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#Schnelltest in der Bierschwemme

Schnelltest in der Bierschwemme

Endlich ist mal wieder was los an diesem Mittwochmorgen im „Eventraum“ der Brauerei Ottakringer. Doch die Theke in Wiens größtem Brauhaus bleibt verwaist, die Zapfhähne für „Gold Fassl“ und „Zwickl“ bleiben zu. Denn die Bierschwemme wird zur Teststraße.

Andreas Mihm

Ein Dutzend Beschäftigte stehen vor dem Anmeldeschalter, pflichtgemäß mit Abstand und FFP2-Maske. In der Ecke zur Hofseite ist aus gelben Bierkästen eine Trennwand aufgestapelt. Dahinter die Teststation. Zwei in weiße Ganzkörperanzüge gewandete Sanitäter, auf dem Tisch ein Laptop, Testkits, Desinfektionsmittel, eine Rolle Küchenpapier. Nach und nach kommen die Probanden, nehmen vor der Kastenwand Platz, bekommen das Wattestäbchen in die Nase geschoben und fertig.

Die Sieben-Tage-Inzindenz ist in Österreich weiterhin hoch und seit der Öffnung des Lockdowns vorige Woche leicht steigend. Da will man zumindest beim Testen ganz vorne sein. Mehr als eine Million Tests in einer Woche, drittbester Wert in der Welt, zitiert das Radio die Regierung. Österreich hat Hunderte Gemeindesäle, Messehallen und Parkplätze in Walk- und Drive-in-Teststraßen umfunktioniert, lässt in Schulen und Apotheken auf Staatskosten nach dem Virus fahnden. Da will die Wirtschaft nicht hintanstehen.

„Die Pandemie bestmöglich kontrollieren“

In 910 Betrieben würden schon Schnelltests durchgeführt, teilen die halbstaatliche Wirtschaftskammer Österreich und die privat organisierte Industriellenvereinigung (IV) einträchtig mit. Damit würde 415.000 Beschäftigten ein unbürokratischer und niedrigschwelliger Zugang ermöglicht, sagt IV-Generalsekretär Christoph Neumayer.

Der Generalsekretär der Wirtschaftskammer, Karlheinz Kopf, sagt: „Möglichst flächendeckende Testungen und Zutrittstests sind weiterhin die wesentlichen Mittel, um symptomlose Infizierte zu identifizieren, Infektionsketten rasch zu unterbrechen und damit die Pandemie bestmöglich zu kontrollieren.“ Er hofft, dass die Zahl der teilnehmenden Betriebe weiter steigt.

Derzeit sind 15 Prozent der 6200 Unternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten. Von dieser Zahl an ist ein Betriebsarzt vorgeschrieben. Vielleicht könne man die Zahl der teilnehmenden Betriebe noch verdoppeln, sagt Kopf. In Wien hat die lokale Wirtschaftskammer mit der Stadtregierung PCR-Gurgeltests samt Kontroll-App für alle 60.000 städtischen Angestellten organisiert. Die Tests sollen von März an für alle Wiener kostenfrei über eine Drogeriekette ausgerollt werden.

Woanders ist das Ansteckungsrisiko viel größer

Solchen Aktivitäten hilft, dass die Regierung jeden betrieblichen Test seit Anfang der Woche mit 10 Euro bezuschusst. Apotheken bekommen 25 Euro. Gewinnen würden mit Schnelltest alle, heißt es: Betriebe, weil sie die Infektion besser draußen halten könnten, die Beschäftigten, weil ihnen der negative Test den Zugang zum Friseur und anderen Dienstleistern eröffne.

Bisher habe sich die Pandemie auf die Produktion kaum ausgewirkt, sagt Neumayer. Laut der Gesundheitsagentur Ages ereignen sich 6 Prozent der Infektionen am Arbeitsplatz. Im Haushalt, in der Freizeit und im Sozial- und Gesundheitsbereich sei das Ansteckungsrisiko viel größer.

„Als erstes Land in Europa setzen wir auch auf massive Testungen in den Schulen setzt“, sagt Bundeskanzler Sebastian Kurz. Somit nähmen nur getestete Schüler am Präsenzunterricht teil. Ziel sei es, so Kurz, durch so viel Testungen wie möglich das Infektionsgeschehen unter Kontrolle halten oder zumindest ein Wachstum der Infektionszahlen bestmöglich abfedern zu können.

„Das muss schneller gehen“

Oswald Wagner, Vizerektor der Medizinische Universität Wien, zitiert Berechnungen der ETH Zürich, die gezeigt haben, dass, wenn ein Viertel der Bevölkerung einmal wöchentlich getestet wird, die Infektionsrate oder dieser R-Wert um 40 Prozent sinkt. „Das heißt, wenn der heute bei 1 liegt, also ein Infizierter eine weitere Person infiziert, so würde es bei einer Viertel getesteten Bevölkerung pro Woche dazu führen, dass der R-Wert auf 0,6 sinkt, was ein Effekt ist, der eigentlich, wenn das so stimmt oder wenn das wirklich dann so eintritt, wie ein Lockdown wirkt“, sagt Wagner. 

Zwei weitere Hoffnungen werden in Österreichs Wirtschaft mit den betrieblichen Schnelltests verbunden. Läuft das Prozedere gut, könnte später, wenn einmal genug Impfstoff vorhanden ist, in den Betrieben auch geimpft werden. Die andere Hoffnung ist, dass mit umfassenden und wiederholten Tests auch Gastronomie, Hotels und Kultureinrichtungen schrittweise wieder geöffnet werden könnten – früher als von der Regierung mit Ostern in den Raum gestellt. „Das muss schneller gehen“, sagt Kammer-Generalsekretär Kopf.

Auch Ottakringer-Braumeister Tobias Frank würde dem viel abgewinnen. Immerhin geht in normalen Zeiten die Hälfte seiner Bierproduktion an die – seit November geschlossenen – Gaststätten. Und während sein Blick durch den „Event-raum“ hin zur Teststation schweift, sagt er: „Ich würde gern andere Veranstaltungen hier machen.“

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