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#Sehr schön einsam

Sehr schön einsam

Mit einem lauten Schmatzen versinkt der Wanderstiefel im Schlamm. Lange dauert es nicht, bis nicht nur die Schuhe, sondern auch die Füße klatschnass sind. Nun fühlt sich jeder Schritt an, als würde man mit nackter Haut in eine Pfütze treten. Doch lieber das, als von oben nass zu werden. Wie in einem Zeitraffer-Video ziehen die Wolken in Höchstgeschwindigkeit vorbei. Meist sind sie harmlos, und es bleibt trocken. Manchmal jedoch hängen sie in den Caha-Bergen fest und machen es unmöglich, weiter als fünfzig Meter zu sehen. Erkennbar sind dann nur noch die Umrisse eines Schafes, das mit Argwohn beobachtet, wie wir mutterseelenallein querfeldein über seine Weide stapfen. Doch plötzlich ziehen die Wolken weiter und gestatten einen kurzen Blick auf Meer und Berge. War unsere Stimmung kurz zuvor noch gedämpft, macht sich nun ein Hochgefühl breit. Wir bleiben stehen, genießen die Aussicht, atmen tief ein und aus. Etwas weiter weg blökt ein weiteres Schaf, während die um die Hüfte geknotete Regenjacke im Wind flattert.

Sie kommt erstaunlich selten zum Einsatz bei unserer Wanderung auf dem Beara-Weg, der durch die gleichnamige Halbinsel führt. Sie ist einer der fünf Finger, die im Südwesten Irlands bei Cork und Kerry in den Atlantik ragen. Während nicht weit entfernt davon der Ring of Kerry und die Halbinsel Dingle zumindest in normalen Zeiten Abertausende von Touristen aus aller Welt anziehen, gilt Beara als gut gehütetes Geheimnis. Auf knapp zweihundert Kilometern führt der Rundweg durch herrliche Berglandschaften und an wilden Küstenabschnitten entlang. Wer die zuvor schon wenig frequentierte Strecke in Zeiten von Corona geht, sieht stundenlang keine Menschenseele.

Hinter den sieben Bergen

Das macht sie fast zum Kulturschock: Von der lauten, überfüllten Hauptstadt Dublin geht es mit der Eisenbahn zunächst in drei Stunden nach Cork, das auch nicht gerade arm an Leben ist, bevor man nach drei weiteren Stunden Busfahrt die Insel erreicht – und mit ihr eine andere Welt, die buchstäblich hinter den sieben Bergen liegt, ein verborgenes Universum mit hundert prähistorischen Steinzirkeln, das seine eigene Geschichte zu erzählen scheint.

Touristen sind woanders: Pubs in der Küstenstadt Alihies.


Touristen sind woanders: Pubs in der Küstenstadt Alihies.
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Bild: Picture-Alliance

Start- und Endpunkt des Beara-Weges ist der Ort Glengarriff. Hier trinken die Menschen draußen ihr Pint und schlendern während des Sonnenuntergangs am Hafen entlang. Ausländische Touristen außer uns sehen wir allerdings kaum, fast alle Gäste sind Iren, die in der Pandemie die Gelegenheit nutzen, um ihre eigene Heimat kennenzulernen. Einer von ihnen ist Eric. Ohne Frau und Kinder erkundet er in diesem Jahr den Süden seiner Insel. Der ehemalige Polizist aus Cork bricht gemeinsam mit uns zur ersten Etappe von Glengarriff nach Adrigole auf. Die ersten fünf Kilometer durch den Wald, immer am Magannagan-Fluss entlang, laufen wir zusammen und sprechen über deutsche und irische Stereotypen. Dann führt der Weg aus dem Wald heraus in eine grüne Berglandschaft. Eine Leiter lotst uns auf eine Schafweide, hinter der es steil den Berg hinaufgeht. Lange dauert es nicht, bis man die vereinzelten Gebäude in dieser Gegend nur noch aus so großer Entfernung wahrnimmt, dass sie wie Spielzeughäuschen aussehen.

Ein Polizist mit Knieproblemen

Nun geht es auf jenen Wegen weiter, die fortan den Großteil der Wanderung ausmachen werden. Meist stapft man querfeldein über Schaf- und Kuhweiden, durch Matsch und Bachläufe, ständig hinauf und hinunter. Schwarze Pfosten mit dem Wanderzeichen, einem gelben Männchen mit Wanderstock und Rucksack, navigieren uns in die richtige Richtung. Kurz nachdem der Weg an Steigung zunimmt, hängen wir Eric ab, der mit Knieproblemen zu kämpfen hat. Von jetzt an begegnen wir keiner Menschenseele mehr, bis wir in der Dämmerung nach achtzehn Kilometern in Adrigole ankommen.

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