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#Das Humboldt-Forum ist fertig eingerichtet

„Das Humboldt-Forum ist fertig eingerichtet“

Da stehen nun die Bronzen. Es sind exakt neun Köpfe und Figurengruppen auf einem dreistufigen gemauerten Podest, das für mindestens die dreifache Anzahl von Ob­jekten ausgelegt ist. Ringsum in dem Saal im dritten Stock des Humboldt-Forums, der der Kultur des afrikanische Königreichs Benin gewidmet ist, wird – unter geflissentlicher Vermeidung des Ausdrucks „Raubgut“ – die Erwerbungsgeschichte der Benin-Bronzen bis zu ihrer Restitution an Nigeria vor sechs Wochen erzählt. In einer Vitrine sieht man die beiden Thronhocker, die der damalige König von Benin schon in den Dreißigerjahren aus Deutschland zurückforderte. Daneben steht eine der Re­pli­ken, die seinerzeit von den Staatlichen Museen angefertigt wurden. Sie wirkt nicht grober, nur heller als die Originale. Aura kann auch eine Frage der Bemalung sein.

Es ist das ernüchternde Ende einer Debatte, die nach dem Richtfest für das Humboldt-Forum vor sieben Jahren be­gann und sich seither immer stärker um die Benin-Bestände zusammengezogen hat. Ih­ren ästhetischen Zauber, der noch in der Skulpturenausstellung „Unvergleichlich!“ im Bodemuseum im Mittelpunkt stand, haben die Bronzen heute weitgehend eingebüßt. Umso größer ist ihre Symbolkraft. Sie stehen stellvertretend für die Wiedergutmachung, die afrikanische und asiatische Staaten von Europa für erlittenes Unrecht fordern. Das Ethnologische Mu­se­um Berlin, dessen Sammlungen sich in der deutschen Kolonialzeit vervielfacht haben, spielt dabei eine Schlüsselrolle.

Die Beweislast zuungunsten der Museen

Dieselbe Rolle nimmt es freilich auch in der Konzeption des Humboldt-Forums ein. Das Fo­rum ist um die Schätze des Ethnologischen und des Asiatischen Mu­se­ums he­rum­ge­baut. Als es vor zwanzig Jahren ge­plant wurde, schien ihr bloßes Vorzeigen als Be­weis für die Weltoffenheit der Kulturnation Deutschland zu genügen. In­zwi­schen hat sich die Beweislast zuungunsten der Museen umgekehrt. Jetzt hängt ihre Zukunftsfähigkeit an ihrer Be­reit­schaft, ih­re Stücke zurückzugeben oder von Kuratoren aus den Herkunftsländern neu deuten zu lassen. Das Humboldt-Forum ist, wie es Hermann Parzinger, der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, bei der Vorstellung der neuen Museumssäle im Ostflügel ausdrückte, vom Ausstellungs- zum Aushandlungsraum geworden.

Die Folgen sieht man in den oberen Stockwerken des Ostflügels, mit deren Einrichtung der Eröffnungsreigen im Berliner Schloss nach zwei Jahren endlich abgeschlossen ist, an vielen Stellen. Im zweiten Obergeschoss ist eine temporäre Schau über Tansania mit dem Titel „Leerstellen ausstellen“ aufgebaut. In ihr sind die Ob­jek­te, die zum größten Teil aus der deutschen Kolonie Ostafrika nach Berlin ge­langten, nur auf Fotos zu sehen, dafür werden ihre Bedeutung und Provenienz in langen dreisprachigen Kommentaren diskutiert. Bei der Vorbesichtigung erklärten die beiden Kuratorinnen, sie seien sich be­wusst, dass sie einen „weißen“, westlichen, von „kolonial-rassistischen“ Einflüssen ge­prägten Blick auf ihr Thema geworfen hätten. Das klingt wie eine jener Bußformeln, mit denen sich vor hundert Jahren Kommunisten bürgerlicher Herkunft dafür entschuldigten, dass sie als Kinder von Klassenfeinden für die Sache des Proletariats kämpften. Die Begriffe haben sich ver­än­dert, der Gestus ist geblieben.

Wie ein Film aus Stein: Die Abgüsse der Tempelreliefs aus Angkor Wat


Wie ein Film aus Stein: Die Abgüsse der Tempelreliefs aus Angkor Wat
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Bild: Staatliche Museen zu Berlin

Die öffentliche Fixierung auf Afrika tut der Arbeit der Museen im Humboldt-Forum Unrecht. Es gibt Sä­le in den neu eröffneten Bereichen, die den Besucher mit ih­ren Schätzen überwältigen. Fast alle zeigen Exponate aus Ostasien und Lateinamerika. An der Hofseite im dritten Stock sitzt man zwischen den übermannsgroßen Ballspiel-Stelen der Cotzumalhuapa-Kultur im heutigen Guatemala wie in einem mythischen Resonanzraum. Ein Stockwerk höher kann man die fast fünfzig Meter langen Abgüsse von Tempelreliefs aus Angkor Wat wie ei­nen steinernen Film an sich vorbeiziehen lassen. Die Abgüsse wurden 1983 nach Vorlagen aus dem neunzehnten Jahrhundert gefertigt, sie bewahren einen Erhaltungszustand, der an den historischen Stätten selbst schon Vergangenheit ist.

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