#Aufbau von DFB-Team unter Joachim Löw wieder gescheitert
„Aufbau von DFB-Team unter Joachim Löw wieder gescheitert“
Manuel Neuer saß auf dem Hosenboden vor seinem Tor. Wie ein Kind, das keine Lust mehr hat mitzuspielen. Der Ball lag wieder einmal hinter ihm. Im Netz. Und Neuer wusste in diesem Augenblick, dass ihm diese Demütigung noch ein paarmal an diesem Abend blühen könnte: er auf dem Boden, der Ball im Tor. In der ersten Halbzeit hatte der Torwart noch wilde Blicke über das Feld an seine Mitspieler geschickt. Aber das hatte nichts geholfen. Nichts hatte geholfen an diesem Abend. Nun stand es 0:4. Nach 55. Minuten. Und Neuer brüllte seine Wut und Verzweiflung auf dem Hosenboden sitzend dem Torpfosten entgegen. Einen anderen Ansprechpartner suchte sich der deutsche Kapitän schon nicht mehr. Dem deutschen Symbol für Fußball-Standfestigkeit war längst klar, dass der Zerfall der Nationalelf unaufhaltsam war.
Und auch, dass der Systemwechsel, den Bundestrainer Joachim Löw zur Halbzeit vorgenommen hatte, genauso wirkungslos bleiben würde wie eine Unterhaltung mit dem Torpfosten. Aus einem defensiven Plan in der ersten Halbzeit, der nicht funktionierte, hatte der Bundestrainer zur Pause einen noch weniger funktionierenden attackierenden Plan für die zweite Halbzeit gebastelt. Das schockierende Ergebnis: 0:6. Ein Fußball-Debakel von historischem Ausmaß in einem Spiel, das der Bundestrainer und sein Team zu einem Signal des Aufbruchs erklärt hatten. Nun ist eines, an das man sich auch nach der Ära Löw noch lange erinnern wird: die Rasur von Sevilla. Ein Einschnitt, der nicht ohne Folgen bleiben wird.
Das Spiel um den Gruppensieg in der Nations League war von Joachim Löw und Oliver Bierhoff zu einem Härtetest erklärt worden, zu einer Standortbestimmung. Und an Ergebnissen, so hieß es in diesen Tagen von beiden Verantwortlichen, werde man sich messen lassen. Nun liegt das Resultat auf dem Tisch – und an Superlativen fehlt es nach der kläglichen Leistungsüberprüfung der Nationalelf und ihres Bundestrainers keineswegs. Allerdings nur an solchen, die auf ein Elend weisen. Das 0:6 war die höchste Niederlage in einem Pflichtspiel in der Geschichte der Nationalmannschaft. So hoch wie in Sevilla hatten die Deutschen ansonsten in einem Länderspiel zuletzt in der Weimarer Republik verloren. Für eine höhere Niederlage muss man in der Geschichte so weit zurückgehen, dass man in der Kaiser-Zeit landet. Allerdings nicht in der von Kaiser Franz, sondern in der von Wilhelm II.
Man muss dieses Desaster zeithistorisch nicht so tief vermessen, um den Absturz der Nationalelf richtig einordnen zu können. In neun Spielen seit der WM hat es in knapp zweieinhalb Jahren gegen die internationalen Topteams Frankreich, Niederlande, Argentinien und Spanien nur zu einem einzigen Sieg gereicht – ob mit den Champions von gestern oder den Hoffnungsträgern von morgen. Löws Ziel, die Nationalelf zurück in die Weltspitze zu führen, wirkt nach dem 0:6 so fern wie nie. Der Bundestrainer stand in Sevilla vor den Trümmern seines Aufbauprojekts. Sieben Monate vor der Europameisterschaft führt im November 2020 an der Erkenntnis kein Weg vorbei, dass der Neuaufbau, den der Bundestrainer nach der Weltmeisterschaft 2018 in Angriff nehmen wollte, zum zweiten Mal gescheitert ist.
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