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#Sie sieht nicht nur den Killer in ihm

Sie sieht nicht nur den Killer in ihm

Schwer zu sagen, wer in der neuen Episode von „Unter anderen Umständen“ als erstes vor dem Häuschen von Doreen Hahn (Bettina Stucky) aufkreuzen wird: Feuerwehr oder Polizei? Für das romantische Dinner mit Schnauzbart-Träger Jan Littkovski (Karsten Antonio Mielke) hat Hahn jedenfalls eine ganze Jumbo-Packung mit Teelichtern geschlachtet, und so verläuft der Abend ganz wie geplant – bis Littkovski empört aufsteht, den Holzstuhl wegtritt, das Tischtuch hochreißt und Hahn nur noch die Flucht in einen dunklen Schuppen vor dem Haus bleibt: „Bitte nicht, bitte nicht!“

Geht ja gut los. Das Drehbuch von Elke Rössler, die zuletzt vor allem für „Katie Fforde“ und „Ella Schön“ arbeitete, vor allem aber 2017 gemeinsam mit Jakob Ziemnicki den gelungenen deutsch-polnischen „Polizeiruf 110. Das beste für mein Kind“ schrieb, wartet sogar mit einer Überraschung auf. Die Frauenleiche, die am nächsten Morgen von der Postbotin durchs Terrassenfenster erspäht wird, ist keineswegs Doreen Hahn, sondern eine wesentliche jüngere und spärlicher bekleidete Dame. Sie könnte der Grund dafür sein, dass sich Hahn, die auf der anderen Straßenseite wohnt, am Vorabend mit Littkovski stritt.

Das Ermittlerteam um Kommissarin Jana Winter (Natalia Wörner), die bei der Ankunft am Tatort erst einmal den verrutschten Büstenhalter der Ermordeten in Position bringt, damit die Kamera nacktes Fleisch in Großaufnahme zeigen und verbergen kann, stellt tatsächlich einen Zusammenhang zwischen der Toten und Littkovski her.

Offensichtlich kam die Erdrosselte nämlich ganz ähnlich ums Leben wie eine Frau, die er vor fünfzehn Jahren vergewaltigt und ermordet hat – weshalb Littkovski die Nächte auch aktuell noch hinter Gittern verbringen muss, während er sich tagsüber als Freigänger an ein Leben in Freiheit gewöhnen darf. Doreen Hahn hat er über die Briefe kennengelernt, die ihm die vereinsamte Pferdepflegerin, die auf dem Gnadenhof ihres Vaters arbeitet, über viele Jahre hinweg in den Knast schickte.

Schlug der Frauenmörder nun abermals zu? Oder war es Hahn, die kauzig wirkt wie weiland Annie Wilkes in „Mysery“? Das wäre naheliegender, weil es einen Unterschied macht, ob man Liebesbriefe mit einem Mörder im Knast austauscht oder mit ihm zu leben hat.

Die Schweizer Regisseurin Judith Kennel, die alle bisherigen Fälle mit Jana Winter, Arne Brauner (Martin Brambach), Matthias Hamm (Ralph Herforth) und neuerdings auch Alwa Sörensen (Lisa Werlinder) inszeniert hat, gibt Bettina Stucky entsprechend viel Raum, den sie zu eindrücklich nutzen versteht – und trotzdem kommt „Für immer und ewig“ zu berechnet daher.

Viel zu früh ist zu erahnen, dass Hahn nicht die Lösung sein wird. Ohne dass Nebenfiguren wie die IT-Unternehmerin Marlene Hausmann (Anke Sevenich), die über Briefe ebenfalls mit dem Verurteilten verbunden war, oder der Restaurantbesitzer Robert Brecht (Tobias J. Lehmann), Bruder der einst von Littkovski ermordeten Frau, deshalb interessant würden.

Geht nicht anders, könnte man meinen: Die Drehbuchautorin hebt sich den entscheidenden Pfeil im Köcher fürs Finale auf. Aber hinter die Psychologie der Tat kommt man so kaum, und Spannung stellt sich nicht ein, obwohl die opulente Filmmusik von Mario Grigorov das Gegenteil suggeriert.

Auffallend ratlos wiederum steht das Drehbuch vor der Aufgabe, die Teamgeschichte horizontal weiterzudrehen. Den Blick ins Winters Privatleben – die Kommissarin war bei Reihen-Beginn 2006 schwanger, was den Titel „Unter anderen Umständen“ erklärt – hakt die Story mit rührseligen Szenen um den pubertierenden Sohnemann (Jacob-Lee Seeliger) und Brauner als Kümmerer ab. Das Dauerthema Frau und Karriere – Winter hat mittlerweile den Hut auf – wird durch den temporären Bedeutungsgewinn von Kommissar Matthias Hamm (Ralph Herforth) variiert, der unsympathisch wie selten agiert und damit zeigt, weshalb Winter Chefin ist und bleiben wird.

Vielleicht ist die beliebte Reihe erzählerisch am Ende, denkt man bei eher pflichtgetreu eingebauten Stellen wie diesen. Aber das haben wir auch früher bereits gedacht – und uns trotzdem bei nächster Gelegenheit wieder über Wörner und Brambach gefreut.

Unter anderen Umständen – Für immer und ewig läuft heute um 20.15 Uhr im ZDF.

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