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#Moral zahlt sich nicht aus

Desirée Fixler (51) war ein knappes halbes Jahr Nachhaltigkeitschefin der Fondsgesellschaft DWS, die der Deutschen Bank gehört. Nachdem sie ihrem Unternehmen intern vorgeworfen hatte, seine Anlageprodukte „grüner“ zu färben, als sie in Wirklichkeit sind, wurde die Amerikanerin fristlos gefeuert.

Rainer Hank

Freier Autor in der Wirtschaft der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Folgenlos blieb Fixlers Aktion nicht: Zwei Topmanager der DWS verloren ebenfalls ihren Job; deutsche und amerikanische Aufsichtsbehörden prüfen die Vorwürfe des „Greenwashings“. Das bedeutet, grob gesagt, wer das Gütesiegel ESG verwendet, sollte weder Wirecard-Aktien kaufen (was die DWS tat) noch das Geld der Anleger in den Ölkonzern Shell investieren. Denn ESG bedeutet „Environmental, Social and Governance“, gibt somit vor, Klima- und Umweltstandards einzuhalten und bei jenen Firmen, deren Aktien oder Anleihen in den Fonds kommen, auf soziale Ziele und eine gute Unternehmensführung zu achten.

In einer Reihe von Interviews hat Desirée Fixler in den vergangenen Wochen sehr konkret berichtet, was eine Bankerin zu erwarten hat, die schlecht über ihr Unternehmen redet und ihm vorwirft, seine eigenen Ziele zu missachten. Während eines Aufenthalts in Amerika erreichte sie die Mail des DWS-Anwalts, ihr Vertrag werde nicht verlängert. Das war’s dann.

Da sie sich aus Sicht des Arbeitgebers noch in der Probezeit befand, musste die Kündigung nicht begründet werden. Die Bank konnte jeglichen Zusammenhang mit ihren Vorwürfen leugnen. Dem Gericht blieb nichts anderes übrig, als die Kündigung durchzuwinken. Zusätzlich verfasste die DWS ein Memo an die Nachrichtenagentur Bloomberg. Darin stand, dass die Nachhaltigkeitschefin ihrem Job nicht gewachsen gewesen sei. Das ist der Klassiker zur Legitimation eines Rauswurfs.

Es gibt gute Gründe für Kritik am ESG-Gütesiegel

Nun kann man das ESG-Gütesiegel – weil wachsweich und wenig aussagekräftig – aus guten Gründen kritisieren. Das tut im Übrigen auch Desirée Fixler: Der Begriff bringe niemanden weiter, sagt sie. Doch wer damit Werbung macht und Kunden anlockt, sollte sich schon den selbst gewählten Qualitätsansprüchen unterwerfen.

Fixler jedenfalls stand plötzlich ohne Arbeit da. Mit der Kündigung lief auch ihre Arbeitserlaubnis in Deutschland ab. Konkurrenten aus der Branche werden sich hüten, jemanden anzuheuern, der sich als „Nestbeschmutzer“ einen Namen gemacht hat. Jetzt arbeitet sie als Beraterin der britischen Finanzmarktaufsicht FCA – nicht gerade ihr Traumberuf.

Desirée Fixler erlitt das typische Schicksal eines Whistleblowers, im Deutschen ziemlich unschön übersetzt mit „Hinweisgeberin“. „Broken Lives Against Organisational Power“, so ist eine berühmte Studie des Psychologen C. F. Alford zum Whistleblowing überschrieben: zerstörte Leben als Folge der Macht von Unternehmen.

Im Kampf zwischen der Macht der Konzerne und der entlarvenden Moral der Whistleblower siegen in den meisten Fällen die Konzerne. Ein Unternehmen ist eine autoritäre Veranstaltung mit klaren Berichtslinien, kein Ort des herrschaftsfreien Diskurses. Whistleblower sind Störenfriede, selbst wenn sie formal als Compliance-Beauftragte die Pflicht haben, Unregelmäßigkeiten zu melden.

Ignorieren, schikanieren, isolieren, exkludieren

In einer spannenden Studie von Kate Kenny, einer Wirtschaftsprofessorin aus Irland, lässt sich nachlesen, was die „Denunziantin“ von ihrer Firma zu erwarten hat. Mit Ignorieren fängt es an. So landen Auffälligkeiten, dass eine Bank ihren reichen Kunden, die nicht so genau hinschauen, überzogene Gebühren aufbrummt, auf der langen Bank und anschließend im Nirwana.

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