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#Rückblick auf ein Horrorjahr

Rückblick auf ein Horrorjahr

Verglichen mit dem, was Stefan Schulte im Mai vergangenen Jahres in seiner Rede zur Hauptversammlung vorzutragen hatte, konnte der Vorstandschef der Fraport AG zum Auftakt der diesjährigen Aktionärsversammlung am Dienstag tatsächlich von einem „Anlass zu Optimismus“ sprechen. Das hat allerdings damit zu tun, dass vor einem Jahr unmittelbar vor dem Treffen seiner Aktionäre das Wirklichkeit geworden war, was kurz zuvor noch als absurdes Katastrophen-Szenario eingeordnet worden wäre: Die Corona-bedingten Reisebeschränkungen in aller Welt hatten im April 2020 die Passagierzahlen am Frankfurter Flughafen abstürzen lassen auf zwei Prozent des Aufkommens des April 2019, als noch keine Corona-Krise herrschte.

Schultes Optimismus ist etwas verhaltener als der des Flughafenverbands Airport Council International: Die europäische Sektion des ACI, die rund 5000 Flughäfen in 46 europäischen Ländern repräsentiert, prognostiziert, dass schon 2024 wieder das Vorkrisenniveau von 2019 erreicht werden könne. Schulte geht davon aus, dass das eher bis 2026 dauern wird. Ungeachtet dieser Unterschiede ist auch er überzeugt, dass mit den steigenden Impfquoten  die Passagier- und Verkehrszahlen wieder deutlich in die Höhe gehen werden. So rechnet er in Frankfurt nach 19 Millionen Fluggästen im vergangenen Jahr mit bis zu 25 Millionen in diesem. Dabei traut er der Ferienfliegerei eine sehr viel schnellere Erholung zu als der Geschäftsfliegerei, die womöglich teilweise durch digitale Konferenzen ersetzt werde.

„Die Chance des Neustarts optimal nutzen“

Das Konzernergebnis wird Schulte zufolge in diesem Jahr immer noch negativ ausfallen, aber nicht so desaströs wie 2020, als ein Minus von 690 Millionen Euro zu Buche stand. Eine Dividende wird es weder für 2020 noch für 2021 geben.

Dass damit die Aktionäre – darunter das Land Hessen und die Stadt Frankfurt– leer ausgehen, konnte Schulte mit einer Beschreibung der drastischen Maßnahmen zur Krisenbewältigung plausibel erläutern: Auf den Einbruch der Passagierzahlen um bis zu 98 Prozent reagierte der Flughafenbetreiber unter anderem mit dem Abbau von 4000 der 22.000 Arbeitsplätze bei Fraport. Dieser ist bereits weitgehend vollzogen, vor allem mit Hilfe von Abfindungs- und Altersteilzeitregelungen. Ein Großteil der verbliebenen Belegschaft ist mehr oder weniger seit Beginn der Krise in Kurzarbeit. Schulte sagte, dass man die Zeit der Krise auch genutzt habe, um effizientere Strukturen zu schaffen. Das ermögliche es, die Chance des Neustarts optimal nutzen zu können.

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Unmittelbar nach Beginn der Krise hatte Fraport das Terminal 2 und die Nordwest-Landebahn geschlossen – kurzzeitig auch die Startbahn 18 West. Passend zur optimistischen Botschaft der Hauptversammlung hat Fraport am Tag des Aktionärstreffens das Terminal 2 und die Landebahn Nordwest wieder geöffnet. Letzteres hat auch die Bürgerinitiativen gegen den Fluglärm und den Flughafenausbaus aus dem Süden Frankfurts wieder auf den Plan gerufen. Da die Hauptversammlung zum zweiten Mal digital abgehalten wurde, protestierten sie nicht vor der Jahrhunderthalle, wie sonst üblich, sondern mit Kundgebungen in der Innenstadt und zuvor an der Landebahn. Sie wollen die Nordwest-Piste ganz schließen oder allenfalls als Überlauf genutzt wissen.

Möglichst schnell klimaneutral werden

Das allerdings ist für Fraport-Chef Schulte keine Option, würde doch damit das gesamte milliardenschwere Ausbauprojekt am Flughafen konterkariert. Und so wird auch das im Bau befindliche Terminal 3 im Süden des Flughafenareals in Betrieb gehen, allerdings krisenbedingt erst 2026. Das gilt ebenso für den Flugsteig G, der ursprünglich vor dem eigentlichen Terminal mit den anderen beiden Fingern Passagiere aufnehmen sollte.

Ungeachtet dessen nutzte Schulte intensiver als in früher die Hauptversammlung, um zu erläutern, dass auch der Flughafen und die gesamte Luftverkehrsbranche intensiv daran arbeite, möglichst schnell klimaneutral zu werden. Der Flughafen selbst will das „spätestens bis 2050, möglichst früher schaffen“, wie Schulte sagte – auch mit den Einkauf von Ökostrom und Photovoltaikanlagen auf Gebäuden.

Es sei zugleich klar, dass die Kohlendioxid-Belastung durch Flugzeuge schwieriger zu reduzieren sei. Aber etwa der Frankfurter Hauptkunde Lufthansa zeige, dass er nicht einfach die Flotte krisenbedingt verkleinere, sondern zugleich verbrauchsärmere und leisere Flugzeuge anschaffe. Gemeinsam mit der Politik müsse man weg vom fossilen Kerosin hin zu synthetischem Treibstoff zu kommen. Das sei mit der Power-to-Liquid-Technologie möglich, sagte Schulte. Er weiß allerdings auch, dass es noch etliche Jahre dauern wird, bis solcher nahezu klimaschonender Treibstoff in den benötigten Mengen zur Verfügung steht.

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