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#Schon Teilqualifikationen steigern die Jobchancen

„Schon Teilqualifikationen steigern die Jobchancen“

Das Unternehmen Linamar Powertrain hat an seinem Standort im sächsischen Crim­mitschau kürzlich 13 neue Werkzeug­mechaniker gewonnen. Natürlich nicht mal eben so: Es handelt sich um vormals un- und angelernte Mitarbeiter, die sich über fünf Jahre berufsbegleitend und Schritt für Schritt zu Fachkräften weitergebildet und am Ende die Abschlussprüfung bei der Indus­trie- und Handelskammer abgelegt ha­ben. Ende Februar erhielten sie ihren Facharbeiterbrief.

Die deutsche Wirtschaft hofft, dass sich wie in Crimmitschau bald noch mehr Menschen über Teilqualifizierungen weiterbilden. Diese dauern in der Regel zwei bis sechs Monate und gelten als niedrigschwelliges Angebot insbesondere für Geringqualifizierte. Eine neue Untersuchung von Forschern der Freien Universität Berlin im Auftrag der Bertelsmann Stiftung legt nun ebenfalls den Schluss nahe, dass diese Form der Weiterbildung nach dem Baukastenprinzip eine gute Idee ist. Wie Timm Bönke, Dominik Hügle und Luisa Hammer herausgefunden haben, ermöglicht eine Teilqualifizierung ähnliche Beschäftigungschancen wie eine komplette Umschulung auf einen anderen Beruf – obwohl Letztere in der Re­gel zwei Jahre dauert und teurer ist. Die Studie liegt der F.A.Z. vorab vor.

„Von Betrieben nachgefragt“

Anhand von Sonderauswertungen der Förderstatistik der Bundesagentur für Arbeit zeigen die Wissenschaftler, dass Teilnehmer von Teilqualifikationen ebenso schnell eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung finden wie Teilnehmer einer Umschulung. Auch nach zwei Jahren sind die Quoten mit jeweils über 70 Prozent im Bereich der Arbeitslosenversicherung und über 40 Prozent in der Grundsicherung na­hezu gleich auf. Zwischen den verschiedenen Gruppen von Teilnehmern gibt es zwar große Unterschiede: Menschen mit Berufsabschluss nehmen im Anschluss an die Weiterbildung häufiger eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung auf als Menschen ohne Berufsabschluss. Wer vorher nicht ar­beitslos war, findet eher Arbeit als je­mand, der arbeitslos war. Diese Unterschiede gibt es jedoch bei beiden Weiterbildungsformen – grundsätzlich sei keine Maßnahme der anderen überlegen, schreiben die Autoren.

Ins vollständige Bild gehört, dass die Beschäftigungsquoten einiger Teilnehmergruppen recht enttäuschend sind, insbesondere im Bereich der Grundsicherung. Auch das gilt aber für Teilqualifizierungen und Umschulungen glei­chermaßen. Auf welchem Qualifika­tions­niveau die Menschen arbeiten, schlüsselt die Studie nicht auf.

Nach Ansicht der Bertelsmann Stiftung sollten Teilqualifikationen noch stärker in den Fokus der Weiterbildungspolitik rücken. „Sie werden von Betrieben nachgefragt, können schnell erworben werden, führen zu einem er­folgreichen Jobeinstieg und – Schritt für Schritt – flexibel zu einem vollwertigen Berufsabschluss“, sagt Weiterbildungsfachmann Roman Wink. Zudem sei wegen der angespannten Finanz­lage eine Konzentration der Weiterbildungsbudgets auf besonders effiziente Maßnahmen nötig. Den Autoren zufolge kostet eine Teilqualifikation je nach Zielberuf durchschnittlich 5000 bis 9000 Euro je Teilnehmer, eine Um­schulung 25.000 bis 40.000 Euro.

In der Praxis spielen Teilqualifizierungen bislang eher eine untergeordnete Rolle, wenngleich die Zahl der Teilnehmer stark wächst: Sie hat sich von rund 5000 im Jahr 2010 auf rund 15 000 im Jahr 2020 verdreifacht. Umschulungen bei einem Bildungsträger verzeichnen allerdings jährlich zwischen 30.000 und 50.000 Teilnehmer. Um das Modell voranzutreiben und die Qualität zu si­chern, entwickeln die Arbeitgeberverbände und die Bildungswerke der Wirtschaft gemeinsam einheitliche Standards für Teilqualifizierungen, die am Ende zu einem anerkannten Berufsabschluss wie dem Mechatroniker oder dem Bürokaufmann führen. Ein ähn­liches Ziel verfolgt die im Rahmen der Nationalen Weiterbildungsstrategie eben­falls vom Bundesbildungsministerium geförderte Initiative „Chancen nutzen“ des Deutschen Industrie- und Handelskammertags.

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