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#Japans designierter Notenbankchef stützt die lockere Geldpolitik

„Japans designierter Notenbankchef stützt die lockere Geldpolitik“

Auf 4,3 Prozent ist die Inflationsrate in Japan im Januar gestiegen. Höher lag die Teuerungsrate zuletzt vor mehr als 41 Jahren im Herbst 1981. Was japanische Verbraucher nach vielen Jahren nahezu stabiler Preise klagen lässt, bringt Kazuo Ueda, den Kandidaten für den Gouverneursposten der Bank von Japan, nicht aus der Ruhe.

Patrick Welter

Korrespondent für Wirtschaft und Politik in Japan mit Sitz in Tokio.

Ueda geht davon aus, dass die Inflation im Januar wohl ihren Höhepunkt erreicht hat. Im nächsten Winterhalbjahr werde die Teuerungsrate wahrscheinlich unter 2 Prozent sinken, sagte er am Freitag in einer Anhörung eines Ausschusses des japanischen Unterhauses. Damit erwartet Ueda, dass die Zentralbank ihr Inflationsziel von 2 Prozent verfehlt.

Dann folgte der für die Händler an den Finanzmärkten erlösende Satz: „Ich glaube, dass es angemessen ist, die monetäre Lockerung beizubehalten und kreativ im Einklang mit der jeweiligen Lage zu sein.“ Anders hätte es der scheidende Gouverneur der Zentralbank, Haruhiko Kuroda, auch nicht gesagt, der vor zehn Jahren die drastische geldpolitische Lockerung in Japan in die Wege geleitet hatte. Seitdem kauft die Notenbank Anleihen mit dem Ziel, die Inflationsrate oberhalb von 2 Prozent zu halten.

Mit Spannung erwartete Anhörung

Die Anhörung von Ueda war in Japan und an den internationalen Finanzmärkten mit Spannung erwartet worden, weil man sich Aufschluss über die geldpolitische Linie des Neuen versprochen hatte. Völlig überraschend hatte die Regierung vor zwei Wochen den in Fachkreisen anerkannten, aber international wenig bekannten Ökonomen als Kandidaten präsentiert. Viel wurde seither spekuliert, ob und wann der 71 Jahre alte Ueda die verworrenen Konstrukte der expansiven Geldpolitik Kurodas auflösen werde. Ein altes Buch des Ökonomen aus dem Jahre 2005 über seine ersten Erfahrungen als Notenbanker war binnen Stunden in Japan vergriffen, weil jedes Wissen über Uedas Denken fehlte.

Ganz Ökonom und ganz künftiger Notenbanker, vermied es Ueda aber in der Anhörung, sich auf einen Ausstieg aus der expansiven Geldpolitik oder gar einen Termin dafür festzulegen. „Wenn das dauerhafte Erreichen des 2-Prozent-Inflationsziels der Bank von Japan in Sicht kommt, muss die Zentralbank erwägen, ihre Politik zu normalisieren“, sagte er und dämpfte gleichzeitig Spekulationen über eine schnelle Abkehr: Bis dahin sei noch eine Strecke Weg.

Auch eine Änderung des zwischen Regierung und Bank von Japan vereinbarten Inflationsziel von 2 Prozent, über die zuletzt geraunt wurde, lehnte Ueda ab. 2 Prozent seien der internationale Standard, sagte er und entschuldigte sich dafür, weil es etwas hart klänge.

Alles nur Schau?

Ist das alles nur Schau, um in der größten Regierungspartei der Liberaldemokraten keinen Unmut gegen seine Berufung zu erregen? Ministerpräsident Fumio Kishida wird eine Neigung zur Straffung der Geldpolitik unterstellt, die in der parteiinternen Fraktion des ermordeten früheren Ministerpräsidenten Shinzo Abe auf scharfen Widerstand stößt. Unabhängig von diesen politischen Reibungen hält sich an den Finanzmärkten die Erwartung, dass die Tage der expansiven Geldpolitik in Japan und vor allem der Zinsstrukturkurvensteuerung gezählt sind.

Mit diesem geldpolitischen Instrumente versucht die Bank von Japan, nicht nur den kurzfristigen Zinssatz bei -0,1 Prozent, sondern auch den Zehnjahreszinssatz zwischen 0,5 und -0,5 Prozent zu halten. Allein im Januar kaufte die Zentralbank Staatsanleihen im Wert von fast 23 Billionen Yen (162 Milliarden Euro), um sich gegen den internationalen Zinsauftrieb zu stemmen.

Ueda lehnte auf Fragen der Abgeordneten jeden Kommentar zu Details ab, wie die Bank den Ausstieg aus der expansiven Geldpolitik einleiten und beenden könnte. „Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie die Zinsstrukturkurvensteuerung in der Zukunft aussehen kann“, sagte er. Es sei wünschenswert, sich für eine Entscheidung darüber Zeit zu nehmen.

Die Geldpolitik unter Ueda ist nicht nur für Japan, sondern auch für die internationalen Finanzmärkte von größter Bedeutung. Im historischen Vergleich außergewöhnlich war, dass japanische Anleger im vergangenen Jahr ausländische Schuldpapiere im Wert von netto 21,7 Billionen Yen verkauften, was umgerechnet 157 Milliarden Euro entspricht. Eine Rolle dabei spielten die schnell steigenden Zinsen im Ausland, die die Anleihekurse drücken, und die rasante Abwertung des Yen. Einen weiteren Grund dafür lieferte die Erwartung, dass die Zinsen in Japan steigen und damit Anleihen in Japan höher rentieren könnten.

Die Lebensversicherer hadern

Die Anleger setzen darauf, dass die Bank von Japan im Umfeld global steigender Zinsen die Zinsstrukturkurvensteuerung aufgeben muss. Stärkt Ueda diese Erwartung, kann das die Rückkehr von Kapital nach Japan beschleunigen und die Liquidität an den globalen Anleihemärkten beeinflussen.

Vor dem Parlamentsausschuss gab der designierte Notenbankgouverneur zu, dass die lockere Geldpolitik Nebenwirkungen mit sich gebracht hat. Der Markt für japanische Staatsanleihen ist ausgetrocknet, weil die Bank von Japan wie ein großer Wal die Papiere schluckt. Die Marktpreisbildung funktioniert nicht mehr richtig. Banken und Lebensversicherer hadern mit den niedrigen Langfristzinsen und der flachen Zinsstruktur. Und trotz der Milliardenkäufe von Staatsanleihen hält die Bank von Japan den Aufwärtsdruck der längerfristigen Zinsen nur mit Mühe unter Kontrolle.

Kritik an der expansiven Geldpolitik mit Negativzinsen und der Zinsstrukturkurvensteuerung aber äußerte Ueda nicht. „Es gab verschiedene Nebenwirkungen, doch waren angesichts der Wirtschafts- und der Preislage die Methoden so notwendig wie angemessen, um die Inflationsrate von 2 Prozent nachhaltig zu erreichen“, sagt Ueda. Auch das hätte der scheidende Notenbankgouverneur Kuroda nicht besser sagen können.

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