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#So viele Tote wie nie und eine neue Mutante

So viele Tote wie nie und eine neue Mutante

Eine 34 Jahre alte Frau aus der Stadt Sorocaba in der Nähe von São Paulo zählt zu den Hunderttausenden Brasilianern, die in den vergangenen Wochen positiv auf das Coronavirus getestet worden sind. Und dennoch sticht ihr Fall heraus: Die Analyse ihrer Probe hat ergeben, dass sie eine bisher unbekannte Mutante des Virus in sich trägt. Laut dem Institut Butantan in São Paulo, das ein Netzwerk für die Verfolgung von Virus-Mutanten koordiniert, ähnelt die entdeckte Mutante jener aus Südafrika. Da die Frau jedoch in den vergangenen Wochen nicht gereist ist, wird die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass es sich um eine natürliche Weiterentwicklung der Mutante P.1 handelt.

Tjerk Brühwiller

Die Mutante P.1, die Im Januar in der Amazonas-Metropole Manaus erstmals entdeckt wurde, hat sich unterdessen in ganz Brasilien stark verbreitet. Auch in anderen Ländern sind erste Fälle bekannt. Die hochansteckende Mutante, die laut ersten Studien auch aggressiver sein könnte als das ursprüngliche Virus, gilt als eine der Ursachen für den rasanten Anstieg der Ansteckungen und Todesfälle, den Brasilien seit einigen Wochen zu verzeichnen hat.

Alleine im März zählte Brasilien über 66.000 Tote infolge einer Infektion mit dem Virus. Seit dem Ausbruch der Pandemie sind es mehr als 320.000 Tote. Das Wochenmittel der Todesfälle ist seit Monatsbeginn stetig angewachsen. Am Mittwoch verzeichnete Brasilien mit 3950 Todesfällen abermals einen neuen Rekord. Einige Friedhöfe des Landes mussten in den vergangenen Tagen auch nächtliche Bestattungen durchführen, um der Lage Herr zu werden.

Dramatisch ist die Situation in den Krankenhäusern des Landes, die landesweit an ihrer Kapazitätsgrenzen kommen. In 19 von 27 Bundesstaaten beträgt die Auslastung der Intensivstationen mehr als neunzig Prozent. Die Behörden mussten in den vergangenen Tagen neue Intensivbetten schaffen, doch es fehlt unterdessen auch am notwendigen Personal, um neue Patienten zu betreuen.

Tausende Brasilianer warten derzeit vergeblich auf einen Platz auf einer Intensivstation. In den vergangenen zwei Wochen starben alleine im Bundesstaat São Paulo rund 350 Patienten, die auf ein Bett mit Intensivpflege warteten. Als kritisch gilt auch die Versorgungslage. Vielerorts gehen die Medikamente zur Neige, die gebraucht werden, um Patienten zu intubieren. Auch der Sauerstoff wird knapper und muss sparsamer eingesetzt werden.

Wirtschaftliche Situation vieler Familien kritisch

Angesichts der katastrophalen Situation haben die Gouverneure zahlreicher Bundesstaaten schon vor einigen Tagen schärfere Isolationsmaßnahmen verhängt. Im Bundesstaat São Paulo wurden in der Woche vor Ostern mehrere Feiertage vorgezogen, um die Mobilität der Bevölkerung zu senken und einen kompletten Kollaps zu verhindern. Viele lassen sich jedoch nicht davon abbringen, ihr zu Hause zu verlassen.

Die wirtschaftliche Situation unzähliger Familien, die auf tägliche Verdienste angewiesen sind, ist kritisch geworden. In den ersten drei Monaten dieses Jahres hat die Regierung keine finanziellen Direkthilfen mehr ausbezahlt. Erst von April an bekommen bedürftige Familien wieder Hilfszahlungen, die allerdings wesentlich unter jenen des vergangenen Jahres liegen.

Während die einen die Isolation aus der Not heraus nicht einhalten können, tun es andere zum Spaß. Täglich werden in São Paulo und anderen Städten illegale Feiern aufgelöst. Im März wurden im Bundesstaat São Paulo über 4500 Personen wegen Verstößen gegen die Isolations-Auflagen angezeigt. Die erwartete Mäßigung von Präsident Jair Bolsonaro in Bezug auf die Pandemie ist nicht eingetroffen. Während Brasiliens neuer Gesundheitsminister Marcelo Queiroga am Mittwoch die Notwendigkeit der Maskenpflicht und der Vermeidung von Zusammenkünften hervorhob, kritisierte Bolsonaro wenige Minuten später ohne Maske die von den Gouverneuren verhängten Maßnahmen. Brasilien habe zwei Feinde, sagte Bolsonaro, das Virus und die Arbeitslosigkeit. Man löse das Problem nicht, indem man zu Hause bleibe. 

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