#Finanzmärkte in Aufregung: Die Inflation lebt
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„Finanzmärkte in Aufregung: Die Inflation lebt“
Ist das jetzt die Zeitenwende? 4,2 Prozent Inflation haben die USA für den April gemeldet. Während das Land nach Corona allmählich wieder öffnet, melden alle möglichen Branchen Nachschubprobleme und Preiserhöhungen. Große Teile der Industrie können nicht so viel produzieren wie nötig, weil Halbleiter und Kunststoffe fehlen. Die Transportkosten für Güter steigen, auch weil es an Schiffscontainern mangelt. Und dringend benötigte Rohstoffe wie Kupfer, Eisenerz oder Stahl sind teuer, manche so teuer wie nie. Auch in Deutschland klagt die Industrie. Dabei stehen zusätzliche Themen am Ende der Pandemie hierzulande erst noch bevor: überfüllte Hotels, die mit hohen Preisen ihre Verluste der vergangenen Monate wieder hereinholen wollen, eine überschießende Lebensfreude der Menschen nach Monaten des Darbens, die bereit sind, für ihr Vergnügen fast jeden Preis zu bezahlen. Die Inflation, so viel steht fest, ist nicht tot.
Dabei war sie schon fast vergessen. Seit Jahren bemühen sich die Notenbanken in jeder Krise mit immer neuen Ideen, die Preise nach oben zu treiben und eine Deflation, also sinkende Preise, zu vermeiden. Die Zinsen gingen Richtung null und noch darunter. Doch die Inflation kam nicht zurück. Und jetzt? Sind die aktuellen Preiserhöhungen die Vorboten einer Zeit, in der mit Inflation wieder zu rechnen ist – und vielleicht sogar mit nennenswerten Zinsen? Oder verschwindet die Inflation so schnell wieder, wie sie gekommen ist?
So viel ist klar: Für die kommenden Monate sind hohe Inflationsraten fast gesetzt. Das liegt nicht nur an den Anpassungsschwierigkeiten der Wirtschaft nach Corona. Es liegt auch daran, dass die aktuellen Preise mit einer sehr billigen Vergangenheit aus Pandemie-Zeiten verglichen werden. Der Ölpreis hat zum Beispiel inzwischen wieder sein Vor-Corona-Niveau erreicht, steht damit aber doppelt so hoch wie vor einem Jahr und trägt auf diese Weise zur Inflation bei. Von Juli an werden die Preise mit denen verglichen, die im vergangenen Jahr durch die Mehrwertsteuer-Senkung gedrückt waren. EZB-Direktorin Isabel Schnabel erwartet für Deutschland eine zeitweilige Inflationsrate von drei Prozent, und niemand widerspricht ihr ernsthaft. Auch die amerikanische Finanzministerin Janet Yellen, einst selbst Notenbankchefin, hat schon davor gewarnt, dass die Zinsen nicht ewig niedrig bleiben können.
Bleibt die Inflation so hoch?
Die Frage aber ist: Bleibt die Inflation so hoch? Unter Anlegern wachsen die Sorgen. Aktienkurse in Europa und Amerika sind in der vergangenen Woche zeitweise deutlich gefallen, die Renditen von Staatsanleihen gestiegen. Doch eine dauerhaft höhere Inflation ist noch längst nicht ausgemacht. Viele Notenbanker glauben, dass der Preisschub vorübergeht. Bundesbank-Präsident Weidmann sagte noch Ende März: „Ein dauerhaft stärkerer Anstieg der Inflation würde ein spürbar höheres Lohnwachstum voraussetzen. Das sehen wir derzeit nicht.“
Bisher rechnen die Deutschen mehrheitlich nicht mit einer hohen Inflation, auch die Gewerkschaften sind schwach – und selbst wenn sie große Lohnerhöhungen durchsetzen könnten: Dazu brauchen sie erst mal eine neue Tarifrunde. So ähnlich wie in Deutschland ist die Lage auch anderswo. Klaas Knot zum Beispiel, der Gouverneur der niederländischen Notenbank, sagt der F.A.S.: „Ich erwarte einen Inflationsschub in der zweiten Jahreshälfte. Ob dies nur vorübergehend sein wird, hängt davon ab, wie die Löhne reagieren werden.“ Vor Corona seien sie allmählich gestiegen, aber das sei durch die Pandemie unterbrochen. „Es ist daher recht unwahrscheinlich, dass wir in nächster Zeit Lohnforderungen sehen werden, die den Anstieg der Inflation dauerhafter machen würden.“
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