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#Robert Solow gestorben: Ein Pionier der Wachstumsforschung

Generationen von Volkswirten lernten seine Theorien: Dass er die Bedeutung des technischen Fortschritts für das langfristige Wachstum erkannte, brachte Robert Solow den Nobelpreis. Nun ist er im Alter von 99 Jahren gestorben.

Generationen von Studenten der Volkswirtschaftslehre haben das Modell wirtschaftlichen Wachstums von Robert M. Solow kennengelernt. In zwei damals bahnbrechenden Aufsätzen zeigte Solow in den Jahren 1956 und 1957 die Bedeutung des technischen Fortschritts für das langfristige Wachstum einer Wirtschaft; zudem legten seine Forschungen nahe, dass der Kapitalismus stabiler sein könnte als vermutet.

Gerald Braunberger

Herausgeber.

Die Aufregung über diese Erkenntnisse, die heute selbstverständlich erscheinen, erhellt sich aus dem damaligen Wissensstand: Seinerzeit waren die Wachstumsmodelle der Ökonomen Roy Harrod und Evsey Domar populär, die das Wirtschaftswachstum „auf des Messers Schneide“ verorteten: Ihre Theorie legte nahe, dass nur unter keineswegs selbstverständlichen Annahmen eine Wirtschaft zu einem einigermaßen stabilen Wachstum neigt. Abweichungen von diesem Pfad können eine Wirtschaft leicht in extreme Instabilität führen.

Ein moderater Keynesianer

Solow zeigte, dass diese Ergebnisse theoretisch keinen Bestand haben, wenn in dem Modell technischer Fortschritt sowie eine gewisse Austauschbarkeit von Arbeit und Kapital im Produktionsprozess angenommen wird. Empirisch zeigte er, dass sich die wirtschaftliche Entwicklung der Vereinigten Staaten sehr viel besser mit seinem Modell als mit dem Modell von Harrod und Domar erklären ließ. Für diese Forschungen erhielt Solow im Jahre 1987 den Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften.

Die Theorie des wirtschaftlichen Wachstums endet selbstverständlich nicht mit Solows Ansatz, aber die Bedeutung des im Jahre 1924 in New York geborenen Ökonomen blieb auch in den Jahrzehnten nach seinen Pionierarbeiten erheblich. An der Seite seines Kollegen und Freundes Paul M. Samuelson trug Solow dazu bei, die ehemals unbedeutende Wirtschaftsfakultät des Massachusetts Institute of Technology (MIT) in eine erstklassige Adresse zu verwandeln, die mit den Fakultäten von Harvard, Chicago, Yale und Stanford konkurrieren konnte.

In wirtschaftspolitischer Hinsicht blieb Solow wie Samuelson ein moderater Keynesianer: Er hielt zeitlebens eine gesamtwirtschaftliche Analyse („Makroökonomik“) in Ehren, in der dem Staat die Aufgabe zukommt, erheblichen Störungen der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage mit aktiver Politik entgegenzuwirken. So wurde eine im Jahre 1973 mit seinem Schüler Alan Blinder verfasste Arbeit zu den stimulierenden Wirkungen expansiver Finanzpolitik seinerzeit viel diskutiert. Ein Freund eng bindender Fiskalregeln war er nie. Solows politische Heimat war die Demokratische Partei; so unterstützte er Joe Bidens „Inflation Reduction Act“.

Keinen Streit gescheut

Solow scheute keinen Streit mit Antipoden wie Milton Friedman, aber er galt nie als primär von Ideologie gesteuert. Gerade amerikanische Keynesianer seiner Generation wiesen stets mit einer Deutlichkeit auf die Wichtigkeit guter Angebotsbedingungen hin, die für europäische Keynesianer keineswegs selbstverständlich ist. In einem Interview aus dem Jahre 2002 anlässlich eines Treffens von Nobelpreisträgern am Bodensee sprach Solow bereits einen kommenden Mangel an Arbeitskräften als Folge des demographischen Wandels an.

Er sprach von der Notwendigkeit, dass sich Arbeit lohnen müsse und er warnte daher vor zu großzügigen Sozialleistungen. Ebenso befasste er sich mit der Möglichkeit, in der Zukunft fehlende heimische Arbeitskräfte durch Einwanderung zu kompensieren, aber er sprach gleichzeitig von der Gefahr eines kulturell motivierten Widerstands der heimischen Bevölkerungen gegen eine große Zahl von Einwanderern. Aus heutiger Sicht liest sich dies geradezu prophetisch.

Seine robuste Gesundheit erlaubte es Solow, sich auch noch in hohen Jahren an ökonomischen Debatten zu beteiligen. An diesem Donnerstag ist Robert M. Solow im Alter von 99 Jahren verstorben.

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