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#Stell keine dummen Fragen

Stell keine dummen Fragen

Es gibt in der Popmusik die großen und berührenden Momente. Man denke an „Blackstar“, das letzte Album David Bowies, das genau zwei Tage vor seinem Tod erschien. Oder an Freddy Mercurys „The Show Must Go On“. Bei diesen Beispielen erschüttert das menschliche Einzelschicksal, die Verbindung mit dem Sterben. Aber was ist, wenn eine ganze Gruppe in das Mahlwerk der Geschichte gerät?

Mit ihrem Song „Auf Wiedersehen, my dear“ zelebrieren die Comedian Harmonists den Abschied von ihren Fans, voneinander und – das gilt zumindest für die Hälfte der Formation – von Deutschland. Auf ihrer letzten Tournee durch das Land sangen sie ein Stück, das auf wehmütige Art eingängig ist. Obwohl oder gerade weil es für eine Schnulze zu flott daherkommt, steht es für die turbulente Zeite, in der es wirkte und greift emotional auf, was den Musikern bevorsteht: Drei der sechs Musiker wandern in Kürze aus, die anderen werden versuchen, sich mit den Bedingungen im Dritten Reich zu arrangieren – und letztlich scheitern. Text und Musik von „Auf Wiedersehen, my dear“ verbinden sich mit den bevorstehenden Ereignissen zu einer für Bewunderer und Künstler schmerzhaften Einheit.

Sie sahen gut aus, hatten ein formvollendetes Auftreten und waren auf magische Weise harmonisch – und das, obwohl das Sextett von Herkunft und Sozialisation her nicht unterschiedlicher hätte sein können. Vielleicht aber auch gerade deshalb. Harry Frommermann, dritter Tenor und Gründer der Gruppe, war ein in Berlin geborener Spross einer deutsch-russischen Familie jüdischen Glaubens; der 1929 dazugekommene zweite Tenor Erich A. Collin war ebenfalls Berliner mit jüdischen Wurzeln. Der erste Tenor Ari Leschnikoff war Bulgare, während der Bariton Roman Cycowski aus Polen stammte und gläubiger Jude war. Pianist Erwin Bootz und die Bass-Stimme Robert Biberti galten als „reinrassige Deutsche“. Um das Schicksal der Comedian Harmonists und die letzten Konzerte der Gruppe verstehen zu können, ist diese Einordnung wichtig. Sie wird sich auf die Lebensentwürfe der Musiker und die Karriere der Formation massiv auswirken.

Heute würde man sagen, die Comedian Harmonists brachten – neben ihrem enormen Können – eine bemerkenswerte Diversität in ihren Gesang mit ein. Der Charme, die Wehmut, ihr Witz, aber auch die Wärme erstaunten die Zeitgenossen. Im Vergleich zum Vorbild der Harmonists, den amerikanischen Revelers, kann man hören, wie genial sie waren (Musik beider Formationen findet man auf YouTube und bei den Streamingdiensten). Frommermann kam per Zeitungsannonce an „seine“ Gruppe: Am 18. Dezember 1927 stand im „Berliner Lokal-Anzeiger“ zu lesen: „Achtung. Selten. Tenor, Baß (Berufssänger, nicht über 25), sehr musikalisch, schönklingenden Stimmen, für einzig dastehendes Ensemble unter Angabe der täglich verfügbaren Zeit gesucht. Ej. 25 Scherlfiliale, Friedrichstr. 136.“ Dass er tatsächlich Mitstreiter fand und sie auch halten konnte, war erstaunlich. Denn zunächst konnte er die Kollegen nicht bezahlen. Aus diesem Grund, so Peter Czada und Günter Große in ihrem Buch „Comedian Harmonists. Ein Vokalensemble erobert die Welt“, hatte sich Johannes Heesters nicht zum Mitmachen entschließen können. Man musste also schon etwas Weitblick haben, um bei dem Ensemble einzusteigen. Auf Comedian-harmonists.net ist zu lesen, dass Biberti erst zögerte, auf die Anzeige zu reagieren: „Von dieser Annonce hielt ich nicht sehr viel. Ich erinnere mich aber, dass meine Mutter sagte: ‚Ach Gott, schreib da einfach ruhig einmal hin, vielleicht ist das was für dich.‘“

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