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#Salvinis Erfolgsgarant wird zum Problem

Salvinis Erfolgsgarant wird zum Problem

Luca Morisi erlebt dieser Tage eine öffentliche Bloßstellung erster Klasse. Anfang dieser Woche hatte der 47 Jahre alte Spin-Doktor und Social-Media-Guru des früheren Innenministers Matteo Salvini seine Demission verkündet. Nicht nur als Chef der „la bestia“ (die Bestie) genannten Kommunikationsmaschine Salvinis, sondern auch von seinem Parteiposten in der von Salvini geführten rechtsnationalen Lega.

Matthias Rüb

Politischer Korrespondent für Italien, den Vatikan, Albanien und Malta mit Sitz in Rom.

Inzwischen weiß man, dass es sich bei den „persönlichen Gründen“, die Morisi für seinen Rücktritt genannt hatte, um eine Sex- und Drogenaffäre handelt. Die Staatsanwaltschaft Verona hat Ermittlungen wegen des Verdachts des Besitzes und des Handels mit Drogen eingeleitet. Morisi ließ über seinen Anwalt mitteilen, er habe nicht gegen Gesetze verstoßen. Aber er habe sich schwerer Fehltritte schuldig gemacht, für die er sich bei seinen Angehörigen und auch bei seinen Parteigenossen entschuldigen wolle.

Streit um die Bezahlung?

Der Vorfall ereignete sich mitten in den Ferien, am Vorabend von Ferragosto, dem katholischen Hochfest Mariä Himmelfahrt am 15. August, das den Höhepunkt der jährlichen Sommerfrische markiert. Offenbar hatte Morisi am Nachmittag des 13. August zwei junge Rumänen in seiner Wochenendwohnung in Belfiore, östlich von Verona im Tal der Etsch gelegen, empfangen.

Bei den 20 und 21 Jahre alten Männern handelte es sich um Prostituierte, mit denen Morisi über das Internet Kontakt aufgenommen haben soll. Zeitungen wollen von einem der Rumänen erfahren haben, dass ein Tarif von insgesamt 4000 Euro für die beiden vereinbart worden sei. Offenbar gab es hernach Streit ums Geld zwischen Kunden und Dienstleistern.

Er war maßgeblich an Matteo Salvinis Aufstieg beteiligt: Luca Morisi am 6. Oktober 2018 bei einer Konferenz in Turin


Er war maßgeblich an Matteo Salvinis Aufstieg beteiligt: Luca Morisi am 6. Oktober 2018 bei einer Konferenz in Turin
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Bild: Reuters

Einer der beiden Rumänen rief am Nachmittag des 14. August die Carabinieri nach Belfiore mit der Begründung, er sei soeben bestohlen worden. Im Fahrzeug der Rumänen fanden die Carabinieri aber zunächst einen Flacon mit der „Partydroge“ GHB. Die Rumänen gaben an, das Fläschchen habe ihnen ihr letzter Kunde gegeben beziehungsweise verkauft. Und zu dem führten sie die Carabinieri anschließend. Bei der Durchsuchung der Wohnung Morisis wurden zwei Gramm Kokain gefunden, versteckt in einem Buch, sowie Spuren von Kokainpulver auf mehreren Tellern festgestellt. Morisi wurde angezeigt, die Ermittlungen der Staatsanwälte in Verona laufen.

Parteichef Salvini vermutet, dass der „Caso Morisi“ nicht zufällig ausgerechnet in der Woche vor den Kommunalwahlen in gut 1300 Städten und Gemeinden vom 3. Oktober, darunter in Rom, Mailand, Turin und Neapel, ans Licht gekommen ist. Tatsächlich lag der Vorfall gut sechs Wochen zurück, ehe er durch offenkundige Durchstechereien aus Ermittlerkreisen an die Öffentlichkeit gelangte.

Salvini sagt, wenn Morisi einen Fehler begangen und womöglich das Gesetz gebrochen habe, müsse er „dafür bezahlen“. Im Übrigen handele es sich um eine Privatangelegenheit Morisis, auf die sich die linken Medien aus politischem Interesse stürzten, um der Lega und auch ihm persönlich als Vorsitzenden der Partei zu schaden. Er jedenfalls halte zu seinem Freund Morisi, gerade in Zeiten der Not.

Erfolg durch politisches Twitter-Feuer

Salvini und Morisi, beide Jahrgang 1973, kennen sich seit 2012. Im Dezember 2013 übernahm Salvini die Führung der damaligen Regionalpartei Lega Nord, die bei den Parlamentswahlen vom Februar 2013 auf vier Prozent der Stimmen abgestürzt war.

Der Aufstieg der Lega zur bestimmenden politischen Kraft des Landes mit einem Stimmenanteil von 17 Prozent bei den Parlamentswahlen im März 2018 und gar 34 Prozent bei den Europawahlen vom Mai 2019 ist ein Gemeinschaftswerk von Salvini und dessen „Internet-Guru“ Morisi. Nicht zuletzt dank der von Morisi und dessen Team garantierten Dauerpräsenz in den sozialen Medien – mit politischem Twitter-Feuer gegen Bootsmigranten und Drogendealer, aber auch mit Mitteilungen vom Küchentisch und vom Strand über Facebook und Instagram – gelang Salvini und seiner Partei der Gipfelsturm.

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Während Salvinis Amtszeit als Innenminister von Juni 2018 bis August 2019 waren bis zu zwanzig Leute unter Morisis Führung für Salvinis „Bestie“ im Einsatz. Salvini ging als Innenminister mit harter Hand gegen illegale Einwanderer und Drogenhändler vor. Mit tatkräftiger Hilfe Morisis teilte er grob gegen politische Gegner aus. Und er gerierte sich, obschon geschieden und in Begleitung wechselnder und immer jüngerer Lebenspartnerinnen, als Verteidiger traditioneller Familienwerte.

Dass der Lega-Chef zehn Jahre lang einen schwulen Spin-Doktor mit einem Drogenproblem beschäftigte, wird von Salvinis Widersachern nun genüsslich ausgeschlachtet. Für Morisi mag vor Gericht die Unschuldsvermutung gelten. Am Schandpfahl der Medien nützt ihm das nichts.

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