#Was Long Covid mit dem Gehirn macht
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„Was Long Covid mit dem Gehirn macht“
Covid-Patient 16 und 17: MRT-Aufnahmen der Gehirne gaben den Neurologen der Covid-19 Study Group bereits vor zwei Jahren erste Hinweise über Immunzellen, die das Hirngewebe und das Myelin der Nervenbahnen schädigen können.
Bild: Ross W. Paterson, Rachel L. Brown, et al./Brain, Oxford University Press
Tatort Seele: Das Coronavirus kann Gehirn, Gedächtnis und die Vitalität für Monate beeinträchtigen. Und dann? Die Ermittlungen, bei wem sich Long Covid so hartnäckig eingräbt, werden massiv vorangetrieben. Auch welche Rolle die Varianten spielen.
„Mit dem Virus leben lernen“ gehört zu den tückischen Formulierungen dieses Omikron-Frühlings und des Sommers. Einerseits ist sie die Schlussstrich-Formel derer, die – bei steigenden Fallzahlen – das Ende der Pandemie verkündet haben wollen. Andererseits enthält sie bei vielen eine bisher nur wenig begründete Hoffnung, dass der hochinfektiöse, allerdings vermeintlich „mildere“ Omikron-Erreger das letzte Kapitel in unserem Kampf gegen SARS-CoV-2 sein könnte. Völlig unberücksichtigt bleibt dabei immer wieder auch, welches Nachspiel der Kontakt mit dem Pandemievirus für viele haben kann. Patienten mit „Long Covid“ müssen in der Tat lernen, mit dem Virus und seinem Treiben zu leben. Wochen und Monate nach der akuten Infektion leiden sie noch an den Folgen der Virusvermehrung im Körper.
Immerhin, so dürfte vor wenigen Tagen mancher aufgeatmet haben: Das Risiko für Long Covid hat sich nach der jüngsten von zahlreichen Bestandsaufnahmen in Großbritannien mit Omikron halbiert: Verglichen mit den rund 4500 per App gemeldeten Langzeitpatienten unter 41 300 Coronafällen (10,8 Prozent) in der Delta-Varianten-Ära vor einem Jahr, meldeten ein halbes bis dreiviertel Jahr nach einer Omikron-Ansteckung noch 2500 von 56.000 Fällen (4,5 Prozent) Long-Covid-Symptome. Was die im britischen Medizinfachblatt „Lancet“ publizierte Studie des King’s College London nicht sagt: Omikron ist nicht gleich Omikron.
Die in Großbritannien ebenso wie in Deutschland kursierenden Subvarianten BA.5 und mit Abstrichen auch BA.4 sind, sowohl was die klinischen wie immunologischen Eigenschaften angeht, von den ersten Omikron-Versionen deutlich verschieden. Ob also Long Covid in der Omikron-Phase weniger häufig vorkommt oder ob die Long-Covid-Gefahr wegen der besonders ausgeprägten Immunflucht bei BA.5 und den vielen Durchbruch- und Mehrfachinfektionen doch wieder steigt (und womöglich andere Symptome vorherrschen), ist zurzeit völlig unklar.
Für alles gibt es Belege und plausible Thesen
Überhaupt ist vieles an Long Covid noch immer unsicher. Ob die Dutzenden möglichen Symptome – von Dauererschöpfung bis Organschäden – durch die Gefäßentzündungen und -verschlüsse hervorgerufen werden, die bei vielen schweren Covid-19-Verläufen beobachtet werden, oder ob nicht enden wollender Virusbefall der Organe die Ursache ist oder außer Kontrolle geratene Bestandteile des Immunsystems die quälenden Folgeschäden auslösen – für alles gibt es Belege und plausible Thesen. Und je genauer viele Fälle angesehen werden, desto klarer wird auch: Corona kann wirklich ein schlimmes Nachspiel haben, und zwar oft schon milde verlaufende Infektionen.
An Studien zu den Folgen für das Nervensystem und damit im Gehirn konnte man das in den vergangenen Wochen besonders gut ablesen. Zahlreiche Veröffentlichungen beschreiben die neurologischen Nachwirkungen von Infektionen und Krankheit. Anfangs waren es oft nur Beschreibungen von Gehirnen nach Autopsien. Alarmierend waren die frühen Befunde der britischen „Covid-19 Study Group“ um Ross Paterson, die schon im März 2020 bei Covid-19-Erkrankten in der Bildgebung schwere Nervenschädigungen mit nachfolgend Enzephalitis, Schlaganfällen bis hin zu lang anhaltenden Psychosen beobachtet und im Juni 2020 in der Zeitschrift „Brain“ beschrieben hatten. Auf diese Hinweise folgten Dutzende weitere Studien. Bart van Berckel von der Vrije-Universität in Amsterdam und seine Kollegen berichten nun von Untersuchungen mit dem Positronen-Emissions-Tomographen (PET) an zwei Long-Covid-Patienten. Beide – eine Frau und ein Mann um die fünfzig beziehungsweise sechzig – infizierten sich in der Frühphase der Pandemie. Beide leiden an chronischer Erschöpfung, kognitiven Defiziten und anderen typischen Long-Covid-Symptomen, – die Frau seit fünfzehn Monaten, er seit zwei Jahren. Beide sind seitdem arbeitsunfähig. Die detaillierte PET-Untersuchung hat in beiden Fällen ergeben: anhaltende, „profunde Entzündungsprozesse im Gehirn“. Die zwischenzeitliche Impfung minderte die Beschwerden, konnte sie aber nicht beseitigen.
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