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#Schön trostlos: Ironische Ansichtskarten aus dem Risikogebiet Berlin

Schön trostlos: Ironische Ansichtskarten aus dem Risikogebiet Berlin

Während man in öden Provinzen wie Thüringen oder Niedersachsen noch über den Corona-Moloch Berlin feixt, zeigen die Berliner*innen mit Ansichtskarten und „Schönen Grüßen aus dem Risikogebiet“ postalisch einfach mal den Mittelfinger.

Jetzt bloß nicht umkippen! Diese Ansichtskarte zeigt, wie wild es im Risikogebiet Mitte zugeht. Corona lässt grüßen… Foto: gruesseausdemrisikogebiet.de

Als Urlaubsgäste sind Berliner*innen in diesen Herbstferien derzeit eher unwillkommen. Erst Recht, wenn sie ihren Wohnsitz in Bezirken wie Neukölln, Mitte oder Kreuzberg-Friedrichshain haben. Also dort, wo die Ansteckungsraten mit dem SARS-CoV-2-Erreger aktuell so hoch sind, dass diese Stadtteile von offizieller Seite zu besonderen Risikogebieten erklärt wurden. Doch Berlin wäre nicht Berlin, wenn der Spieß nicht einfach umgedreht würde: Dann bleiben wir eben hier! Und verschicken Postkarten mit den herzlichsten, hauptstädtischen Grüßen.

Die Postkarten zeigen die Berliner Corona-Welt

Über „Herzliche Grüße aus dem Risikogebiet“ dürfen sich demnächst wohl vor allem diejenigen freuen, die sich in Bundesländern wie Thüringen, Niedersachsen oder MeckPomm in Sachen Corona auf der sicheren Seite beziehungsweise der Insel der Seligen wähnen.

Und damit sie sich in ihrer Furcht vor dem Moloch Berlin auch richtig aalen können, sind die Ansichtsseiten der Postkarten ähnlich der klassischen Vorbilder mit fünf, sechs Bildchen versehen, die indes den Bewohner*innen der gleichermaßen öden wie fast virusfreien Provinzen einige Schauer über den Rücken jagen dürften: Aus Kreuzberg-Friedrichshain grüßen unter anderem eine die Straßenlandschaft abgestellte, leer gesoffene Bierflasche neben einem undefinierbaren, weggeworfenen Lumpenstück.

Auch die Friedrichshainer grüßen fröhlich aus ihrem Risikogebiet. Foto: gruesseausdemrisikogebiet.de

Auch Berlin-Mitte und Neukölln grüßen die Menschen außerhalb

Aus Mitte wünscht eine aus der Vogelperspektive aufgenommene Demo nebst Straßensperre sowie ein umgekipptes Leihfahrrad das Allerbeste. Und aus Neukölln grüßt die Ansicht auf einen zugemüllten Abfallkorb sowie der Blick in die verrufene U8. Nicht fehlen darf auf allen diesen Postkarten auch das Bild einer desinteressiert auf Berliner Pflaster fallen gelassenen Mund-Nasen-Maske, natürlich ein billiges Einweg-Produkt.

Es war der Musiker und Radiomoderator Magnus von Keil, der aus einer Laune heraus kürzlich auf die Idee mit den schrecklichen-schönen Ansichtskarten aus den Berliner Risikogebieten kam. Und es war Florian Kröckel, ein freier Produktionsleiter für Konzerte und Musikaufnahmen, der begierig nach diesem Geistesblitz schnappte – und die Postkartenvorlagen sogleich zu einer Druckerei schickte. Zu haben sind sie ab sofort über den Online-Shop gruesseausdemrisikogebiet.de. Es gibt sie aber auch analog: Hinter einem Verkaufstresen stilecht im Heimathafen Neukölln.

Grüße aus Neukölln, Berlins Corona-, Döner- und Müll-Hotspot! Foto: gruesseausdemrisikogebiet.de

Anti-Werbung mit Tradition

Ganz neu ist der Einfall mit der Anti-Werbung per Postkarte übrigens nicht. Der Grafiker Axel Völcker (Zeitschrift „Der Wedding“) hatte bereits vor sieben, acht Jahren Ansichtskarten zum Wedding entwickelt, die jedes Klischee zu dem multikulturellen Arbeiterbezirk genüsslich feierten. Zur Formel „Viele Grüße aus dem Wedding“ fiel der Blick auf ein verranztes Spielkasino im Regen, außerdem auf eine ältere Frau am Billig-Klamotten-Stand sowie einen Vorzeige-Türken im Kitschwohnzimmer. Woraufhin die Mieterinitiative Kotti & Co. in Kreuzberg übrigens sofort nachzog und eine Postkarte mit einer trostlosen Ansicht auf das Kreuzberger Zentrum, einer damals berüchtigten Betonburg, sowie einem tristen Blick aus dem Hochbahnhof konterte

Inhaltlich ganz so fern von den ursprünglichen Klassikern, den in Vor-Internetzeiten per Post verschickten Ansichtskarten mit vier, fünf Sehenswürdigkeiten aus einer Tourismus-Destination, sind die ironischen Postkarten aus Berlin übrigens nicht. Denn viel abtörnender als der ewige Blick auf Marktplätze mit Springbrunnen, Blumenbeeten in Parks oder Rathäuser in der Dämmerung sind auch die Bilder von zerbrochenen Bierflaschen oder abgehalfterten Bären-Darstellern nicht.

  • Hier könnt ihr die Karten kaufen!

Noch mehr liebevolle Grüße aus Berlin

Die Postkarte gehörte im alten Berlin zum Alltag dazu. Bevor Telefon und Internet die schnelle Nachricht und unverbindliche Kommunikation ablösten, war man auf sie angewiesen. Heute werden Postkarten gelegentlich noch aus dem Urlaub an die Großeltern verschickt, weil die ja kein Facebook und Instagram haben. Wir zeigen hier 12 kuriose Postkarten, die einiges über das Leben in Berlin vor etwa einem Jahrhundert erzählen.

Postkarten sind heute ja nicht mehr so angesagt. Andererseits gibt es noch immer Menschen, die lieber postalisch Urlaubsgrüße versenden als digital. Das Museum für Kommunikation widmet der Postkarte aktuell eine Ausstellung.

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