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#Sie ist Königin, und das hat sie nun davon

Es war das Guilty Pleasure düsterer Pandemietage, explodierte bonbonbunt in die einsamen Quarantäneabende, versprühte gute Laune und ein bisschen Drama und wartete mit schönen Kostümen, schönen Kulissen und vor allem sehr, sehr schönen Menschen auf: Shonda Rhimes’ Netflixserie „Bridgerton“, das „Gossip Girl“ des englischen Regency. Das Ganze donnerte mit so viel Verve an jeglicher historischer Korrektheit vorbei, dass es auch penibelsten Anglistinnen egal war, ob die Etikette stimmte (nie) oder das Korsett falsch saß (immer), Hauptsache, der Duke sah gut aus. Und er sah sehr gut aus, auch mit wenig an.

Die graue Eminenz krault kleine, fusselige Hunde

Graue Eminenz im Hintergrund der Serie ist Queen Charlotte (Golda Rosheuvel), die stets mit strengem Blick irgendwo thront und kleine, fusselige Hunde krault. Sie teilt einige Details mit dem historischen Vorbild, aber nur, solange sie unterhaltsam sind. Die echte Charlotte zu Mecklenburg-Strelitz hatte höchstwahrscheinlich keine maurischen Gene, interessierte sich mehr für Botanik als für Tratsch und sprach zeit ihres Lebens mit deutschem Akzent, aber das ist in der Bridgerton-Welt eher schwer vermittelbar.

Ein Prequel, vollständig von der Autorin und Serienerfinderin Shonda ­Rhimes geschrieben, widmet sich nun unter dem Titel „Queen Charlotte – Eine Bridgerton-Geschichte“ in acht Folgen ihrer Jugend. Und auch hier ist es müßig, auf historische Akkuratesse zu achten, Kriterium ist allein, ob die Geschichte funktioniert. Doch bevor man die Cup­cakes auspackt und sich auf nackte Dukes freut, eine Warnung vorab: Die Sache fällt deutlich düsterer aus als die bisherigen Staffeln.

Das liegt an einem historischen Umstand, nämlich an der Krankheit von König George III. Er litt vermutlich an einer Stoffwechselkrankheit aus der Gruppe der Porphyrien, die als Symptom auch Psychosen hervorrufen kann. Die Krankheit verläuft schubweise, Phasen ohne Symptome wechseln sich mit akuten Schüben ab. Zum ersten Mal brach die Krankheit vier Jahre nach seiner Heirat mit Charlotte aus.

König und Königin: Corey Mylchreest als der junge König George, India Amarteifio als die junge Königin Charlotte.


König und Königin: Corey Mylchreest als der junge König George, India Amarteifio als die junge Königin Charlotte.
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Bild: LIAM DANIEL/NETFLIX

König George schämt sich

Aus dramatischen Gründen – und im Bridgerton-Universum hat alles dramatische Gründe – leidet der arme George (Corey Mylchreest) aber schon zeit seines Lebens an Mental-Health-Problemen und schämt sich fürchterlich für die zeitweilige Umnachtung. Am liebsten hätte er gar nicht geheiratet, weil er nicht der Meinung ist, sich jemandem zumuten zu können, tritt aber aufgrund mütterlichen Drucks vor Altar und Erzbischhof von Canterbury und sagt Ja zu der jungen Charlotte (India Ria Amarteifio), die ihm auf Anhieb gefällt.

Doch schon in der Hochzeitsnacht verkrümelt er sich in seinen Palast in Kew, verschanzt sich im Observatorium und lässt sich wochenlang nicht sehen. Was die eben erst importierte, nun kalt abgeschobene Charlotte nachhaltig verstört, bis sie ihn aufsucht, vor dem Fernrohr vorfindet und sich von ihm die Sterne erklären lässt. Die echte Charlotte, eine Dame von umfassender naturwissenschaftlicher Bildung, hätte vermutlich mit ihm gefachsimpelt. Es ist schade, dass sie hier so unter Wert verkauft wird, aber Nerds sind auch in Rokoko-Ausführung offenbar keine validen Protagonisten einer Romanze.

Was folgt, ist ein elendiges Hin und Her des Königs, der sich von Ärzten quälen lässt, einer einsamen Charlotte, die unter Druck ist, endlich einen Erben zu produzieren, und einer Parallelhandlung um die junge Lady Danbury (Arsema Thomas), die wir als strippenziehende Grande Dame (als ältere Lady: Adjoa Andoh) bereits kennengelernt haben. Sie muss als eine der ersten Schwarzen mit Adelstitel nach dem Tod ihres Mannes um Status und Vermögen bangen und wird zur engen Vertrauten der Königin. Die Mutter des Königs hingegen möchte sie als Spionin der Vorgänge zu Hofe einsetzen, was ihre Loyalität auf eine harte Probe stellt.

Ganz so viele rauschende Bälle, ganz so viel Popcorn, kichernde Töchter in bunten Kleidern und munteren Heiratsmarkt hält die Sache diesmal nicht bereit, dafür sorgt schon der herausgeforderte König George. Allerdings stellt sie, vor allem in einem Jahre später angesiedelten Handlungsstrang, nicht ganz unwichtige Fragen: Was ist, wenn der erste Abschnitt abgeschlossen ist, das Leben an der Seite eines Mannes gelebt, wenn die Kinder da und halbwegs aus dem Gröbsten heraus sind und eigentlich nichts mehr vorgesehen ist für das Leben einer Frau? Gibt es da noch etwas zu erzählen?

Lady Bridgerton und Lady Danbury, so viel sei verraten, sind jedenfalls nicht bereit, sich mit einem beschaulichen Dasein als Familienmatronin zufriedenzugeben. Was aus der Königin und ihrem Gatten wird, sei hier nicht verraten, und was aus den beiden verliebten Lakaien wird, auch nicht. Denn da gelingen dieser Bridgerton-Geschichte doch ein paar sehr innige Momente.

Queen Charlotte – Eine Bridgerton­-Geschichte, von heute an auf Netflix

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