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#Siebener-Rugby: Hamburg will Rugby-Hochburg werden

Am großen Entwurf fehlt es keineswegs: „Wir fangen auf einer Bezirkssportanlage an. Aber unser Ziel heißt Millerntor plus Heiligengeistfeld. Dort wollen wir ein Rugby-Festival schaffen.“ Manuel Wilhelm, 42, hat es vor Augen: Sein liebster Sport in der Siebener-Variante im Stadion des FC St. Pauli. Daneben eine Zeltstadt mit Buden, Bühnen, Bauten. Kostümierte Fans, harte Bässe, Party-Stimmung – dahin möchte der Vorstandsvorsitzende von Rugby Deutschland die Europameisterschaft entwickeln.

Die Stadt Hamburg um Innen- und Sportsenator Andy Grote (SPD) ist an seiner Seite. Die Verbandskollegen auch: „Wir haben Hamburg als Standort identifiziert, an dem wir langfristig unsere Turniere austragen wollen“, sagt Wilhelm, „wir wollen hier etwas etablieren, denn wir haben tolle Mannschaften, die viel zu wenig gesehen werden.“ Eine Veranstaltung mit dem Status eines Olympia-Qualifikationsturniers für Los Angeles 2028 schwebt ihm vor.

Am Wochenende war erst einmal der Sportpark Steinwiesenweg Schauplatz der EM; eine schöne, aber verborgene Stätte, die selbst in der Stadt nur wenige kennen. Wer kam, bereute es keineswegs – den Siegerinnen aus Frankreich und den Gewinnern aus Irland auf ihrem Weg zum Titel zu folgen, war faszinierend. Auch deswegen, weil sie alle nach den Spielen in Badelatschen, mit Handtuch um Schultern oder Hüften von der Dusche in ihre Unterkünfte spazierten. „Im Rugby gibt es keine Berührungsängste“, sagte Ben Ellermann lachend, als Hamburger im deutschen Team der Publikumsliebling. Er studiert und trainiert in Heidelberg, kommt aber vom FC St. Pauli.

Andere Liga: Die Rugby-Frauen aus Frankreich


Andere Liga: Die Rugby-Frauen aus Frankreich
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Bild: dpa

Gar nicht mal unzufrieden war der 25-Jährige mit dem Abschneiden. Siebter wurden die Deutschen in der Gesamtwertung, verpassten eine bessere Platzierung, weil sie im Viertelfinale gegen die Briten eine 19:0-Führung buchstäblich in letzter Sekunde aus der Hand gaben und 19:21 verloren: „Wir haben wieder einmal Fehler gemacht, die der Gegner brutal bestraft hat.“ Bezogen auf drei Spiele am Samstag monierte Ellermann, seinem Team hätten mentale Härte und Ausdauer gefehlt. Immerhin erwarben die Deutschen durch ihr Abschneiden die Berechtigung zur Teilnahme an einem Challenger-Turnier im nächsten Frühjahr. Dann wollen sie endlich in die Weltserie aufsteigen, was zuletzt knapp misslang.

Siebener-Rugby ist schneller, kürzer und actionreicher als das traditionelle Rugby, das mit 15 Spielerinnen und Spielern antritt. Die Athletinnen und Athleten sind bei nahezu identischen Regeln kleiner und wendiger. Was gerade die vielen Kinder und Jugendlichen im Publikum begeisterte: Auf dem Fußballfeld passiert in den zwei mal sieben Minuten pausenlos etwas. Das erfuhren die deutschen Frauen gegen Frankreich leidvoll – es hieß 0:48 im Gruppenspiel und 0:52 im Viertelfinale. „Sie sind uns zwei Schritte voraus“, sagte Kapitänin Mette Zimmat (27) und verwies darauf, dass sich hier Profis mit Amateuren messen. Vor allem bei Tempo und Kraft waren die Unterschiede groß. Die Frauen verpassten das Challenger-Turnier trotz Platz sieben in der Gesamtabrechnung. Die Olympiateilnahme hatten beide Teams zuvor bei den Europaspielen in Krakau verspielt.

So richtet sich der Blick auf L.A. 28 – und auf Hamburg 2024. Mit Spielern wie dem mutigen Ellermann oder dem schnellen Jakob Dipper (21) haben die in der Verjüngung befindlichen Männer gute Aussichten. Die Frauen wollen ihren Förderstatus verbessern: „Es wäre dem Zeitgeist angemessen, ihren Support dem der Männer anzugleichen“, sagt Vorstand Wilhelm in Richtung DOSB.

Weil der Kontinentalverband „Rugby Europe“ erst vor vier Monaten auf ihn zugegangen war, wurde die Austragung ein Wettlauf gegen die Zeit. Es musste überhaupt mal ein Sportplatz gefunden werden. Dann: Trainingsflächen suchen, Stahlrohrtribünen aufbauen, TV-Plätze (Sport1 und DAZN übertrugen) installieren, Shuttle-Service organisieren und Sonnenschutz am heißesten Wochenende des Jahres bereit halten: „Wir haben das aus dem Boden gestampft“, sagt Wilhelm. Hätte der deutsche Verband abgelehnt, wäre die üblicherweise aus zwei Turnieren bestehende EM diesmal schon nach dem Part an der Algarve vor drei Wochen beendet gewesen. Das sollte unbedingt vermieden werden: „Wir brauchen viel mehr Sichtbarkeit für unseren Sport.“

Am Sonntagabend, als die Sieger gefunden waren und übers Wochenende verteilt 5000 Zuschauende Freude an diesem schnellen, harten und fairen Sport ohne Mätzchen gefunden hatten, zogen die Veranstalter ein zufriedenes Fazit – und von „Rugby Europe“ hieß es, man werde 2024 gern zurückkommen, um die Kontinentalmesse des Siebener-Rugby in der Hansestadt auszutragen. Sicher auch, weil neben der Stadt das Bundesministerium des Innern seine Unterstützung zugesagt hat, denn allein aus den Ticket-Einnahmen kann sich solch eine internationale Drei-Tages-Party kaum finanzieren. Der Umsatz an den Getränkebuden wird bei diesem heißen Rugby-Festival indes erfreulich gewesen sein.

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