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#Serbien wendet sich vorsichtig von seinem „Bruder“ ab

„Serbien wendet sich vorsichtig von seinem „Bruder“ ab“

Der Aktionsradius von Russlands Außenminister Sergej Lawrow ist seit dem russischen Überfall auf die Ukraine zwangsweise eingeschränkt. Das gilt besonders für Europa, denn die Sanktionen der EU betreffen auch ihn. Seine Aufenthalte in der Schweiz im Januar dieses sowie in Frankreich im November vergangenen Jahres dürften für lange Zeit die letzten Möglichkeiten für Putins Chefdiplomaten gewesen sein, sich in Westeuropa zu bewegen. Ein Land allerdings (abgesehen vom Sonderfall des nur noch bedingt souveränen Belarus) gibt es in Europa, das Lawrow empfangen hätte – eigentlich.

Michael Martens

Korrespondent für südosteuropäische Länder mit Sitz in Wien.

Eigentlich nämlich hätte Lawrow an diesem Montag und auch noch am Dienstag Gespräche in Serbien führen sollen. Der Balkanstaat, der zugleich ein Beitrittskandidat zur EU ist, hat sich deren Sanktionen gegen Russland nicht angeschlossen. Das Programm stand schon fest: Lawrow hätte in Belgrad Staatschef Aleksandar Vučić treffen sollen, außerdem Parlamentspräsident Ivica Dačić sowie Porfirije, den Patriarchen der serbisch-orthodoxen Kirche. So hatte es Marija Sacharowa, die Sprecherin des russischen Außenministeriums, noch am Freitag vergangener Woche verkündet. Aus Bosnien hatte zudem Milorad Dodik anreisen wollen, der mächtigste Politiker der bosnischen Serben, der sein Schicksal wie kein zweiter Politiker des Balkans mit Putin verknüpft hat und sich entsprechend unterwürfig gegenüber dem russischen Präsidenten verhält.




Lawrow hatte sogar schon mit medialen Vorbereitungen für seinen Besuch begonnen. Er gab einem Fernsehsender Dodiks (nicht Vučićs, was in der Region aufmerksam registriert wurde) ein Interview und sagte, er werde in Belgrad über alle Themen sprechen, „die unsere serbischen Freunde interessieren“. Doch daraus wird einstweilen nichts, zumindest nicht im direkten Gespräch. Denn Serbiens Nachbarstaaten Bulgarien, Nordmazedonien und Montenegro, allesamt NATO-Mitglieder, haben sich geweigert, Lawrows Regierungsflugzeug Überflugrechte zu gewähren.

Guter Gasdeal mit Russland?

Ein Blick auf die Karte zeigt, dass es auch nichts geändert hätte, wenn Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán interveniert hätte, denn um in ungarischen Luftraum zu gelangen, hätte Lawrows Regierungsflieger zuvor den polnischen durchqueren müssen. Serbische Medien spekulierten schon, auf welchem Wege Lawrow sonst nach Serbien gelangen könne. Theoretisch hätte er einen Linienflug nehmen können. „Air Serbia“ fliegt schließlich immer noch täglich von Belgrad nach Moskau und Sankt Petersburg.


Bild: F.A.Z./sie.

Doch die Vorstellung, der stolze Minister der Russischen Föderation werde im gleichen Flieger wie schnödes Volk reisen, war wohl von Beginn an unrealistisch. Auch deshalb, weil Air-Serbia-Flieger gen Russland in jüngster Zeit ohnehin oft wegen Bombendrohungen umkehren müssen. Dass es in einem Flieger mit Lawrow an Bord eine solche Drohung geben würde, kann als sicher gelten.

So wurde also nichts aus dem Belgrader Gipfel zwischen dem Präsidenten Serbiens und dem Mann, der Putins Kriege auf internationalem Parkett seit Jahren schönredet. Dabei hätte es Wichtiges zu besprechen gegeben. Ende Mai hatte Vučić nach einem Telefonat mit Putin eine vorläufige Einigung über einen Liefervertrag für Gas verkündet, die fast sensationell klang. Der bisherige, auf zehn Jahre geltende Vertrag zwischen Serbien und Russland lief unlängst aus. Vučić ist es aber gelungen, eine dreijährige Verlängerung auszuhandeln, zu äußerst günstigen Konditionen – sagt jedenfalls Vučić. Serbien wird demnach bis zu zehnfach weniger für russisches Gas zahlen als andere Abnehmer auf dem Kontinent.

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