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#Sechsspurig nach zehn Jahren Bauzeit

Wieder einmal kommt Volker Wissing. Als im November 2017 die „unterstromige“, westliche Hälfte der neuen Schiersteiner Brücke nach mehr als vier Jahren Bauzeit für den Verkehr freigegeben wurde, war der FDP-Politiker schon als Redner dabei. Damals allerdings noch in seiner Eigenschaft als rheinland-pfälzischer Verkehrsminister. Knapp sechs Jahre später ist Wissing als Bundesverkehrsminister der Prominenteste unter den Ehrengästen, die am Sonntag den Abschluss der Bauarbeiten feiern werden. Der zweiteilige Neubau der Schiersteiner Autobahnbrücke ist vollendet.

Oliver Bock

Korrespondent der Rhein-Main-Zeitung für den Rheingau-Taunus-Kreis und für Wiesbaden.

Bevor die Autofahrer am Montag die knapp 1300 Meter lange und – je Brückenhälfte – fast 22 Meter breite Fahrbahn über den Rhein nutzen können, steht eine letzte Sperrung an. Von Freitagabend, 21 Uhr, bis Montag, 5 Uhr, wird die A 643 zwischen der Mainzer Anschlussstelle Äppel­allee und der Wiesbadener Auffahrt Mombach für abschließende Arbeiten gesperrt. Die zum Teil großräumigen Umleitungen werden ausgeschildert. Wiesbaden rät, auch wegen der Rheingauer Weinwoche und dem City Biathlon, die Stadt mit dem Auto ganz zu meiden.

Weiter durch Wiesbaden

Dann aber sollen in jede Fahrtrichtung drei Fahrstreifen dafür sorgen, dass die Überlastung der A 643 im Abschnitt zwischen dem Schiersteiner Kreuz und dem Dreieck Mainz der Vergangenheit angehört. Ihre volle Wirkung für den Verkehr wird die neue Autobahnbrücke für Wiesbaden aber erst entfalten können, wenn zum Jahresende auch das südliche Bauwerk der neuen Salzbachtalbrücke im Zuge der A 66 freigegeben wird. Bis dahin werden diejenigen, die keine großräumige Umfahrung oder den ÖPNV nutzen wollen, weiter durch die hessische Landeshauptstadt navigieren müssen.

Wie bei fast allen Großprojekten wurde es am Ende etwas teurer und etwas später fertig als geplant. Im Frühjahr 2021 war das vierte und letzte am hessischen Rheinufer vormontiere Teilstück der Schiersteiner Brücke eingeschwommen worden. Danach begannen die Restarbeiten, die ursprünglich noch im selben Jahr abgeschlossen sein sollten.

Inzwischen jedoch hatte die neu gegründete Autobahn GmbH die Verantwortung für das Bauwerk übernommen. Diese trat nach der Havarie der ein paar Kilometer östlich gelegenen Salzbachtalbrücke auf die Bremse. Ein schnelles Bauende der Verbindung über den Rhein war sinnlos geworden, weil der Verkehr über die A 66 in Richtung Frankfurt nicht mehr hätte abfließen können, sondern durch Wiesbaden geleitet worden wäre.

250 statt 180 Millionen

Die Fahrer der rund 80.000 Autos, die bis zur Havarie täglich über die Salzbachtalbrücke rollten, mussten sich neue Wege suchen. Zeitweise hieß es deshalb, die Schiersteiner Brücke solle erst in einem Zug zusammen mit der Salzbachtalbrücke freigegeben werden. Doch davon nahm die Autobahn GmbH schließlich Abstand. Es wäre kaum zu vermitteln gewesen, eine fertige Brücke monatelang ungenutzt stehen zu lassen, die ohnehin schon früher hätte fertig werden können.

Die Kosten des Neubaus, die zunächst mit 180 Millionen Euro angegeben worden waren und dann lange Zeit auf 216 Millionen taxiert wurden, werden von der Autobahn GmbH heute mit „rund 250 Millionen Euro“ benannt. Nachdem die westliche Brückenhälfte Ende 2017 für eine provisorische vierspurige Nutzung freigegeben worden war, begannen der Abriss der benachbarten alten Brücke und ihr Neubau.

Für Schlagzeilen hatte die Schiersteiner Brücke gesorgt, nachdem es im Februar 2015 zu Pfusch an der vorgelagerten „Vorlandbrücke“ gekommen war mit der Folge einer zeitweisen Vollsperrung der Rheinquerung. Ein für das Bauwerk nicht geeignetes Bohrverfahren hatte einen Pfeiler der A 643 absacken lassen. Die ursprünglichen Neubaupläne hatten vorgesehen, bis zum Jahresende 2016 die erste Brückenhälfte für den Verkehr freizugeben und 2019 das Gesamtprojekt abzuschließen. Das erwies sich als Wunschdenken.

Ab Montag über die neue Brücke

Mit dem Brückenbau über den Rhein war 1959 begonnen worden, 1962 wurde sie für den Verkehr freigegeben. Damals waren die Planer von rund 20.000 Fahrzeugen täglich ausgegangen. Im Jahr 2005 war die Brücke trotz aufwendiger Reparatur in den Jahren 1997 bis 1999 als nicht länger sanierungsfähig eingestuft und ein Neubau bis zum Jahr 2015 dringend empfohlen worden. Bis zum symbolischen ersten Spatenstich für den Neubau im September 2013 war der Verkehr auf täglich 90.000 Autos und Lastwagen angewachsen.

Sie werden von Montag an über eine komplett neue, zweiteilige Brücke rollen. Baustellen werden allerdings weiterhin zum Alltag der Verkehrsteilnehmer gehören. Denn der sechsspurige Ausbau der Autobahn bis zum Autobahnkreuz Wiesbaden und der Umbau des Schiersteiner Kreuzes ist noch eine langwierige Angelegenheit. Schilder vor der Brücke weisen aus Mainz kommende Fahrer darauf hin, dass bis 2028 weitere Arbeiten anstehen. Vor allem muss die Brücke über die Äppelallee neu gebaut werden.

Ausbau durch Naturschutzgebiet

Ungeklärt und strittig ist zudem die sechsspurige Weiterführung der A 643 auf rheinland-pfälzischer Seite. Der sechsspurige Ausbau durch das Naturschutzgebiet Mainzer Sand und den Lennebergwald ist hoch umstritten. Inzwischen liegt der Fall bei der EU-Kommission zur Prüfung, weil es sich um ein Natura-2000-Schutzgebiet handelt. Vertreter der Autobahn GmbH lassen bei Gesprächen keinen Zweifel daran, dass es aus ihrer Sicht nicht angeht, dass die sechsspurige Autobahn nach dem Überqueren des Rheins plötzlich vierspurig mit nur zeitweise befahrbarem Standstreifen wird.

Das Umweltbündnis „Nix in den (Mainzer) Sand setzen“, das nichts gegen die sechsspurige Brücke hat, will jedoch am Sonntag mit befreundeten Umweltgruppen demonstrieren, weil sie den durchgehend sechsspurigen Ausbau im Abschnitt zwischen den Anschlussstellen Mombach und Gonsenheim für überflüssig und umwelt- und klimaschädlich hält. Mit Spannung wird erwartet, ob Wissing Signale sendet, wie es mit dem Weiterbau auf Mainzer Seite weitergehen wird.

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