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#„Es ist noch sehr viel Katastrophe“

„„Es ist noch sehr viel Katastrophe““

Wenn Josef Klees die Bilder vom Krieg sieht, erinnert ihn das an die Tage nach der Flut im Ahrtal. Die Naturkatastrophe will er nicht mit Putins Angriffskrieg in der Ukraine vergleichen. Aber er weiß, wie es ist, wenn man von jetzt auf gleich sein Zuhause verliert. „Das Krasse ist ja auch, wenn du die Bilder im Fernsehen siehst, dann hat man ein ganz großes Verständnis.“

Die junge Familie Klees aus Ahrweiler kam nach der Flut in einer Wohnung in einem Ort in der Gegend unter. Kapazitäten, um Flüchtlinge aufzunehmen, gibt es im Ahrtal nicht. Im Landkreis gilt ein Verteilstopp des Landes. Nach der Flut im vergangenen Juli mit 134 Toten kämpfen immer noch Tausende mit den Folgen. Die Frage „Wie geht’s?“ könne man nur sehr vorsichtig stellen, sagt Josef Klees. „Es ist noch sehr viel Katastrophe.“ Es herrsche „so ein Stillstandmodus“. Alle wollen ihre Häuser in Schuss bringen, den Estrich gießen, die Fenster einsetzen, doch oft verzögere sich das.

Die wirtschaftlichen Folgen des Kriegs sind im Kleinen auch im Ahrtal spürbar. „Bei der alten Werkstatt von meinem Opa kommen die letzten Fenster nicht mehr“, sagt Annette Klees. Ein Großteil der Fenster von einer russischen Firma sei geliefert worden, aber ein Kellerfenster und drei Garagentore kommen wohl nicht mehr, „weil der Krieg dazwischengekommen ist“. Die hohen Spritpreise sind eine Belastung, die Annette Klees dadurch abfedert, dass sie an manchen Tagen im Homeoffice bleiben und so Sprit sparen kann.

Blumenzwiebeln unter dem Schlamm

Trotz Krieg, Pandemie und Flut bahnt der Frühling sich auch im Ahrtal seinen Weg. Einige Blumenzwiebeln hätten die Flut ganz gut überstanden, sagt Annette Klees, aber drumherum gebe es oft keine schönen Gärten mehr. Als Josef Klees vor ein paar Tagen in der Nähe von Dernau an der Ahr entlangfuhr, sah er eine einzelne blühende Blume. Ein Symbol eines seltsamen Frühlings.

Vor der Flut gingen Josef und Annette Klees zu dieser Jahreszeit mit den Kindern gerne durch die Altstadt von Ahrweiler. Ein Ritual war, das erste Eis in der Sonne zu essen. „Das ist so das typische Frühlingserwachen in Ahrweiler“, sagt Josef Klees. Und jetzt? „Viel Freizeit bleibt ja im Moment nicht“, sagt Annette Klees. Die Familie würde gerne Urlaub machen, aber es fehlt die Zeit. Gleich drei kostenfreie Angebote haben sie bekommen: Ein Helfer, der ein Anwesen in Norddeutschland hat, bot ihnen an, dort für eine Woche zu bleiben. Eine andere Helferin stellte ihnen Urlaub in einem Ferienhäuschen in Aussicht. Und es gibt eine Einladung nach Rotterdam.

Eine Verschnaufpause nach der Flut gab es zumindest. Im Herbst vergangenen Jahres war Familie Klees für eine Woche in der Südpfalz. Damals war wichtig, „dass die Kinder auch mal wieder was Normales gesehen haben“, sagt Annette Klees. Im Ahrtal war da noch viel Dreck und Staub.

Den Urlaub in der Südpfalz machten sie im Haus eines Verwandten der „Flutfamilie“, wie Annette und Josef Klees das Ehepaar nennen, das ihnen eine Übergangswohnung zur Verfügung stellt, in der sie immer noch leben. Bei einem Spaziergang mit dem Ehepaar wurde die kleine Tochter von Josef und Annette Klees gefragt, ob das Oma und Opa seien. „Nein, das sind meine Vermieter“, habe die Tochter gesagt. Das ließ die Mutter schmunzeln. „Sie sind ja viel mehr als Vermieter“, sagt sie. Sie gehören zur Flutfamilie.

Familie Klees aus Ahrweiler berichtet in dieser Serie darüber, wie sie die Flutkatastrophe bewältigt. Zuletzt ging es um den improvisierten Alltag, das erste Weihnachtsfest, die Taufe des kleinen Sohns und die Anfänge der Sanierung des Hauses. Im F.A.Z. Podcast für Deutschland wird Familie Klees in dieser Folge vorgestellt.

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