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#Selbstbestimmtes Karriereende mit 24

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Selbstbestimmtes Karriereende mit 24

Mit seinen 2,06 Metern Körpergröße ist Julius Thole kaum zu übersehen. Und auf seine Länge führt es der freundliche, junge Mann auch gerne zurück, wenn er an der Hamburger Uni mal wieder von Kommilitonen erkannt wird. Dass es auch an seinen sportlichen Erfolgen liegen könnte, will der WM-Zweite im Beachvolleyball und Teilzeit-Jurastudent mit norddeutschem Understatement oft gar nicht so recht wahrhaben.

Das Zentrum seines persönlichen dualen Wegs bildete bislang die Rothenbaumchaussee in Hamburg. Hier studiert Thole an der Fakultät für Rechtswissenschaft – und hier, „200 Meter die Straße hoch“, wie er es ausdrückt, gelang ihm an der Seite von Clemens Wickler sein größter Erfolg als Beachvolleyballspieler: Vor 13.000 enthusiastischen Zuschauern gewannen Thole/Wickler 2019 WM-Silber. Schon beim World-Tour-Finale an gleicher Stelle ein Jahr zuvor hatten sie mit Platz vier für Aufsehen gesorgt.

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Das Studium sei für ihn „keine Mehrbelastung, sondern ein notwendiger Ausgleich“, sagte Thole ein Jahr später dem Magazin der Deutschen Sporthilfe, als er bei der Kür des Sport-Stipendiaten des Jahres in die engere Wahl gekommen war. Doch nun hat Thole das eine aufgegeben, um das andere bestmöglich absolvieren zu können. Mit gerade mal 24 Jahren beendete Thole seine Karriere als Leistungssportler, um sich auf sein Jurastudium zu konzentrieren. „Ich möchte einen neuen Schwerpunkt in meinem Leben setzen“, begründete er seine Entscheidung, die ihm „nach reiflicher Überlegung“ nicht leicht gefallen sei.

Fehlender Schuss Verrücktheit 

Es war dabei nicht sein Körper, der ihn zu der Entscheidung bewogen hat, sondern sein Kopf. Auch wenn er in der Olympiasaison einen Bänderriss erlitten hatte, konnte Thole in Tokio frei aufspielen und erreichte mit dem zwei Jahre älteren Wickler immerhin das Viertelfinale. Um bei Olympia spielen zu können, hätten sie „auch am Stadtrand von Tokio das Netz selbst aufgebaut“, hatten die beiden zuvor nach Erreichen ihres Kindheitstraums verkündet.

Ihre Team-Kommunikation war stets auf das Ziel „Paris 2024“ ausgerichtet, wenn sie im besten Beachvolleyball-Alter wären. Doch um die drei Jahre am Strand noch voll durchzuziehen, fehlt dem aus einem Juristenhaushalt stammenden Thole offenbar der Schuss Verrücktheit, den es braucht, um als Leistungssportler in einer Randsportart langfristig erfolgreich zu sein. Er spüre „nicht mehr die volle Hingabe“, schrieb Thole auf Instagram. Dagegen fühle er den Wunsch, sein „Jura-Studium erheblich zu vertiefen und mit vollem Engagement anzugehen“. Gesellschaftsrecht ist sein Spezialgebiet.

Enttäuschung bei Julius Thole (rechts) und Kameraden Clemens Wickler nach dem verlorenen Viertelfinale bei Olympia.


Enttäuschung bei Julius Thole (rechts) und Kameraden Clemens Wickler nach dem verlorenen Viertelfinale bei Olympia.
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Bild: EPA

„Ich hatte mit 24 Jahren noch gar nicht angefangen zu studieren“, meinte Beachvolleyball-Olympiasieger Julius Brink schmunzelnd auf die Nachfrage, ob er sich hätte vorstellen können, sein Strandleben zugunsten der Uni-Ausbildung aufzugeben. Brink erreichte mit 30 Jahren bei Olympia in London 2012 an der Seite von Jonas Reckermann den Höhepunkt seiner Karriere.

Er ist heute als Fernsehexperte einer der profundesten Kenner der Szene. Die Entwicklung seines Vornamens-Vetters hatte Brink stets mit Erstaunen und Hochachtung beobachtet: „Sehr professionell, sehr reif, sehr frei“, sei der junge Norddeutsche von Beginn aufgetreten, „nie wie ein typischer Zwanzigjähriger“. Er habe „eine unfassbar klare Vorstellung über seine Ziele“ gehabt.

Im Magazin der Universität Hamburg hatte Thole im Oktober 2019 von seinem dualen Alltag berichtet und erklärt, dass er zwischen April und September so gut wie nie an der Uni sei und maximal eine Klausur im Sommersemester schreiben könne. Im Winter dagegen könne er 30 Stunden pro Woche fürs Studium aufwenden, kombiniert allerdings mit elf Trainingseinheiten. Nun, zwei Jahre später, will er nicht nur das erste Staatsexamen mit voller Kraft ansteuern, sondern auch der Sehnsucht „nach einem freier gestalteten Leben“ nachgehen.

Wickler, der aus Bayern stammt und am Starnberger See auf Heimaturlaub weilte, als er vor knapp 14 Tagen von Tholes neuen Plänen erfuhr, war zunächst konsterniert, wünscht seinem Kumpel aber alles erdenklich Gute: „Wir gehen nun beruflich verschiedene Wege, aber die Freundschaft wird bleiben.“ Er selbst denkt nicht ans Aufhören und wird nun an der Seite von Nils Ehlers versuchen, den Weg nach Paris zu finden. Auf der Strecke bleibt Sven Winter, dessen langjähriger Partner Alex Walkenhorst seine Karriere beendete und der nun eigentlich mit Ehlers spielen wollte.

Tholes frühzeitiger Rückzug aus dem Leistungssport stellt somit nicht nur einen erheblichen Schlag für den deutschen Volleyballverband dar, sondern hat auch das Partner-Domino in Gang gesetzt. Und der Rückzug wirft zudem wieder einmal die Frage auf, wie gut Ausbildung und Spitzensport in Deutschland vereinbar sind. Thole stellte nun die Weichen – und geht seinen Weg, ohne Leistungssport.

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