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#Stefan Hoops hat eine schwere Aufgabe an der DWS-Spitze

„Stefan Hoops hat eine schwere Aufgabe an der DWS-Spitze“

Wie man denn jetzt auf Stefan Hoops gekommen sei, wollte ein Aktionär der börsennotierten Fondsgesellschaft DWS jüngst auf der Hauptversammlung wissen. Karl von Rohr, Aufsichtsratsvorsitzender der DWS und bei der Deutschen Bank Stellvertreter von Vorstandschef Christian Sewing, blieb die Antwort auf die berechtigte Frage schuldig. Dies sei nicht Gegenstand der Hauptversammlung, beschied er barsch. Wer ist also dieser Stefan Hoops, was qualifiziert ihn, und welche Widerstände erwarten ihn als Nachfolger von Asoka Wöhrmann?

Beginnen wir mit den Qualifikationen: Hoops wird häufig als Eigengewächs der Deutschen Bank dargestellt. Das ist fast richtig, aber eben auch nur fast. Von Juli 2006 bis Jahresende 2007 arbeitete Hoops für eine bekannte Adresse – allerdings im negativen Sinne: die Lehman Brothers Bankhaus AG in Frankfurt, so weist es das Profil des Bankers im Karrierenetzwerk Linkedin aus. Wie zuvor bei der Deutschen Bank am Anfang seiner Karriere verkaufte er auch bei Lehman festverzinsliche Finanzprodukte.

Dann wird es spannend für Hoops: Zurück bei der Deutschen Bank, wechselt er die Seite des Atlantiks. Am Standort New York war er zunächst im Handel mit Verbriefungen tätig. Verbriefungen, da war doch was: Es ist jenes Instrument, das die Banken fast rund um den Globus, getrieben von Gier und unter Ausschaltung der Vernunft, in die Finanzkrise stürzte. Sein früherer Arbeitgeber Lehman ging darin unter, die Deutsche Bank überstand die Finanzkrise als eines der wenigen Institute dies- und jenseits des Atlantiks, ohne Steuergeld zur Rettung in Anspruch zu nehmen. Das gab ihr eine Kultur, die ihr, retrospektiv betrachtet, nicht gutgetan hat – aber das ist eine andere Geschichte. Und auch noch bei den „Aufräumarbeiten“ der Finanzkrise arbeitete Hoops, gerade 30 Jahre alt, im Epizentrum der Subprime-Krise, der Wall Street in New York. Als „Head of North America Structured Solutions“ beschäftigte er sich intensiv mit den Abwicklungseinheiten der großen amerikanischen Banken im Nachgang der Finanzkrise, ehe er 2011 zurück nach Frankfurt wechselte.

Logenplatz auf toxische Produkte

Hoops hatte mit noch jungen Jahren von einem Logenplatz aus genau mitbekommen, wie Banker nicht handeln sollten. Das qualifiziert ihn für seine Aufgabe bei der DWS, der auch nachgesagt wird, dass sie ihre Produkte als nachhaltiger deklariert, als sie tatsächlich sind. Noch sind die Vorwürfe unbewiesen, aber sie tragen immerhin schwer genug, dass die Staatsanwaltschaft die Geschäftsräume der DWS, wie die der Muttergesellschaft Deutsche Bank, durchsucht hat. Mit der Vergangenheit hat Hoops nichts zu tun. Aber kein Vorwurf des Greenwashings oder anderen Fehlverhaltens darf sich wiederholen. Und Hoops kann sich nicht damit herausreden, von nichts gewusst zu haben. Er hat die Untiefen der Finanzbranche, toxische Produkte, den Abgrund, mit eigenen Augen gesehen.

Was qualifiziert Hoops noch, an der Spitze einer der größten Fondsgesellschaften Europas zu stehen? Hoops ist transparent: In einem Video verrät er Studenten, dass seine bevorzugten Hobbys Basketball, Schafkopf und Gewichtheben sind. Er spricht offen darüber, dass er zu einem Bewerbungsgespräch in weißen Socken zum Anzug erschienen ist, weil er keine schwarzen zur Hand hatte, den Job aber dennoch bekommen habe. Es ist diese Art von Transparenz, die Hoops brauchen wird, um alle Flecken einer möglichen Grünfärberei bei der DWS wieder abzuwaschen.

Selbstbewusst im Haifischbecken

Es gehört einiges an Selbstbewusstsein dazu, in dem Haifischbecken der Finanzwelt so aufzutreten. Und wahrlich, an Selbstbewusstsein mangelt es Hoops nicht. Das beweist allein die Vorstellungsrede, die er auf der Hauptversammlung der DWS gehalten hat. „Ich freue mich schon jetzt darauf, Ihnen im nächsten Jahr auf der Hauptversammlung 2023 berichten zu können, welche Fortschritte wir darin gemacht haben, die DWS auf ihrem erfolgreichen Weg der vergangenen Jahre zu halten und noch weiter nach vorne zu bringen.“ Das ist eine klare Ansage, denn an die Erfolge von Asoka Wöhrmann anzuknüpfen wird nicht so einfach werden, zumal sich das geopolitische Umfeld seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine drastisch verschlechtert hat, die Zentralbanken das Geld verteuern, die Aktienmärkte im Korrekturmodus sind.

Dass Hoops gerne Gewichte stemmt, das sieht man ihm an, selbst wenn er einen Anzug trägt: Der neue DWS-Chef strotzt vor Kraft. Die allerdings wird er auch brauchen, womit wir zu potentiellen Hürden kommen. Denn intern gilt es, erst einmal Widerstände zu überwinden. In der Fondsgesellschaft ist man gerne unter sich. Dass der Großaktionär die Deutsche Bank ist, wird gerne zur Seite gekehrt. Das erklärt die Beliebtheit von Asoka Wöhrmann: Unter den Fondsmanagern galt er als einer von ihnen. Hoops haftet indes der Ruf an, dass Deutsche-Bank-Chef Sewing seinen Getreuen schickt und wieder die Hand auf die DWS legt. Hoops wird seine ganze Kraft brauchen, die Mitarbeiter auf seine Seite zu ziehen und gleichermaßen der Fondsgesellschaft wieder eine weiße respektive grüne Weste zu verschaffen.

Keine einfache Aufgabenstellung. Aber Hoops, gerade mal Anfang vierzig, wird sich seinen Karriereschritt gut überlegt haben: Er wird einiges Neues sehen und sich auch einiges anhören müssen. Und er ist nicht mehr derjenige, der noch am Anfang seiner Karriere steht, wie damals in der Finanzkrise in New York, sondern er steht an der Spitze einer Fondsgesellschaft, die knapp eine Billion Euro an Vermögen verwaltet. Da herrscht eine andere Fallhöhe. Ob die Karriere des Shootingstars in der Deutschen Bank dadurch beschädigt wird oder ob es sie noch weiter befördert, bleibt abzuwarten. Stefan Hoops wurde schließlich auch schon als Sewing-Nachfolger gehandelt.

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