#So bitter schmeckt die Schokolade
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„So bitter schmeckt die Schokolade“
Kam Sami Felix weiß noch auf den Tag genau, wann seine Kindheit endete. Es ist der Tag, als die Männer kommen, um ihn mitzunehmen. In jedem Dorf läuft das Gleiche ab: Die Familien werden auf den zentralen Platz gerufen. Die Fremden sprechen von einer glorreichen Zukunft der Jungen als Kakaobauern in der Elfenbeinküste. Mütter umklammern ihre Söhne, Väter winden sie aus ihren Armen. Sie wollen nur das Beste für ihre Kinder: eine gute Arbeit und ein sicheres Einkommen. Sie glauben den Männern. Es gibt Einwände, dass kein Geld da sei, um die Reise zu bezahlen. „Kein Problem“, sagen die Männer, „die Jungen können es abarbeiten.“
Kam Sami Felix ist damals, 1999, nur wenig älter als zehn Jahre, aber nicht zu jung zum Arbeiten. Die nächsten vier Jahre wird er mit anderen Kindern gewaltsam, mit Züchtigungen, Schlägen und Morddrohungen, auf einer Kakaoplantage festgehalten, um jene Schokolade zu liefern, die den Konsumenten in Europa den Alltag versüßt. Er wird einer der Kindersklaven, von denen es heute in der Welt noch Hunderttausende gibt.
Der bittere Beigeschmack des Leids in Westafrika ist in unserem Mund lange nicht angekommen. Bis der niederländische Investigativ-Journalist Teun van de Keuken die unglaublichen Zustände Anfang der 2000er Jahre öffentlich macht: Als Fernsehjournalist reist er 2003 nach Westafrika. Er will zum Stand von Kinderarbeit in der Kakaoindustrie recherchieren, denn 2001 ist in den Vereinigten Staaten das Harkin-Engel-Protokoll unterzeichnet worden. Darin haben sich acht große Unternehmen der Schokoladenindustrie verpflichtet, Kinderarbeit bis 2005 abzuschaffen. Auf dieser Reise hört de Keuken die Geschichte von Kam Sami Felix.
Arbeitszwang ohne Entlohnung
„Wir wurden nicht bezahlt, aber wir wurden gezwungen zu arbeiten.“ Kam Sami Felix ist 16 Jahre alt, als er van de Keuken erzählt, unter welchen Bedingungen er von 1999 bis 2003 als Kindersklave auf einer Kakaoplantage gearbeitet hat. Das Gespräch wird in Diebougou, im Heimatland von Kam Sami Felix in Burkina Faso, vom Fernsehteam des niederländischen Verbraucherprogramms aufgezeichnet, für das de Keuken damals arbeitet und das Einblicke in die Produktion von Lebensmitteln bieten will.
„Essen haben wir nur einmal pro Tag bekommen. Aber es war nicht gut, und wir sind alle sehr mager gewesen.“ Kam Sami Felix blickt zu Boden, während er das erzählt. „Wenn wir nicht gearbeitet haben, wurden wir geschlagen. Ich hatte Bauchschmerzen, musste aber trotzdem arbeiten. Wer sich weigerte zu arbeiten, wurde geschlagen.“ Einmal, sagt er, habe er gesehen, wie ein Junge versuchte zu flüchten. „Am Abend wurde er dann mitgenommen und danach nie wiedergesehen. Das kam oft vor, dass Jungen verschwunden sind. Sie wurden dann einfach durch neue ersetzt.“
500 Kinder seien auf der Plantage gewesen. „Aber wir durften nicht miteinander sprechen und einander nicht sehen.“ Erst als er von seinen Freunden auf der Plantage spricht, zeigt Kam Sami Felix Emotionen. Er spricht schneller, unterbricht den Übersetzer, zeigt auf seine Freunde, die hinter ihm sitzen, die das Gleiche erlebt haben. „Mit Familienmitgliedern durften wir auch nicht sprechen. Haben wir es doch getan, wurden wir verprügelt oder ermordet.“
Die unterschiedlich großen Stücke symbolisieren die Ungerechtigkeit: „Tony’s Chocolonely“.
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Bild: Hersteller
Die Aussagen des Jungen werden nicht nur im Fernsehen ausgestrahlt, sie werden in den Niederlanden vor Gericht auch als Zeugenaussagen dienen. Denn van de Keuken hat einen Plan. Er wird sich selbst als Schokoladenkriminellen anzeigen. Sein Gedankengang: „Wenn ich ein Fahrrad von einem Junkie kaufe, von dem ich weiß, dass es gestohlen sein könnte, mache ich mich ja auch strafbar.“ Er fragt sich: Tragen Schokoladenesser eine Mitschuld an den Zuständen, wenn sie Süßigkeiten kaufen, die wahrscheinlich mit Hilfe von Kindersklaverei produziert wurden?
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