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#Schnell Handeln statt „Blablabla“

Schnell Handeln statt „Blablabla“

Einen Erfolg kann Glasgow schon feiern: In der Antarktis wurde soeben ein Gletscher nach der schottischen Stadt benannt, genauer nach der Weltklimakonferenz, die dort begonnen hat. In dieser und der nächsten Woche wollen die 25.000 Teilnehmer aus fast 200 Ländern auf der COP26 genannten Veranstaltung dafür sorgen, dass die Anstrengungen zur Rettung des Weltklimas verschärft werden, einerseits mit strengeren politischen Verpflichtungen, andererseits mit konkreten Mechanismen gemäß dem Regelbuch aus dem Pariser Klimavertrag von 2015.

Die Erwartungen an „Glasgow“ waren in den letzten Tagen gedämpft. Viele Klimakämpfer halten die Ankündigungen des G-20-Gipfels vom Wochenende in Rom für zu schwach. Denn die Staats- und Regierungschefs haben sich dort zwar zu dem Ziel bekannt, die Erderwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts auf 1,5 Grad gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Das müsse nicht nur „wenn möglich“ erfolgen, wie es noch in Paris geheißen hatte, sondern „in Reichweite“ gebracht werden. Im Detail aber gab es nur vage Zusagen, etwa jene, die Welt bis „Mitte des Jahrhunderts“ treibhausgasneutral zu machen. Man kann „Rom“ aber auch Positives abgewinnen. Denn „in Reichweite“ heißt bestenfalls, die Treibhausgasemissionen bis 2030 stärker zurückzufahren. Genau das fordert die Wissenschaft.

Zudem hatte sich China kürzlich verpflichtet, keine Kohlekraftwerke mehr im Ausland zu finanzieren. Auch dass die USA ins Pariser Klimaabkommen zurückgekehrt sind und Präsident Joe Biden sowohl in Rom als auch in Glasgow mitarbeitet, sind gute Nachrichten. Unmittelbar vor den Doppelkonferenzen von Rom und Glasgow hatten Kanada und Deutschland zudem Klarheit in die Finanzierung gebracht, die neu geordnet werden muss. Nun steht fest, dass die Entwicklungsländer für Klimaschutz und Anpassung erst 2023 die von den Industriestaaten schon für 2020 zugesicherten 100 Milliarden Dollar jährlich erhalten werden. In Glasgow wird es darum gehen, ob die fehlenden Beträge nachträglich gezahlt werden.

„Wir steuern immer noch auf eine Klimakatastrophe zu“

Ein weiterer zentraler Debattenpunkt lautet „Schäden und Verluste“. Dabei geht es darum, inwieweit die Industriestaaten aufgrund ihrer „historischen Klimaschuld“ in den Entwicklungsländern haften. Einige große Nationen wie Indien müssen überdies ihre nationalen Klimaschutzbeiträge (NDC) auf der Konferenz aktualisieren. Auch von Brasilien wird mehr erwartet. Aber nachdem China in der vergangenen Woche mit seinen neuen NDC enttäuscht hatte, könnten die Verschärfungen bescheiden ausfallen.

Dabei mangelt es an guten Absichten nicht, wie am Montagmittag deutlich wurde. Zur Begrüßung sagte der britische Premierminister Boris Johnson, dass es darum gehe, die „Bombe“ der Klimakatastrophe im letzten Moment noch zu entschärfen. Er machte sich dabei Formulierungen der Fridays-For-Future-Bewegung und ihrer Gründerin Greta Thunberg zu eigen, die seit Samstag in Glasgow ist. Alle Versprechungen seien nur „Blablabla“, so Johnson, „es sei denn, wir gehen den Klimawandel auf der COP26 in Glasgow endlich wirklich an – und das können wir.“


Die Welt habe die Technik und könne auch das nötige Geld aufbringen. „Die Frage ist, ob wir den Willen dazu haben“, so Johnson. UN-Generalsekretär António Guterres stellte klar: „Wir steuern immer noch auf eine Klimakatastrophe zu.“ Alle Staaten müssten aus der Kohle aussteigen, ihre Hilfen für fossile Brennstoffe beenden und einen Preis für alle Arten von Emissionen festlegen. Bekenntnisse zum Klimaschutz gaben auch US-Präsident Joe Biden und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ab. Anders als in Rom wurde sie diesmal nicht von ihrem möglichen Nachfolger Olaf Scholz (SPD) begleitet.

Aktivisten sind unzufrieden

Mit solchen Auftritten wollen die Politiker dem Vorwurf begegnen, es gebe in Rom und Glasgow zwar große Worte, aber wenig Greifbares. Genau das trägt zu schlechter Stimmung unter den Klimaaktivisten bei, die zu Tausenden nach Schottland gereist sind. Einige von ihnen hatten in Glasgow am Samstag protestiert, weitere Demonstrationen werden erwartet.

In der „Grünen Zone“ neben dem offiziellen Veranstaltungsgelände, wo die NGOs zusammenkommen, herrscht Unzufriedenheit. „Da drüben tagen wieder einmal alte weiße Männer, die sollten nicht über unsere Zukunft entscheiden“, sagt eine polnische Umweltkämpferin. Sie wünscht sich Volksentscheide, zum Beispiel zum Kohleausstieg. Ein junger Kanadier mit blaugelber Ponyfrisur, der in Heidelberg studiert, lobt die scheidende Bundesregierung: „Frau Merkel war zwar konservativ, aber immerhin hat sie euch von der Atomkraft befreit.“ Unter der vermutlich neuen Bundesregierung laufe es auf einen früheren Kohleausstieg hinaus. „100 Prozent erneuerbare Energien, das muss das Ziel für die ganze Welt sein“, sagt er.

Die Kärrnerarbeit wird in Glasgow, wie in allen „COPs“ zuvor, nicht von den Gipfeln, sondern in zähen Verhandlungen geleistet. Zu deren wichtigstem Teil setzen sich kommende Woche die Umweltminister zusammen. Svenja Schulze (SPD) reist wegen der Koalitionsverhandlungen erst spät an. Es geht um Fragen der Transparenz und Überprüfung der nationalen Treibhausgasminderungen, um die Angleichung der Zeiträume für die Evaluierung und Verschärfung und schließlich um die Übertragung von Emissionszertifikaten über Ländergrenzen hinweg.

So wollen Länder wie Brasilien alle Programme zum Regenwaldschutz selbst dann auf dem eigenen Klimakonto anrechnen, wenn die Arbeit und das Geld von Staaten oder Unternehmen aus dem Ausland gekommen sind. Neben den großen politischen Fallstricken, denen sich der Gipfel am Montag und Dienstag widmet, gibt es von Mittwoch an also auch viele kleine Stolpersteine. Ob die Welt klimapolitisch strauchelt, ob sie stürzt oder sich doch noch fängt, das ist die Grundfrage in Glasgow.  

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