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#„Schneekind. Ein Schwarzwaldkrimi“ im ZDF: Im Drehbuch ist der Wurm drin

Emotionale Tiefkühlware: Im Schwarzwaldkrimi „Schneekind“ im ZDF gerät ein Verschickungskinder-Plot zum Feld-, Wald- und Wiesen-Vergeltungsthriller. Vermurkster geht es nicht.

Wie kann man eine Geschichte nur derart vergeigen? Dabei hat sich die Autorin Annette Reeker (unter ihrem Pseudonym Anna Tebbe) von historischen Vorgängen mit literarischem Potential inspirieren lassen. Es geht um Sanatorien für sogenannte „Kur-“ oder „Verschickungskinder“ in den Fünfziger- bis Achtzigerjahren, von denen einige auch im schmucken Freudenstadt angesiedelt waren, also in der Nachbarschaft mondäner Paläste wie dem Hotel Waldlust.

Für viele der „Verschickten“ war der Aufenthalt eine Qual, ausgesetzt den Demütigungen durch stärkere Kinder, dem Missbrauch durch das teils sadistische Erziehungspersonal sowie abscheulichen Medikamentenversuchen, wie die Pharmazeutin Sylvia Wagner und die Pädagogin Anja Röhl aufgearbeitet haben.

Ehemalige Heimkinder, Täter wie Opfer, in der Gegenwart hart aufeinanderprallen zu lassen, ist keine schlechte Idee. Und auch das gruselige Stimmenhören in den Ruinen der Anlage hat etwas für sich, kann es doch auf die psychische Disposition der Versehrten zurückgeführt werden.

Psychologischer statt magisch-spiritueller Humbug

Das ist vielleicht die beste Nachricht über den Zweiteiler „Schneekind“: dass sich diese dritte Episode der lockeren Mysterykrimireihe „Ein Schwarzwaldkrimi“ des ZDF (gemeint ist die deutsche Variante von Mystery, also Holzhammersymbolik und Legendenschmu) von der vorherigen – „Waldgericht“ (2021) – wohltuend dadurch unterscheidet, dass der magisch-spirituelle Humbug deutlich zurückgefahren wurde. Leider hat man ihn durch psychologischen Humbug ersetzt.

Eigentlich ist Maris Bächle (Jessica Schwarz) die falsche Ermittlerin im Falle der eigenartigen Morde mit einem mobilen Schockfroster, die offensichtlich auf Kindheitstraumata Bezug nehmen. Schließlich ist sie selbst ein psychisch angeknackstes Höhlen-Findelkind, Spitzname „die Hauser“. Sie gerät seelisch bald an ihre Grenzen, weshalb sie ununterbrochen betroffen dreinblickt; da hilft auch kein Flirt mit dem Stadtarchivar.

Da ist nicht mehr viel zu heilen

Verzweifelt entschlossen radelt und stapft sie durch den Wald, immer wieder zur Kinderheimruine, wo sie dann allerdings niemand zu suchen gedenkt, als sie eines Tages verschwindet, auch nicht der zugewandte Kollege Konrad Diener (Max von Thun). Zu Beginn des Films inspizieren die beiden den ersten Toten im Wald: Gefesselt und tiefgefroren (mit Gefrierbrand) sitzt er an einen Baum gelehnt, ein Auge mit einem Schneeflocken-Obsidian verdeckt; für Esoteriker ein Heilstein gegen negative Energien, obwohl hier nicht mehr viel zu heilen ist. Dem Toten gegenüber schmilzt – mitten im Sommer – ein Schneemann aus Kunstschnee. Mehr Inszenierung geht nicht. Messerscharf kombiniert Bächle/Hauser: „Wie ’ne Inszenierung.“

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