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#Robert-Koch-Institut wegen zerstörter Kinderlebern alarmiert

„Robert-Koch-Institut wegen zerstörter Kinderlebern alarmiert“

Eine alarmierende, wenn auch noch völlig ungeklärte Häufung von akuten und lebensgefährlichen Leberentzündungen (Hepatitis) bei Kindern beschäftigt die Gesundheitsbehörden vieler Länder. Die Krankheit findet man bei Minderjährigen normalerweise extrem selten. Mindestens ein Kind ist in Großbritannien bereits gestorben, bei mindestens siebzehn konnte das Leben nur durch eine Lebertransplantation gerettet werden.

Joachim Müller-Jung

Redakteur im Feuilleton, zuständig für das Ressort „Natur und Wissenschaft“.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation und des Europäischen Seuchenzentrums ECDC und der amerikanischen Nationalen Seuchenbehörde CDC sind nach den ersten Berichten aus Großbritannien und Nordirland Anfang April inzwischen mindestens 169 Kinder-Hepatitis-Fälle in einem Dutzend Ländern dokumentiert worden. Betroffen sind Kinder zwischen einem Monat und 16 Jahren, wobei die meisten Fälle zwischen zwei und fünf Jahren aufgetreten sind. Auch das Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin berichtet in dem vorab veröffentlichten neuesten Epidemiologischen Bulletin vom 29. April von einer entsprechenden Meldung, ohne allerdings auf Details einzugehen. Die Erkrankung des Kindes war im Januar 2022 offiziell gemeldet. Das RKI bittet Ärzte und Ärztinnen sowie die medizinischen und pädiatrischen Fachgesellschaften im Land um erhöhte Aufmerksamkeit.

Akute Reaktionen auf Impfungen werden von den Ärzten als Ursachen ausgeschlossen, mögliche Vergiftungen würden noch geprüft, seien aber wegen des epidemiologischen Auftretens und der aufgetretenen Cluster insbesondere in Großbritannien mit allein deutlich mehr als hundert Fällen höchst unwahrscheinlich. Auch verschiedene Hepatitis-Viren, die als Erreger schwerer akuter Leberentzündungen bei Erwachsenen bekannt sind, scheiden offenbar aus. Trotzdem stehen aufgrund der Gewebezerstörungen zurückliegende Infektionen mit Viren sehr wohl im Verdacht, Auslöser zu sein. Vor allem Adenoviren und das SARS-CoV-2-Virus werden unter den britischen Experten diskutiert. In mindestens 74 Fällen in Großbritannien und allen sieben im US-Bundesstaat Alabama entdeckten Fälle waren Adenoviren ermittelt worden, so die WHO. Im RKI-Bulletin wird davon gesprochen, dass die „Mehrzahl“ der Fälle auf Adenovirenbefall hindeuten.

Fast immer handelt es sich bei den sequenzierten Adenoviren um eine spezielle Variante – Serotyp 41F – dieser hüllenlosen Erreger, die normalerweise Erkältungen oder Durchfall hervorrufen können. Diese Erreger sind nicht neu, die allermeisten Menschen stecken sich im Laufe des Lebens mindestens einmal mit diesen Adenoviren an. Möglich ist aber, dass es sich um einen veränderten Virenstamm handelt. Spekuliert wird auch, dass die erkrankten Kinder erst jetzt durch die Aufhebung von Corona-Schutzmaßnahmen mit den Adenoviren in Kontakt gekommen sind oder dass Corona- und Adenoviren zusammen wirken. Diese „Corona-Hygiene-Hypothese“ oder „Lockdown-These“ stößt allerdings bei Virologen bisher auf erhebliche Skepsis, weil die Evidenz schwach, die politisch motivierte Unterstützung in den sozialen Netzwerken dafür umso stärker ist.

Lebensbedrohliche Fälle im Herbst 2021

Tatsächlich wurden in Großbritannien unter Kindern regelrechte Adenoviren-Infektionswellen registriert, die allerdings vor allem durch Durchfälle aufgefallen waren. Auch die Niederlande meldete häufigere Adenoviren-Infektionen bei Kindern. Möglich ist allerdings auch, so die WHO, dass die erhöhte Aufmerksamkeit der Ärzte in Allgemeinpraxen und Kliniken eine Adenoviren-Häufung in den vergangenen Wochen nur vortäuscht. Eine mögliche Verbindung wird von Virologen auch mit Sars-CoV-2-Infektionen hergestellt. Unter den auf Viren hin getesteten, teils schwerkranken Hepatitis-Kindern waren mindestens zwanzig, die auch eine Sars-CoV-2-Infektion – mehrheitlich die BA.2-Variante – ohne schwere Covid-19-Symptome durchgemacht hatten. In 19 der an die WHO gemeldeten Fälle wurde zudem eine Doppelinfektion mit Adeno- und SARS-CoV-2-Viren ermittelt.

Bei diesen leberkranken Kindern kommt es zu einer Gelbsucht, die am ehesten an den gelblich eingefärbten Augenabschnitten um die Pupillen herum zu erkennen ist. Durchfall und Erbrechen treten häufig auf. Fieber entwickeln die Kinder dagegen meist nicht. Allerdings verschlechtern sich die Leberwerte oft rasch, es kommt zu heftigen Magen-Darm-Beschwerden und heftigen Schmerzen im Bauch.

Schwere Leberentzündungen wurden im Zuge von Covid-19-Infektionen immer wieder mal bei Erwachsenen festgestellt. Aber im Herbst 2021 fielen im Lurie-Kinderhospital Chicago vier Fälle von lebensbedrohlicher Hepatitis bei Kindern auf, die im Alter von vier und sechs Monaten sowie elf und sechs Jahren waren. In zwei Fällen musste nach Leberversagen transplantiert werden. Die Fallserie wurde im „Journal of Pediatric Gastroenterology and Nutrition“ beschrieben. Alle vier Kinder waren an Covid-19 erkrankt, keines entwickelte starke Symptome und auch nicht das Multientzündungssyndrom PIMS.

Die Kinder-Hepatitis wurde von den Medizinern aus Chicago und Philadelphia um Antala Swati als schwere, seltene Covid-19-Komplikation beschrieben. Dass es tatsächlich einen Zusammenhang etwa mit der neuen Omikron-Variante BA.2 gibt, hält die Genfer Virologin Isabella Eckerle bisher allerdings für eine reine und mit den vorliegenden Daten unzulässige Spekulation.

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