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#Aufklärung für Kollege Aluhut

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Aufklärung für Kollege Aluhut

Die Pandemie ist die Stunde der Verschwörungsmythen. Die Tante teilt Posts von Impfskeptikern auf Facebook, der eigene Vater verschickt Videos, die vor den finsteren Machenschaften der Regierung warnen und vor Bill Gates. Und der Kollege treibt sich neuerdings in fadenscheinigen Gruppen der Messenger-App Telegram rum, aus denen er ständig neue Mythen zum Coronavirus zieht. Die angeblichen Belege, mit denen die Botschafter ihre Behauptungen stützen, beruhen auf Missverständnissen und Falschinformatoinen, oft sind sie frei erfunden. Tausende Menschen glauben trotzdem daran.

Maja Brankovic

Maja Brankovic

Redakteurin in der Wirtschaft der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, zuständig für „Der Volkswirt“.

Was also tun, wenn sich Lügen, Verschwörungsideologien und Hass im Internet nahezu unkontrolliert verbreiten? Und die Grundwerte unserer demokratischen Gesellschaft nach und nach erodieren? Die Initiative „Business Council for Democracy“ (BC4D) setzt auf Aufklärungs-Workshops am Arbeitsplatz. In Kooperation mit namhaften Unternehmen, die ihre Belegschaft für die Gefahren im Netz sensibilisieren möchten, haben sie deshalb ein Weiterbildungsangebot geschaffen, das die Mitarbeiter zu den Themen Hass- und Gegenrede, Desinformation und Verschwörungsmythen schult. Die Pilotphase der Initiative startet am Montag, sechs Unternehmen sind mit an Bord: die Dax-Konzerne Evonik und Volkswagen, außerdem der Gabelstaplerhersteller Kion, die Uhrenmanufaktur Nomos Glashütte, das Babelsberger Filmunternehmen Ufa und die Braunschweiger Geschäftsstelle der Alba Group.

Ins Leben gerufen wurde die Initiative von der gemeinnützigen Hertie-Stiftung der Robert-Bosch-Stiftung und dem Institute of Strategic Dialogue, einer in London ansässigen internationalen Denkfabrik, die schon seit vielen Jahren gegen Hass und Hetze im Internet sowie Extremismus jeglicher Art kämpft. Das Projekt stößt in eine Lücke: Die meisten Programme gegen demokratiefeindliche Auswüchse im Internet wenden sich an Jugendliche. Für Erwachsene sind Weiterbildungsangebote rar. Studien belegten aber, dass gerade ältere Menschen anfällig seien für Desinformationskampagnen im Netz, sagt Elisabeth Niejahr, Geschäftsführerin der Hertie-Stiftung. „Die jungen Menschen wissen vermutlich eher, was eine Filterblase ist.“ Die Politik könne die Probleme allein nicht lösen. Deshalb sei die Privatwirtschaft in der Pflicht.

„Es ist notwendig und wünschenswert, dass wir Arbeitgeber uns einmischen“, sagt Judith Borowski. Sie ist Markenchefin der sächsischen Uhrenmanufaktur Nomos Glashütte und Mitglied der Geschäftsführung. Nirgendwo sonst könne man Erwachsene so einfach erreichen und entsprechende Angebote organisieren, sagt sie. „Abendkurse sind mühsam. Aber zur Arbeit gehen die Menschen sowieso. Und wir Arbeitgeber kennen unsere Angestellten und wissen, wo der Schuh drückt.“

„Gift für die Gesellschaft“

Das Projekt „BC4D“ ist nicht die erste Maßnahme, die der Uhrenhersteller in Sachen politische Bildung ergreift. Nomos ist von den politischen Spannungen besonders betroffen. Glashütte ist ein kleiner Ort im Osterzgebirge, ungefähr eine halbe Stunde südlich von Dresden. Pegida versammelt sich quasi vor der Haustür, auch Chemnitz, wo es 2018 zu mehreren gewalttätigen Ausschreitungen durch Rechtsextreme kam, nachdem ein Mann von einem Asylbewerber tödlich verletzt worden war. Demokratiefeindlichkeit und Radikalismus sind hier mehr als diffuse Bedrohungsszenarien – und die klare Haltung des Unternehmens gegen solche Tendenzen ist in der Region bekannt. Schon seit zwei Jahren bietet Nomos seinen 300 Beschäftigten im Rahmen des Projekts „Open Saxony“ Extremismus-Schulungen an. Dabei gehe es vor allem darum, dass die Menschen mit ihren unterschiedlichen Überzeugungen überhaupt miteinander ins Gespräch kämen, sagt Borowski. „Es ist Gift für die Gesellschaft und für das Unternehmen, wenn jeder in seinem eigenen Echoraum bleibt.“

Das neue Programm sieht die Chefin als Fortsetzung dieser kleinen Tradition. Fachleute wie die Sozialpsychologin Pia Lamberty und die Publizistin Katharina Nocun haben das Programm inhaltlich ausgearbeitet. In den nächsten acht Wochen werden die Teilnehmer in kleinen Gruppen von 15 bis 20 Personen geschult. Das Ganze findet einmal in der Woche in einem „Lunch and Learn“-Format über die Mittagszeit statt. Die Teilnahme ist freiwillig und kostenlos, der Zeitaufwand überschaubar: Kein Modul dauert länger als 60 Minuten, coronabedingt sind die Kurse zunächst als interaktives Webinar geplant. Bis Ende Mai ist die Pilotphase angesetzt. Danach werde evaluiert, erklärt Elisabeth Niejahr von der Hertie-Stiftung. Falle das Urteil positiv aus, soll das Programm im Verlauf des nächsten Jahres im größeren Rahmen angeboten werden.

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