#Rückschlag für Hamilton, Überraschung um Hülkenberg
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„Rückschlag für Hamilton, Überraschung um Hülkenberg“
Eine Überraschung in der Formel 1? Doch, das gibt noch. Selbst wenn Mercedes, wie am Samstag, wieder gewohnt das Qualifikationstraining für den Großen Preis der Eifel an diesem Sonntag (14.10 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Formel 1 sowie bei RTL und Sky) beherrschte. Diesmal gelang dem Finnen Valtteri Bottas die schnellste Runde vor seinem Teamkollegen Lewis Hamilton (England), der den Niederländer Max Verstappen im Red Bull nur knapp schlug.
Wenig Neues also an der Spitze. Aber schon der Auftritt von Ferrari ließ den geneigten Fan aufblicken: Charles Leclerc auf Rang vier. Die Scuderia hat wieder ein bisschen Boden gut gemacht, wenn auch Sebastian Vettel mit rund 0,5 Sekunden Rückstand im zweiten Durchgang hinter dem Teamkollegen Elfter wurde. „Ich habe die Zeit im ersten Sektor verloren, ich bin nicht sicher, warum. Es hat sich eigentlich ganz gut angefühlt“, sagte Vettel und schaute sparsam.
Von Null auf 300 in ein paar Stunden
Die größten Augen machten am Samstag zunächst die Anhänger des Rennstalls Racing Point. 48 Minuten vor Beginn des Startplatzrennens gab das Team den Einsatz von Nico Hülkenberg bekannt als Ersatz für den sich „unwohl fühlenden“ Kanadier Lance Stroll. Hülkenberg tat, was ihm schon einmal gelang in dieser Saison, als er allerdings viel besser vorbereitet war: Er sprang aus dem Studio des Fernsehsenders RTL in Köln quasi unvorbereitet in den 1000 PS starken Boliden. Das Ergebnis erstaunte nicht, bei aller Überraschung: 20., Letzter.
Von null auf 300 in ein paar Stunden? Das wäre eher langsam für die Formel 1. Aber selbst für einen verdienten Rennfahrer mit 178 Grand Prix auf dem Buckel öffnen sich nicht sofort alle Tore, wenn die Königsklasse ruft. Hülkenberg musste zuerst die Corona-Hürden der Formel 1 überwinden, bevor er in den Boliden von Lance Stroll klettern durfte. Das war kein Test auf Herz und Nieren, aber auf das Virus Sars-CoV2. Auch das Testteam am Nürburgring kann Formel-1-Tempo anschlagen. Kaum hatte Hülkenberg seinen Sportwagen vor den Toren der Rennstrecke mit laufendem Motor stehen lassen, musste er schon den Mund aufmachen und einen Nasenflügel anbieten. Nach 90 Minuten gab das negative Ergebnis dem in der Regel positiven Emmericher freie Bahn zum dritten Einsatz dieser Saison in seinem ehemaligen Team.
Kampf um die Spitze: die beiden Mercedes-Piloten Lewis Hamilton (rechts) und Valtteri Bottas am Nürburgring
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Bild: EPA
Ohne eine einzige Trainingsrunde direkt aus der Teststation in die Box zu den Ingenieuren, wo er sich die Datenaufzeichnungen des Teamkollegen Perez zeigen ließ – und dann auf die Strecke. Zehn Minuten Bewährungszeit im ersten von drei Teilen des Qualifikationstrainings. Nach ein paar Gewöhnungsrunden zum Herantasten an das Limit des Autos kehrte er an die Box zurück, um „Luft“ zu holen für den Angriff auf den Sprung in die zweite Runde. Hülkenberg verbesserte zwar seine Rundenzeit gleich um ein paar Sekunden. Aber für die nötige Feinabstimmung, wie sie den Kollegen seit der letzten Runde Hülkenbergs in fünf Rennen, 15 Trainingseinheiten und fünf Qualifikationswettbewerben, also in Tausenden Kilometern, vergönnt war, reichte es nicht.
„Die ersten Runden waren ein Geeiere“
Hülkenberg war dennoch nicht enttäuscht. „Es hat sich einiges verändert, speziell an der Lenkung, die ersten Runden waren ein Geeiere, das Einlenktempo ist ganz anders. Ich muss mich erstmal umstellen. Das war ein wilder Ritt seit heute Morgen elf Uhr“, sagte der zweite Deutsche im Feld dem Fernsehsender RTL und zog guter Dinge davon. Denn schmerzhafter als ein Kaltstart für Racer wie Hülkenberg ist nur eines: das Zuschauen.
Im Sommer war das so, als Hülkenberg für Stammpilot Sergio Perez bei Racing Point einsprang. Ein positiver Test hatte den Mexikaner aus dem Rennen genommen. Hülkenberg überzeugte auf Anhieb in Training und Startplatzrennen im schnellen, von einem Mercedes-Antrieb beschleunigten Boliden. Aber am Tag das Großen Preises von England kam der 33jährige mit seinem Rennwagen nicht mal aus der Garage: Kupplungsschaden, Feierabend. Weil Perez aber zu seinem Schmerz positiv blieb, erhielt Hülkenberg eine Woche später auf derselben Rennstrecke zum Jubiläums-Grand-Prix der Formel 1 an ihrer Geburtsstätte vor 70 Jahren die zweite Chance. Er nutzte sie: Siebter.
Darf wieder Runden drehen: Nico Hülkenberg, hier im August in Silverstone
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Bild: dpa
Sein Aufritt überzeugte die Teamführung von Sebastian Vettels nächstem Arbeitgeber. Den angepassten Sitz hat der Rennstall im Gepäck, alle Daten sind gespeichert. Hülkenberg kennt das Auto und die Rennstrecke in der Eifel, seit 2013 erstmals wieder im Formel-1-Kalender, sowieso. Um mit dem Deutschen nachmittags in die Gänge zu kommen, reicht inzwischen ein Anruf am Vormittag.
Ob Hülkenberg zu seinem Startglück auch noch Fortune im Rennen erfasst, ist fraglich. Racing-Point hat an Tempo im Vergleich zur Konkurrenz verloren seit dem Sommer. Perez wurde Neunter. Hülkenberg nahm es mit Humor: „Alles andere als ein Sieg wäre enttäuschend, ehrlich gesagt.“ Das vorhergesagte Eifelwetter wird ihm kaum helfen: frisch, aber kein Regen. Eine Absage des Rennens ist deshalb nicht zu erwarten. Es soll weitgehend trocken bleiben, bei ein bisschen Sonnenschein.
Am Freitag hatten Nebelwände im Umfeld des Nürburgrings zur Absage des kompletten Trainings geführt. Die Premiere von Mick Schumacher beim Training der Formel 1 im Alfa Romeo fiel den Sicherheitsvorgaben zum Opfer. Weil der Rettungshubschrauber die Krankenhäuser nicht hätte anfliegen können und ein Krankenwagen länger als die vom Internationalen Automobil-Verband (Fia) vorgeschrieben maximale Zeit von zwanzig Minuten gebraucht hätte.
Damit sich das Desaster vom Freitag nicht wiederholt, hat die Fia die Vorgaben über Nacht geändert. „Für den Fall, dass sich die Wetterbedingungen wiederholen sollten, haben wir einen Landeplatz in drei Kilometer Entfernung von der Rennstrecke eingerichtet“, teilte ein Sprecher der Fia mit. Dort könne ein Verletzter vom Rettungswagen außerhalb der Stratuszone in den Hubschrauber verlegt werden. Diese Zone liegt tiefer als der Grand-Prix-Kurs. Dichter Nebel bilde sich dort in der Regel nicht.
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