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#Moskau inszeniert sich als Gewinner des internationalen Wettlaufs

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Moskau inszeniert sich als Gewinner des internationalen Wettlaufs

Russlands Präsident Wladimir Putin hatte am Mittwoch eine „angenehme Nachricht“ mitzuteilen: Der zweite russische Impfstoff gegen das Coronavirus sei zugelassen worden – „Epivakcorona“ des staatlichen Nowosibirsker Labors Vektor. Mitte August hatte Putin bereits die Zulassung von „Sputnik V“ des staatlichen Moskauer Gamaleja-Instituts als „erste weltweit“ verkündet. Am Mittwoch sprach er noch von einem dritten Präparat eines Moskauer Forschungszentrums, der ebenfalls bald fertig werde.

Katharina Wagner

Katharina Wagner

Wirtschaftskorrespondentin für Russland und die GUS mit Sitz in Moskau.

Dabei ist Russland in der Impfstoffentwicklung gar nicht weiter als andere Länder – im Gegenteil. Es nutzt lediglich das Mittel der „vorläufigen Zulassung“ weit vor Ende der klinischen Studien, um sich als Gewinner des internationalen Wettlaufs zu inszenieren. Zudem sollen die öffentlichkeitswirksam inszenierten „Zulassungen“ auch innerhalb Russlands angesichts neuer Fallzahlrekorde einen optimistischen Ausblick geben: Am Donnerstag wurden knapp unter 14.000 neue Fälle vermeldet und mit 286 die bisher höchste Totenzahl an einem Tag seit Beginn der Pandemie.

Der Moskauer Bürgermeister Sergej Sobjanin hat angekündigt, diese Woche über weitere Einschränkungen zu entscheiden. Bisher sollen lediglich Moskauer, die über 65 Jahre alt oder chronisch krank sind, zuhause bleiben; Rentnern wurden die kostenlosen Metrofahrkarten gesperrt. Betriebe sollen 30 Prozent ihrer Mitarbeiter von Zuhause arbeiten lassen, Schulferien wurden um eine Woche verlängert. Doch auf den Straßen machen sich diese Maßnahmen bisher nicht bemerkbar; auch die Auslastung der Metro hat sich kaum vermindert.

Ab Januar im Umlauf

Die Impfstoffe werden in diesem Jahr auch in Russland noch keinen Durchbruch bringen. Denn sowohl „Sputnik V“ als auch „Epivakcorona“ sollen erst von Januar an in Umlauf kommen. Beide Präparate stecken noch mitten in den klinischen Studien, die ihre Wirksamkeit und Verträglichkeit zeigen sollen. Beide haben nach zwei von drei Phasen dieser Tests lediglich eine vorläufige Zulassung erhalten, die in Russland nötig ist, um überhaupt die dritte Testphase zu beginnen. Denn an dieser wichtigsten Phase mit mehreren Tausend Probanden nehmen auch Angehörige von Risikogruppen teil.

Für eine „echte“ Zulassung, die für Januar geplant ist, muss auch in Russland die dritte Testphase abgewartet werden: „Sputnik V“ wird derzeit nach Angaben der Verantwortlichen an 40.000 Probanden in Moskau getestet; ebenso viele sollen es bei der nun beginnenden dritten Testphase für „Epivakcorona“ sein. Mehrere Impfstoffprojekte in anderen Ländern sind schon früher in die dritte Phase eingetreten und damit im Entwicklungsprozess weiter als die russischen. 

Während „Sputnik V“ ein Vektorimpfstoff ist, der das harmlose Adenovirus als Vektor, also als Transportmittel für das Coronavirus-Genmaterial in die Zelle nutzt, ist „Epivakcorona“ ein synthetischer Peptidimpfstoff. Er trainiere das Immunsystem mithilfe künstlich hergestellter Fragmente von Eiweißmolekülen des Coronavirus, erklärte die stellvertretende Ministerpräsidentin Tatjana Golikowa am Mittwoch dem Präsidenten, und zeichne sich aus durch ein „ausreichend hohes Niveau an Sicherheit“. Dabei blieb unklar, inwiefern sich das nach zwei von drei Studienphasen und lediglich 100 Testpersonen mit Bestimmtheit sagen lässt. Golikowa berichtete, dass sie selbst als Freiwillige an den ersten beiden Testphasen teilgenommen habe, sie habe keinerlei Nebenwirkungen gespürt; Antikörper hätten sich gebildet.

Etliche Funktionäre und Chefs von Staatskorporationen haben bereits angegeben, sie hätten sich „Sputnik V“ injizieren lassen. Putin selbst berichtete Mitte August, eine seiner Töchter habe sich damit impfen lassen. Solche Äußerungen sollen dem großen Misstrauen in der Bevölkerung gegen die Corona-Impfstoffe entgegenwirken; in Umfragen gibt eine deutliche Mehrheit der Russen an, sich nicht damit impfen lassen zu wollen.

Auch viele Ärzte und medizinisches Personal, das trotz vorläufiger Zulassung schon in diesem Jahr geimpft werden soll, haben Bedenken. Viele fürchten, dass die Impfung anders als offiziell versprochen nicht freiwillig sein wird. In eine ähnliche Richtung deuten die Berichte von Journalisten, die im Selbstversuch an der dritten Testphase von „Sputnik V“ in Moskau teilnehmen: Demnach sind viele der Probanden Angestellte staatlicher Einrichtungen, die nicht aus eigenem Antrieb kämen.

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