Dieser Frosch hat eine ungewöhnliche Eigenschaft: Er ist stumm. Anders als seine Artgenossen quakt er nicht und gibt auch sonst keine Laute von sich. Um Artgenossen zu erkennen, nutzt er daher eine ungewöhnliche Methode.

Ursprünglich wollte ein Team aus internationalen Wissenschaftlern eine vom Aussterben bedrohte Baumkrötenart in Tansania aufspüren. Doch stattdessen stießen die Forscher auf eine noch unbekannte Art von Schilffröschen. Benannt wurde Hyperolius ukaguruensis nach seinem Fundort, den Ukaguru-Bergen. Die Männchen dieser Art besitzen winzige Stacheln an ihrem Hals, weshalb sie auch als stachelhälsige Schilffrösche bekannt sind.

„Es ist eine sehr merkwürdige Gruppe von Fröschen”, sagt Lucinda Lawson, die die Amphibiensuche in Tansania 2019 leitete. Der Ukaguru stachelhalsige Schilffrosch gehört zu den wenigen Fröschen auf der Welt, der gegenüber seinen Artgenossen keine Laute von sich gibt. „Stattdessen vermuten wir, dass die Frösche die Stacheln wie eine Art Blindenschrift nutzen, um sich untereinander zu erkennen und von anderen Fröschen zu unterscheiden”, so Lawson.

Es existieren nur wenige, kleine Populationen von stachelhalsigen Schilffröschen, weshalb sie als selten und vom Aussterben bedroht gelten. Die Entdeckung dieser neuen Art ist daher ein wichtiger Gewinn für den Naturschutz. „Eine große Artenvielfalt ist bedeutsam, um gesunde Ökosysteme zu erhalten“, erklärt Lawson. „Wenn diese eine Art ausstirbt, verlieren wir einen Faden im Geflecht des Ökosystems. Wenn man dann immer mehr Fäden herauszieht, wird das Ökosystem instabil“, so die Biologin.

© wissenschaft.de – Josefine Kasten