Wissenschaft

Römische Nekropole mit Gladiatorengrab

In der Nekropole der römischen Stadt Liternum in der Nähe von Neapel haben Archäologen bei Ausgrabungen zwei Grabstätten freigelegt. Dabei fanden sie unterschiedliche Grab-Typen, die von den römischen Bestattungsritualen zeugen. Inschriften auf Marmortafeln legen zudem nahe, dass dort auch ein Gladiator begraben wurde. Das zeigt, welches Ansehen diese Kämpfer in der römischen Gesellschaft genossen. Zudem gibt die Lage der Gräber Hinweise auf die einstige Lage der römischen Verbindungsstraße Via Domitiana.

In der italienischen Gemeinde Giugliano in Campania bei Neapel gab es zu römischer Zeit eine große Nekropole, wie Archäologen unter der Leitung von Simona Formola von der Superintendanz für Archäologie in Neapel entdeckt haben. Die Totenstadt erstreckte sich über 150 Quadratmeter und befand sich auf dem Gebiet der antiken Stadt Liternum, die 194 vor Christus zur römischen Kolonie und bis ins vierte Jahrhundert von den Römern besiedelt wurde. Die Nekropole lag nicht weit vom Forum und dem Amphitheater Liternums entfernt.

Foto eines Cappuccina-Grabes
Cappuccina-Grab. © Superintendanz für Archäologie Neapel

Nekropole wurde über mehrere Jahrzehnte errichtet

Eine der Grabanlagen dieser römischen Nekropole wurde dort inzwischen freigelegt. Sie umfasst zwei Grabkammern, die durch einen weiteren Raum voneinander getrennt waren, sowie einen sehr tiefen gemauerten Brunnen, der den Archäologen zufolge wahrscheinlich religiösen Zwecken diente. Erhaltene Fragmente und Spuren darauf deuten darauf hin, dass die Grabanlage einst mit weißem Gips verkleidet und anschließend mit roter Farbe dekoriert wurde. In der Mitte einer der beiden Grabkammern fand das Team Reste eines drei mal drei Meter großen Mausoleums aus grauen Tuffsteinblöcken. An den Wänden dieses Grabbauwerks sind verputzte Nischen zur Unterbringung von Urnen erhalten.

Foto eines Echytrismos-Grabes
Echytrismos-Grab. © Superintendanz für Archäologie Neapel

Entlang der Mauern der Nekropole identifizierten Formola und ihr Team zudem etwa zwanzig Gräber, die von unterschiedlichen römischen Bestattungsgebräuchen zeugen. Darunter sind sogenannte Kapuziner-Gräber (Cappuccina-Typ), in denen die Toten mit einer schlichten Abdeckung aus zeltförmig angeordneten Ziegeln begraben wurden. Zudem fanden die Forschenden sogenannte Enchytrismos-Gräber, in denen die Gebeine – meist von Kindern – in großen Amphoren bestattet wurden, sowie Kistengräber aus Ziegelwänden mit einem gemauerten Dach. In den Gräbern fanden die Archäologen Münzen, Öllampen und kleine Vasen aus Keramik. Diese zu verschiedenen Zeiten errichteten Grabformen sowie die Grabbeigaben legen nahe, dass die Römer die Nekropole vom Ende des ersten Jahrhunderts vor Christus bis in die mittlere Kaiserzeit im zweiten bis dritten Jahrhundert nach Christus durchgängig nutzten.

Foto eines Kistengrabes
Kistengrab. © Superintendanz für Archäologie Neapel

Gladiatorengrab und Römerstraße

Die Gräber und Grabbeigaben liefern wertvolle Informationen über das tägliche Leben, die Rituale und die soziale Dynamik der römischen Bewohner. So fanden die Archäologen in der Nekropole auch mehrere Inschriften in Marmortafeln. Eine dieser Gedenktafeln erinnert an einen Gladiator und belegt, dass diese Kämpfer in der römischen Gesellschaft hohes Ansehen genossen. „Die Funde fügen ein wichtiges Stück zu unserem Wissen über die Siedlungsgeschichte der Kolonie Liternum hinzu und stellen eine einzigartige Gelegenheit dar, die Erforschung der antiken Zivilisation und des historischen und kulturellen Kontexts der damaligen Zeit zu vertiefen“, sagt Superintendent Mariano Nuzzo.

Zudem verrät die Nekropole mehr darüber, wie die Römer die Landschaft veränderten und wie groß die Kolonie Liternum war. Denn die Gräber lagen wahrscheinlich einst an der antiken Via Domitiana, die von Süditalien nach Rom führte. Durch die Lage der Gräber erhoffen sich die Forschenden daher nun Hinweise auf den genauen Verlauf dieser wichtigen Römerstraße durch Liternum. Die Ausgrabungen sollen fortgesetzt und mit Archivmaterial abgeglichen werden, um mehr über dieses historisch und archäologisch wichtige Gebiet zu erfahren.

Quelle: Superintendanz für Archäologie, Bildende Kunst und Landschaft für die Metropolregion Neapel, Kultusministerium von Italien

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