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#So wird das Bewerbungsbild perfekt

So wird das Bewerbungsbild perfekt

Wer sich um eine Stelle bewirbt, stellt seine Vorzüge in den Vordergrund: Qualifikationen, Arbeitsergebnisse, Stationen im Lebenslauf sollen im besten Licht erscheinen. Da Bilder oft wirkmächtiger sind als Wörter, liegt es nah, dass das richtige Bewerbungsfoto zum Zünglein an der Waage werden kann. Ist aber der richtige Ton und Inhalt im Anschreiben schon eine echte Herausforderung, so wird es beim Foto nicht gerade einfacher. „Bewerber müssen klar definieren, welches Ziel sie mit dem Foto verfolgen“, sagt Thomas Bauer, Fotograf aus Bergisch Gladbach. „Dann überlege ich mir, wie ich dieses Merkmal im Foto transportiere.“ Seit sie zunehmend berufliche Sphären erobern, die früher Männerdomänen waren, stellt sich auch für immer mehr Frauen die Frage, wie sie ihre Kompetenzen visualisieren.

Bauer hat etwa beim Fotografieren von Finanzgeschäftsführerinnen beachtet, dass sich ihre Kernaufgabe, für die Korrektheit von Zahlen zu stehen, in Bildhintergrund und Erscheinung zeigt. Vor Häusern mit übergroßen Hausnummern habe er sie fotografiert und auf jedes Detail geachtet, etwa frisch gereinigte Brillengläser. „Die Gesamtqualität eines Fotos lässt sich leicht erkennen“, findet Bauer, der jahrelang Fotos für Geschäftsberichte gemacht hat. „Man sieht sofort, wie viel Mühe sich jemand mit dem Foto gegeben hat.“ Er achte auf Authentizität: Will etwa eine Projektmanagerin vermitteln, „ich habe das hier im Griff“, dann sei ein verkrampfter Gesichtsausdruck nachteilig, der unbewusst entstehen könne, wenn die Fotografierte versuche, ihr minimal hängendes Augenlid gezielt zu öffnen.

Noch keine gendergerechte Bildsprache

Bauer empfiehlt, dass Bewerber ihr Selbstbild und das Bild, das sie vermitteln wollen, hinterfragen. Er habe etwa Kundinnen geraten, sich zu fragen, welches Gefühl das Bild beim Betrachter auslösen werde, wenn sie sich – direkt nach dem Sommerurlaub – tief gebräunt ablichten lassen wollten. Leider weiß man häufig nicht, wer das Foto ansehen und über eine Einladung zum Gespräch entscheiden wird. Der Fotograf schlägt deshalb vor, die Aufnahme möglichst vielen Menschen vorher zu zeigen und ihre Meinungen einzuholen. Eine gendergerechte Bildsprache habe sich bislang nicht entwickelt, berichtet Bauer, zumal es weniger Fotografinnen in der Branche gebe. Wenn etwa ein Mann auf einem Foto locker daherkommen wolle, würden üblicherweise Bilder ohne Schlips oder Sakko angefertigt. Das Äquivalent für Frauen sei „komplexer“. Dafür seien Frauen „viel experimentierfreudiger als Männer, die in dieser Hinsicht eher zögerlich sind“.

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Auch steht dem Bemühen um eine sensible Ausdrucksform eine Studie des Psychologen Sevag Kertechian von der Sorbonne in Paris aus dem Jahr 2016 entgegen. Darin untersuchte er, welchen Einfluss die Tiefe des Ausschnitts auf Aufnahmen von Bewerberinnen für Positionen im Vertrieb und Rechnungswesen hat. Er fand heraus, dass Fotos, auf denen Frauen ein tieferes Dekolleté zeigten, deutlich häufiger in Vorstellungsgespräche mündeten als solche, die ein höher geschlossenes Kleid zeigten.

Auf Branche und Standort kommt es an

„Für uns stehen vor allem bei Ingenieuren und Ingenieurinnen die Qualifikationen im Vordergrund“, sagt Anna Blumenberg, Personalchefin der Meyer Werft in Papenburg. „Dennoch gibt es eine unbewusste Voreingenommenheit – die wir zu minimieren versuchen, indem wir uns diese bewusst machen und alte Rollenbilder über Bord werfen.“ Hubertus Douglas, Geschäftsführer der Personalberatung Korn Ferry aus Frankfurt, rät, sich vor einer Bewerbung mit dem Unternehmen und seiner Präsentation zu beschäftigen. Geschäftsberichte, das Erscheinungsbild der Mitarbeiter und Leitung sowie der Schreibstil gäben gute Einblicke. „Dann muss die Kandidatin ihre Hausaufgaben machen, die Stellenbeschreibung genau studieren und ihre Bewerbung optimieren.“ Das Bewerbungsfoto müsse mit dem Anschreiben korrelieren. Und: „Es ist ein Unterschied, ob man sich für eine Stelle auf dem Land oder in Berlin bewirbt.“ Auch auf die Branche komme es an.

„Bei uns nimmt die Bedeutung von Bewerbungsfotos ab“, sagt Anna Blumenberg mit Blick auf die vielen dualen Studentinnen auf der Meyer Werft, von denen fast alle einen Ingenieurabschluss anstreben. Bei denen hingegen, die ein Unternehmen repräsentieren sollen, sei das Foto wichtig, sagt Personalberater Douglas. „Für eine solche Stelle wird kein Glamourgirl gesucht, sondern jemand, dessen geistige und verbale Befähigung überzeugt. Das muss auf dem Foto rüberkommen.“ Auf Bewerbungsfotos bewegten sich Frauen auf einem schmalen Grat: Es gelte, weder zu viel noch zu wenig hervorzuheben. In Zeiten von Internet und sozialen Netzwerken sind aber auch Bilder verfügbar, die nicht mit der Mappe eingesendet wurden. Eine Umfrage des Digitalverbandes Bitkom zeigte, dass sich zwei von drei Personalverantwortlichen über Bewerber in sozialen Netzwerken informierten. Deshalb sollte man sich nicht nur mit dem Bewerbungsfoto Mühe geben.

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