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#Stärke, Mut und Loyalität

Stärke, Mut und Loyalität

Am Ende einer strapaziösen Woche musste Angelique Kerber auch noch einen Elefanten stemmen. Dem Designer sei Dank war die Bronze-Plastik nur so hoch wie eine Barbie-Puppe und nur dreieinhalb Kilogramm schwer, sodass die beste deutsche Tennisdame nicht noch ihre allerletzten Kräfte aufbieten musste, um die gerade gewonnene Trophäe für Publikum und Fotografen in die Höhe zu recken. Ihr Gepäck auf der anschließenden Reise zum Saisonhöhepunkt nach Wimbledon wurde durch den Elefanten auch nicht beschwert, handelt es sich doch um einen Wanderpokal der Bad Homburg Open.

Thomas Klemm

Redakteur im Ressort „Geld & Mehr“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Was die 33-Jährige als Turniersiegerin mitnehmen durfte, war eine goldene Halskette mit dem Elefanten samt weißgoldenem Tennisball im Rüssel als Anhänger; davon hat sie eigentlich schon genügend, gehört die dänische Schmuckmarke doch zu ihren Sponsoren. Der Elefant gilt als Symbol für Loyalität, Stärke und Mut – allesamt Eigenschaften, die Deutschlands beste Tennisdame in der vergangenen Woche ausgezeichnet haben.

Allen Widrigkeiten zum Trotz

Loyalität zeigte sie gegenüber den Bad Homburg Open, die allen Widrigkeiten zum Trotz ein Erfolg wurden, sowie gegenüber den Zuschauern, die Angelique Kerber bei der um ein Jahr verschobenen Turnierpremiere in Corona-Zeiten unbedingt gut unterhalten wollte. Stärke zeigte sie vor allem mental, erst am Freitag, als sie ihr tags zuvor wegen Regens ausgefallenes Viertelfinalmatch gegen die Amerikanerin Amanda Anisimova nachholen und einige Stunden später auch noch zum hochklassigen Halbfinale gegen die zweimalige Wimbledon-Siegerin Petra Kvitova antreten musste. Beide Male wandelte Kerber einen Satzrückstand in einen Sieg um.

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Am Finalsamstag, als sie nur 17 Stunden nach ihrem Matchball gegen Kvitova ihre letzten Reserven mobilisierte, gelang ihr auch noch ein 6:3- und 6:2-Sieg gegen die nur unwesentlich mehr ausgeruhte Tschechin Katerina Siniakova. Sie habe die beiden Matches vom Vortag „in ihren Knochen gespürt“, sagte die Kielerin an die 600 Zuschauer gewandt, „ohne euch hätte ich heute nicht gewonnen“.

Und hier kommt die dritte Elefanten-Tugend ins Spiel: Mut offenbarte Angelique Kerber nämlich nicht nur in vielen kniffligen Spielsituationen auf dem Centre Court, sondern auch bei ihren fröhlichen Ansprachen danach. Die freie Rede vor großem Publikum entspricht eigentlich nicht Angelique Kerbers Naturell. Doch in der Bad Homburger Tenniswoche erledigte sie auch die diese Aufgabe bravourös. Zur Rolle als Turnierbotschafterin, die auf dem Platz ebenso gefordert ist wie drum herum, gehört eine gute Portion Kommunikation. „Ich hätte meinen Job nicht besser machen können“, sagte die Kielerin stolz. Überhaupt wirkte sie in Bad Homburg gelöst wie selten.

Ein Tick entschlossener

Dass sie sich auf Rasen besonders wohl fühlt, ist kein Geheimnis. Ebenso bekannt ist, dass sie den familiären Beistand zu schätzen weiß. Dass Freunde und Verwandte täglich auf der Tribüne saßen und auch sonst überall dabei waren, inklusive Oma und Opa aus Polen, erleichterte für Angelique Kerber vieles als Teilnehmerin und Turnierbotschafterin. Es sei eine Ehre, mit ihr auf dem Platz zu stehen, sagte Katerina Siniakova über die dreimalige Grand-Slam-Turniersiegerin aus Deutschland. Im Endspiel waren beiden Tennisdamen ein gutes Stück von ihrer Bestform entfernt.

Hervorragende Ballwechsel und schöne Punktgewinne wechselten sich ab mit Ungereimtheiten und Fehlern, die mangelnder Kraft und Konzentration nach den Anstrengungen des Vortags geschuldet waren. Siniakova schaffte es überhaupt nur zweimal, ihren Aufschlag durchzubringen, was für sie als ausgewiesen starke Doppelspielerin überraschend war. Letztlich gingen neun der insgesamt 17 Aufschlagspiele hüben wie drüben verloren. Dass Angelique Kerber über die 85 Minuten Spielzeit einen Tick entschlossener und kämpferischer agierte, hat ihr für Wimbledon Mut gemacht: „Mein Ziel war es, hier möglichst viele Matches zu spielen und Selbstvertrauen zu bekommen.“

Nachdem Angelique Kerber ihren Turniersieg etwas ausgekostet und ihre Verpflichtungen im Hessischen erledigt hatte, machte sie sich noch am Samstagabend auf den Weg nach London; dorthin, wo sie – man glaubt es kaum – 2018 ihr vor dem Bad Homburger Coup zwölftes und letztes Turnier gewonnen hatte. Damals im Endspiel bezwang sie die Amerikanerin Serena Williams, und wenn in der aktuellen Wimbledon-Auflage alles erwartungsgemäß läuft, treffen die beiden in dieser Woche wieder aufeinander.

Angelique Kerber müsste ihre Auftaktbegegnung mit der Serbin Nina Stojanovic gewinnen und anschließend wohl die Bad Homburger Halbfinalteilnehmerin Sara Sorribes Tormo (Spanien) bezwingen, um in der dritten Runde voraussichtlich auf die fast vierzigjährige Amerikanerin zu treffen, die auf Grand-Slam-Rekordjagd ist. Einiges wird davon abhängen, wie Angelique Kerber die kurze, harte Woche von Bad Homburg wegsteckt. „Jede einzelne Runde dort ist ein Sieg für mich“ sagte sie. Symbolisch ausgedrückt: Sie muss in London wieder den Elefanten in sich wecken.

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