einwöchigen Rundfahrten zu leisten imstande ist, hat der universell Einsetzbare bewiesen. Unklar ist nur, so Bora-Cheftrainer Dan Lorang, „ob Max auch bei Grand Tours in der dritten Woche noch auf höchstem Niveau fahren kann. Diese Bestätigung wollen wir in diesem Jahr bekommen.“

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Im vorigen Jahr hatte Schachmann anstatt auf die Tour de France voll auf das olympische Straßenrennen gesetzt, das in einer wilden Abfolge von Attacken endete und für den von Krämpfen geplagten deutschen Meister nur Rang zehn bereithielt. Nur 14 Sekunden war Schachmann von der ersten deutschen Medaille auf der Straße seit Jan Ullrich und Andreas Klöden bei den Spielen in Sydney 2000 entfernt. In der zweiten Saisonhälfte ließ Schachmanns Form deutlich nach, was ihn vor Rätsel stellte.

Nach seinem letzten Renneinsatz Anfang Oktober ist er in eine längere Pause als gewöhnlich gegangen; mit dem Ziel, in der Saison 2022 länger frisch und leistungsfähig zu bleiben. Diese Maßnahme zielte schon auf die Tour im Sommer, bei der er auf Etappenjagd gehen soll. In einem Team, das personell auf den Rädern und in den Begleitfahrzeugen einen großen Umbruch vollzogen hat. Der Fokus liegt weitaus mehr als zuvor auf der Gesamtwertung der großen Landesrundfahrten.

„Es hat sich einiges zum Positiven verändert. Die Truppe ist homogener geworden. Von den Trainingsformen und der Ernährung her gehen jetzt mehr Fahrer den gleichen Weg. Beispielsweise bei der Tour werden wir die Stärke der Gruppe noch besser nutzen können und taktisch flexibler sein“, sagt Schachmann, der vertraglich noch bis Ende 2024 beim größten deutschen Rennstall gebunden ist.

Trainer Lorang erkennt aus seiner Buchführung, dass Schachmann „Jahr für Jahr stärker wird“. Seinen Zenit, so Schachmann, habe er „noch nicht erreicht. Übertalente wie Pogacar oder Bernal haben in den vergangenen Jahren das Bild verzerrt. Mit 28 Jahren bezeichne ich mich nicht mehr als jungen Fahrer, der Welpenschutz ist natürlich weg. Aber viele Fahrer haben ihre beste Zeit zwischen 28 und 35 Jahren.“

Die Träger der größten Namen auf der Startliste von Paris–Nizza sind allesamt älter als Schachmann: Roglic, der schon enorm formstarke Kolumbianer Nairo Quintana oder die britischen Zwillingsbrüder Yates. Nicht ausgeschlossen, dass sie im Ziel auf der Promenade des Anglais feststellen, dass Schachmanns Liebelei mit diesem Rennen um eine siegreiche Anekdote reicher ist.

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