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#So günstig ist es im Umland

So günstig ist es im Umland

Der Traum vom Einfamilienhaus ist in Deutschland seit Jahrzehnten weit verbreitet. Gemeinden im Umland der begehrten Großstädte locken mit deutlich niedrigeren Immobilienpreisen. Darauf weist eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hin, die im Auftrag der Bausparkasse Schwäbisch Hall die Preisunterschiede zwischen Einfamilienhäusern in 70 kreisfreien Großstädten und im Umland untersucht hat. Verglichen wurden jeweils die durchschnittlichen Preise für 125 Quadratmeter große Einfamilienhäuser.

In Berlin liegt der Quadratmeterpreis im Durchschnitt bei 4200 Euro. Im Umland ist es erheblich billiger. So kosten Eigenheime beim südöstlichen Nachbarn, dem Landkreis Oder-Spree, keine 2000 Euro je Quadratmeter, heißt es in der Erhebung. Doch die in der Öffentlichkeit weitverbreitete Aussage mit dem Wunsch nach dem Haus im Grünen lässt sich mit der Statistik nicht so einfach belegen. Denn nach den neuen Zahlen des Statistischen Bundesamts stagniert der Neubau von Ein- und Zweifamilienhäusern seit dem Jahr 2005.

Von den deutschlandweit im vergangenen Jahr neu genehmigten 288.000 Wohnungen sollen 169.000 in Mehrfamilienhäusern entstehen, wie die Behörde kürzlich mitteilte. Das ist ein Anteil von fast 60 Prozent. Ein- und Zweifamilienhäuser liegen mit 109.000 Genehmigungen mittlerweile weit dahinter. Woran liegt das? Ökonomen und Immobilien-Fachleute weisen seit Jahren darauf hin, dass es in Deutschland in Summe nicht an Wohnungen fehlt – sie wurden nur an den falschen Orten gebaut.

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Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) schätzt, dass Ende 2018 in der Bundesrepublik 1,7 Millionen Wohnungen leer standen, ganz überwiegend in ländlichen Regionen, in denen die Bevölkerungszahl sinkt. Die Einwohnerzahl der Großstädte ist von 2010 bis 2019 um 1,7 Millionen Menschen gewachsen, schreiben Raumforscher Alexander Schürt und seine Koautorinnen und -autoren in einer unlängst veröffentlichten BBSR-Studie. Gleichzeitig haben 45 Prozent der deutschen Mittel- und Kleinstädte Einwohner verloren.

Wenn jemand im Umland von Hamburg ein Haus kaufen will, spart er nach Darstellung der IW-Studie im Landkreis Stade 57 Prozent. 56 Prozent Ersparnis biete der Wetteraukreis gegenüber der Bankenmetropole Frankfurt. Im Mittelwert seien Einfamilienhäuser in den Umlandkreisen der sieben größten Städte Deutschlands rund 34 Prozent günstiger als innerhalb dieser Metropolen.

Nach dem Wirbel um Äußerungen von Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter zu dieser Wohnform ist die Diskussion um das Einfamilienhaus wieder neu hochgekommen. Ein Trend ist unabhängig davon, wie Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen: In den vergangenen Jahren stieg die Wohnfläche je Wohnung und je Einwohner. Ende 2019 war eine Wohnung durchschnittlich 91,9 Quadratmeter groß – ein Plus von einem Quadratmeter verglichen mit 2010. Die Wohnfläche je Einwohner betrug 47 Quadratmeter (2010: 45 Quadratmeter). Auch neue Einfamilienhäuser werden mit einer durchschnittlichen Wohnfläche von 157 Quadratmetern immer größer. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes sind das 14 Prozent mehr Wohnraum als vor 20 Jahren.

In Stuttgart sind Einfamilienhäuser besonders selten

Wegen des Platzbedarfs ist das Haus mit Garten vor allem auf dem Land verbreitet. An der Spitze liegen nach Angaben der Statistiker die ostfriesischen Landkreise Aurich (Anteil: 86,1 Prozent) und Leer (85,9 Prozent) sowie Dithmarschen (85,5 Prozent) im Westen Schleswig-Holsteins. Deutlich seltener sind Einfamilienhäuser den Zahlen aus dem Jahr 2019 zufolge in Großstädten, in denen Bauland in der Regel auch mehr kostet als auf dem Land. Am geringsten ist der Anteil in Stuttgart mit gut 35 Prozent, gefolgt von Düsseldorf, Frankfurt am Main und Gelsenkirchen (jeweils rund 40 Prozent).

Bei den Preisen sind Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln, München und Stuttgart führend. Hier kosten Wohnimmobilien im Schnitt 5300 Euro je Quadratmeter, wie die Bausparkasse Schwäbisch Hall mitteilt. Ausreißer sei hier München. Die bayerische Landeshauptstadt ziehe den Schnitt mit Quadratmeterpreisen von 8600 Euro kräftig nach oben. Beim preislichen Metropolen-Schlusslicht Köln kostet der Quadratmeter um die 4000 Euro. „Grundsätzlich bestimmt das Niveau der Immobilienpreise in den Großstädten auch das Preisniveau ihres Umlandes. So beginnen in Münchens Umland die Preise dort, wo sie in Köln und Umgebung enden. Im günstigsten Münchner Umlandkreis Freising kostet der Quadratmeter im Schnitt knapp 4400 Euro. Das sind rund 400 Euro mehr als in Köln-City“, heißt es in einer Mitteilung weiter.

Die Wissenschaftler des IW nahmen auch die durchschnittlichen Immobilienpreise in den übrigen 63 kreisfreien Großstädten und ihren Umlandkreisen unter die Lupe. In 84 Prozent der Fälle koste ein Einfamilienhaus im Umland weniger als in der Großstadt. Bei der Hälfte davon habe die Ersparnis im Mittel um 25 Prozent gelegen. Als Beispiel wird der Landkreis Lörrach genannt. In dem Kreis, der an Frankreich und die Schweiz grenzt, seien Wohnungen im Schnitt um ein Viertel günstiger als in Freiburg im Breisgau. In der Universitätsstadt koste der Quadratmeter mit gut 4300 Euro mehr als in der Bundeshauptstadt. Bei Familien besonders beliebt sei der weiter nördlich von Freiburg liegende Ortenaukreis. Dort kostet der Quadratmeter Eigenheim demnach rund 1800 Euro weniger als in Freiburg. Im Schnitt liege das mittlere Preisniveau von Einfamilienhäusern in den 63 Großstädten bei rund 2700 Euro je Quadratmeter, im Umland bei gut 1900 Euro.

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