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#Schön gescheitert

Schön gescheitert

Was für eine schöne Spiegelreflexkamera! Und was für eine typische Nikon! Um so auf die aktuell mit Lieferfrist bis Anfang September angekündigte Nikon Z fc zu reagieren, muss man kein Freund der Marke sein. Man muss nicht einmal wissen, welchem Modell aus Analog­zeiten sie am ehesten ähnlich sieht: der Nikon FE, der FM oder der FM2. Es genügt, sie „klassisch“ zu finden und zu wissen: Tatsächlich ist diese kompakte Schönheit eine Z 50 im Kostüm einer Erfolgsserie der frühen Achtzigerjahre von Nikon.

Als der japanische Hersteller 2018 das Z-System mit einem neuen Bajonett und Vollformatsensoren in zwei spiegellosen Gehäusen startete, konnte keine Rede davon sein, dass dies etwa eine Pioniertat gewesen wäre. Vielmehr gehörte man zu denen, die ziemlich spät auf einen Zug aufsprangen, der längst von einer Lokomotive namens Sony gezogen wurde. Im Jahr darauf folgte bei Nikon die Z 50. Die hatte keinen FX-Sensor (24 × 36 Millimeter), sondern einen im APS-C-Format (bei Nikon DX geheißen), wohl aber das fürs größere Sensorformat dimensionierte Bajonett. Dieser Umstand lässt das ebenfalls im 80er-Jahre-Design gehaltene Objektiv Nikkor Z 2,8/28mm SE an der Z fc als Normalobjektiv mit 42 Millimeter KB-Brennweite ziemlich voluminös wirken. Dabei blickt es bei 52 Millimeter Filtermaß mit einer Frontlinse wie die eines Türspions in die Welt. Im Retrodesign der Version SE ist das für FX-Sensoren gerechnete Objektiv nur im Kit mit der Z fc für 1250 Euro erhältlich. Als zweites Objektiv wurde ein Nikkor Z DX 3,5–6,3/15–50 mm VR in Silber ausprobiert; ein Kit mit diesem Standardzoom kostet 1150 Euro.

Wenn dieses Objektiv für alle Fälle mit dem Nikon-typischen „Verkehrt-herum-Dreh“ angesetzt und mit einer ­weiteren Drehung am Tubus arbeitsbereit gemacht worden ist, hat man das erlebt, was die große Enttäuschung mit dieser Z fc ist. Zur Erläuterung sei hier eine Seite aus dem Netz zitiert, auf der die Nikon-Vergangenheit gefeiert wird: „Wenn über klassische Nikons geredet wird, steht eine Kamera auf einem der ersten Ränge: die Nikon FE. Sie ist etwas kleiner und leichter als die Vorgängermodelle Nikkormat und Nikon EL2, ist aber ebenfalls komplett aus Metall gefertigt.“ In der Tat: Mit einer Nikkormat am Schultergurt war man nie unbewaffnet unterwegs, denn sie wurde im Ernstfall zur mannstop­penden Keule. Und auch die EL2 überlebte entschlossen weiterfunktionierend einen Rollersturz. Wer die Z fc und das Nikkor 3,5–6,3/15–50mm VR arbeitsbereit macht, denkt: Huch nein, Plaste und Elaste.

Damit kein falscher Eindruck aufkommt: Mit beiden Optiken, dem 20-Megapixel-Sensor (15,7 × 23,5 Millimeter), einer bis ISO 204800 hinaufschraubbaren Empfindlichkeit, mit einem Hybridautofokus, der Phasen- und Kontrastmessung auf dem Sensor verbindet, mit 4k-Video und allerlei digitalen Stellschräubchen, kurz dem technischen Innenleben der Kamera, das ganz auf der Höhe der Zeit ist, gelingen sehr ansprechende Bilder. Aber die Z fc zielt doch auf einen Kundenkreis, der nicht bloß die technischen Daten abhaken will. Diese Kamera soll und will gefallen, als Accessoire genauso ihren Benutzern wie allen, die sie bewundern. Dass mit ihr hochwertige Bilder entstehen können, ist eine fast zweitrangige Selbstverständlichkeit. Auf das Wie kommt es viel mehr an. Und da muss man sagen: Anderen, namentlich etwa Fujifilm in der X-Serie, ist die Verschmelzung von Alt und Neu, von Digitaltechnik im Gewand vergangener Analogzeiten besser gelungen.

Ein Beispiel: Dass ein mustergültig verriegelbares Drehrad für die Empfindlichkeit die Position des Rückspulknopfs von anno dazumal übernimmt, geht völlig in Ordnung. Um aber das echte Old-School-Gefühl bieten zu können, wäre ein Blendenring am Objektiv viel wichtiger gewesen. Den aber sieht das Z-System nicht vor. Solange man die Nikon Z fc nur anblickt, ist sie ein schönes Zitat besserer Zeiten. Nimmt man sie zur Hand, ist sie in Haptik und Bedienung längst nicht so überzeugend. Und das ist nun mal ausgesprochen schade.

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