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Schuh mal an

Das Wort chaussures verwendet Christian Louboutin nur ungern für seine Schuh-Kreationen. Souliers nennt er sie – eine Bezeichnung, die auf die französische Tradition der vornehmen Schuhmacherei verweist und im Wort die Noblesse der Träger sowie des Handwerks mitschwingen lässt. Ein Soulier schmiegt sich an den Fuß und wird gewissermaßen Teil des Körpers, während ein bloßer Schuh banale Zweckmäßigkeit suggeriert. Der Rest der Welt sagt längst einfach Louboutins, denn die hochhackigen Laufkunstwerke aus Paris, die Anfang der neunziger Jahre von Madonna oder Caroline von Monaco entdeckt und über Hochglanzmagazine bekannt wurden, sind mehr als außergewöhnlich entworfene Schuhe. Kaum eine Ausgabe der „Vogue“ ohne Beinsilhouetten, die in Louboutins enden.

Diese Absätze sichern Christian Louboutin seinen Absatz. Der Schuhmacher, der 1963 oder 1964 in Paris geboren wurde, macht seit seinen Berufsanfängen schnelle Schritte: 1991 gründete er seine Boutique an der Rue Jean-Jacques Rousseau, mittlerweile sind 160 weitere Geschäfte hinzugekommen. Die Kosten für ein Paar sind hoch dreistellig, oft vierstellig. Sie kleiden die Füße der Reichen und Schönen von Melania Trump bis Uma Thurman. Manche von ihnen mögen sie nicht mal im Jenseits ablegen: Aretha Franklin wurde mit feuerroten Louboutins in einem goldenen Sarg zu Grabe getragen.

Alles beginnt mit einer Zeichnung

„L’Exhibitioniste“ heißt die Ausstellung, die von Christian Louboutin selbst, gemeinsam mit dem Kurator Olivier Gabet, im Pariser Palais de la Porte Dorée in Szene gesetzt wurde. Sie folgt den Spuren seiner Schuhe. Wie der zweideutige Titel sagt, soll die Ausstellung mehr sein als eine retrospektive exhibition, auch wenn immerhin 350 Modelle aufwendig wie kostbare Skulpturen ausgestellt werden. Die umfangreiche Schau ist persönlich, bewusst egozentrisch und insofern auch exhibitionistisch. Denn Christian Louboutin führt den Besucher in das eklektische Reich seiner Ideen und Inspirationen. Sie kommen aus der Geschichte, von Reisen und anderen Kulturen, aus Kunst und Kunsthandwerk, Theater, Tanz und Film. Dabei hat er das Talent eines Zaubermeisters, der die perfekte Linie seiner souliers hier mit einer Blüte krönt, dort mit Kristallen, Federn, Stickereien oder Aufsätzen aller Art vollendet und dazu phantastische Absatz-Variationen kreiert.

Christian Louboutin ist der bekannteste französische Schuhmacher.


Christian Louboutin ist der bekannteste französische Schuhmacher.
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Bild: Andreas Pein

Vom ersten Raum an, der unumgänglich in Rot getaucht ist, betritt man Louboutins Welt wie ein Labyrinth der Kreativität. Die faszinierende Reise führt in eine Wunderkammer, in deren Mitte ein riesiger kristallener Escarpin unter einem Baldachin thront, in ein bhutanisches Theater, zu Entwürfen für David Lynchs Schuhfetischismus oder in die witzig verfilmte Werkstatt eines Schuhdesigners. Die Ausstellung endet in einem imaginären Museum mit Werken, die den Designer beeindruckt haben oder in seiner privaten Sammlung begleiten. Direkt oder indirekt stehen sie am Ursprung seiner Modelle.

Christian Louboutin führt den Besucher in das eklektische Reich seiner Ideen und Inspirationen.


Christian Louboutin führt den Besucher in das eklektische Reich seiner Ideen und Inspirationen.
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Bild: eva-maria lopez

Zu jeder Welt gehört ein Gründungsmythos – im Reich der Louboutins gibt es gleich zwei. Der erste fängt dort an, wo die Ausstellung stattfindet. In seiner Jugend lebte Christian Louboutin gleich neben dem Palais de la Porte Dorée, einem Meisterwerk des Art déco, das 1931 zur internationalen Kolonialausstellung erbaut wurde. Regelmäßig besuchte er das tropische Aquarium und die damals noch dort ausgestellten Sammlungen afrikanischer und ozeanischer Kunst. Sein Auge schulte sich an dem großen Wandrelief von Alfred Janniot oder den Möbeln von Jacques-Émile Ruhlmann. Aber am Eingang stand auch ein merkwürdiges Verbotsschild, auf dem die Zeichnung eines hochhackigen Pumps durchgestrichen war – der Mosaikboden sollte von Pfennigabsätzen verschont bleiben. Durch dieses Schild, sagt Louboutin, habe er verstanden, dass alles mit einer Zeichnung beginne, auch ein Schuh.

Hohe rote Absätze wie Ludwig XIV.

In seinen Entwürfen fehlen allerdings nie der Fuß und der Ansatz des Beins, denn ein Pumps, eine Sandale oder Stiefelette sind eine Frage der Haltung, der Linie und der gesamten Erscheinung. „Ein Schuh muss gleichzeitig sichtbar sein und auch wieder verschwinden können“, lautet das Credo des Meisters – eine Angelegenheit für Magier also. Die Nudes-Serie, für die er Stiefeletten, Sandalen oder hohe Pumps in neun verschiedenen Hautfarben entwirft, treibt die Idee auf die Spitze: Ein Nude-Louboutin schmiegt sich Ton in Ton und wie in einem Guss an die Silhouette des Beins.

Die zweite legendäre Geschichte hat natürlich mit der berühmten roten Sohle seiner Schuhe zu tun. Wieder hängt alles mit einer Zeichnung zusammen. Als Louboutin 1992 eine Serie zu den „Flowers“ von Andy Warhol entwarf, gefiel ihm seine Zeichnung besser als die Modellanfertigung. Es lag an der schwarzen Masse der Sohle unter dem Schuh, die erst durch die Anfertigung als zu übermächtig auffiel. Eine Assistentin lackierte sich gerade die Nägel knallrot.

Louboutin schnappte sich kurzerhand das Flakon und übermalte die Sohle. Plötzlich habe der Schuh dem Entwurf wieder entsprochen, „die Farbe Rot kommt also von der Treue zu meiner Zeichnung“. Schon Ludwig XIV. hatte hohe rote Absätze am Versailler Hof in Mode gebracht. Im Louvre lassen sie sich auf Hyacinthe Rigauds „Paradebildnis Ludwigs XIV.“ bestaunen.

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