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#Sie versuchen es ja

Sie versuchen es ja

Wer den passenden Begriff zu dieser Fußball-Europameisterschaft sucht, könnte beim „Versuch“ fündig werden. Alle versuchen etwas. Die deutsche Mannschaft versucht angesichts ihrer begrenzten spielerischen Möglichkeiten, den Mythos der Turniermannschaft wieder zu beleben. Die Medien versuchen Begeisterung zu vermitteln, um den mit so einem Turnier verbundenen Aufwand zu amortisieren. Trotzdem stellt sich beim Publikum keine Begeisterung ein. Bis zum Spiel der Deutschen gegen Frankreich herrschte Zurückhaltung. Doch dann schalteten, wie das ZDF mitteilte, 22 Millionen Zuschauer ein. Sie sahen, dass die Nationalmannschaft es wirklich versuchte. Sie bezeugten, wie es der von Bundestrainer reaktivierte Innenverteidiger und Eigentor-Unglücksrabe Mats Hummels auf Instagram ausdrückte, „dass wir uns zerreißen wollen bei diesem Turnier, dass wir euch wieder begeistern und erfolgreich sein wollen“.

Zu Begeisterung laden die Umstände zurzeit nicht ein. Das bildet die Berichterstattung im Fernsehen ab. Sie ist so trist wie das deutsche Offensivspiel gegen Frankreich. Man passt sich im Mittelfeld den Ball zu, um am Ende aus Ratlosigkeit eine Flanke planlos in den gegnerischen Strafraum zu schlagen. Journalistische Möglichkeiten aber böten sich mit der Beschränkung auf das, worauf es ankommt: Sachlichkeit ohne Schnörkel. Der Fußball ist für den Fan schließlich unterhaltsam genug. Aber das reicht nicht im umkämpften Fernsehmarkt. Ein Turnier wie die Europameisterschaft ist das perfekte Umfeld für die Werbebranche, wenn es auch bei denen Begeisterung weckt, die sich sonst für Fußball weniger interessieren.

Stimmungskanonen aus der Unterhaltungsbranche

Für diese Europameisterschaft hatte sich die Telekom mit Magenta TV die Rechte an allen 51 Spielen gesichert, darunter die Exklusivrechte für elf Spiele. Beim Rechtekauf war nichts zu ahnen von der ausklingenden Pandemie, der Stagnation der Nationalelf und der allgemeinen Zurückhaltung. Statt schöner Bilder von begeisterten Menschen blicken wir bei Magenta TV auf eine Studiodekoration, die Nüchternheit ausstrahlt. Der Sender versucht zwar, mit Social-Media-Mätzchen etwas Stimmung zu erzeugen. „Postet eure Bilder unter #Eurolounge“, heißt es. Und so heißt die Sitzecke im Studio mit den unvermeidlichen Stimmungskanonen aus der Unterhaltungsbranche. Das erinnert aber eher an die verzweifelten Bemühungen eines Verkäufers auf einer Kaffeefahrt, der seine Heizdecken an den Kunden bringen muss.

Dabei zeigt die Berichterstattung bei Magenta TV, wie es auch geht: Johannes B. Kerner und der frühere Nationalspieler Michael Ballack reden kompetent über Fußball. Hinzu kommen profunde Spielanalysen von Jan Henkel. Vor dem Auftritt der deutschen Mannschaft erfuhren wir, wie sie spielen sollte. Nach dem Spiel, warum das nicht funktionierte. Zwar fehlt es Kerner und Ballack noch an der Ironie des früheren Moderatorenteams der ARD, Gerhard Delling und Günter Netzer. Die beiden mussten das aber zwischen 1998 und 2010 auch erst lernen. Schließlich waren die Europameisterschaften von 2000 und 2004 für die Deutschen ein Fiasko, das man nur mit Sarkasmus kommentieren konnte. Dass die Deutschen wollen, aber nicht können, war auch damals die Erkenntnis. Eine Ausnahme bildete Michael Ballack, der es mit dem Torhüter Oliver Kahn fast im Alleingang bis ins Endspiel der Weltmeisterschaft von 2002 schaffte. Heute ruht die Hoffnung auf dem bisher fehlenden Mittelfeldspieler Leon Goretzka. Wohl nicht nur bei den Experten von Magenta TV.

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