#Spediteure und Corona: Regelchaos im Führerhaus
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„Spediteure und Corona: Regelchaos im Führerhaus“
Markus Grenzer ist nicht nur verärgert, sondern auch ratlos. „Wir sind systemrelevant. Wenn wir nicht fahren können, ist fehlendes Toilettenpapier unser geringstes Problem.“ Der Geschäftsführer der Maintaler Express Logistik weiß nicht, wie seine Fahrer ihre Arbeit ausüben sollen und dabei die unterschiedlichen Quarantäne-Regeln einhalten können. „Wir sind in ganz Europa unterwegs, und das ist kaum noch leistbar, denn wir blicken mittlerweile nicht mehr durch.“
16 verschiedene Quarantäne-Verordnungen in den Bundesländern und weitere 27 nationale Richtlinien der EU-Länder brächten die deutschen Spediteure an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit, moniert auch der in Frankfurt ansässige Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung, der deswegen vor Versorgungsengpässen warnt.
80 Lastwagen fahren für das Transportunternehmen Maintaler, das seinen Sitz in Bruchköbel bei Hanau hat, quer durch Europa, andere Fahrten führen bis nach Israel, Marokko und Aserbaidschan. „Wir beschäftigen Fahrer, die in Deutschland ansässig sind, haben aber auch feste Partner aus Osteuropa, mit denen wir seit vielen Jahren zusammenarbeiten“, erläutert Grenzer.
Welche Regeln gelten wann?
In den vergangenen Tagen stand er regelmäßig mit dem Bundesverband in Kontakt, um zu erfragen, welche Regeln beispielsweise die Fahrer einhalten müssen, die derzeit aus England zurückkommen. „Die kommen aus dem Land mit der höchsten Gefahrenstufe. Müssen sie in Quarantäne, wenn sie zu Hause sind?“, fragt Grenzer und ergänzt: „Gelten jetzt die Regeln des Bundeslandes, in dem der Firmensitz liegt, oder die Regeln des Landes, in dem der Fahrer lebt? Das ist absolut unterschiedlich und total verwirrend.“
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Grenzer fühlt sich von der Politik alleingelassen. Derzeit wartet er auf den Fahrer eines Partner-Spediteurs aus der Slowakei, der zuvor in England war. „Es weiß kein Mensch, was mit dem guten Mann ist. Muss der jetzt in Quarantäne?“ Der Spediteur aus der Slowakei habe das dortige Verkehrsministerium angeschrieben, das eine Quarantäne für den Fahrer angeordnet habe. Andere Fragen blieben offen. „Wo soll der in Quarantäne, wer nimmt ihn auf?“, überlegt der Geschäftsführer weiter.
Sobald der bereits in England negativ getestete Fahrer die transportierten Chemikalien ausgeliefert habe, müsse eine Bleibe für ihn gefunden werden. Grenzer will den Fahrer zudem abermals testen zu lassen, um sicherzugehen. „Wie es dann weitergeht, das wissen wir auch nicht. Wir versuchen weiterhin, über irgendeine Stelle herauszufinden, was gesetzlich vorgeschrieben ist“, sagt er.
Die Spedition Richard Müller aus Gelnhausen fährt derzeit erst gar nicht mehr nach Großbritannien, wie Geschäftsführer Richard Müller mitteilt. Grund dafür ist die Ausnahmeregel, dass Fernfahrer in Hessen von Testpflicht und Quarantäne befreit sind, sofern sie für grenzüberschreitende Transporte nicht länger als 72 Stunden im Ausland waren. „Zu Corona kommt in England auch noch der Brexit. Selbst wenn alle Papiere vorhanden sind, stehen unsere Fahrer am Zoll trotzdem in der Schlange. Das schaffen wir nicht in 72 Stunden, obwohl das eigentlich ein Katzensprung ist“, schildert Müller die Situation.
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