Nachrichten

#Stiftung verbannt sechzehn saudische Agenten

„Stiftung verbannt sechzehn saudische Agenten“

Schlicht mit „Interessenkonflikten“ hatte Wikimedia, die Stiftung hinter der frei zugänglichen Online-Enzy­klopädie Wikipedia, vor einem Monat begründet, warum sechzehn Nutzer in der Weltregion MENA – die Abkürzung steht für „Middle East and North Africa“ – mit einem „globalen Bann“ belegt wurden. Jetzt haben zwei Organisationen, die für die Meinungsfreiheit im Nahen Osten kämpfen, offengelegt, was dahintersteckt, wenn Wikimedia schreibt, einige Nutzer „mit engem Bezug zu Dritten“ hätten Inhalte auf eine Weise editiert, die den Interessen dieser Dritten folgt. Anfang Dezember hatte die Stiftung in ihrer Veröffentlichung bedauert, aus rechtlichen Gründen und zum Schutz der Mitglieder nicht konkreter werden zu können, die Situation „schwerwiegend“ genannt und beteuert, sich für die Sicherheit aller ihrer Nutzer einzusetzen.

SMEX, einer Organisation zum Schutz digitaler Rechte und Freiheiten im westlichen Asien und nördlichen Afrika mit Sitz in Beirut, und der in Amerika von dem saudischen Journalisten Jamal Khashoggi gegründeten Organisation DAWN („Democracy in the Arabic World Now“) zufolge habe Saudi-Arabien die sechzehn nunmehr verbannten höchstrangigen Wikipedia-Administratoren des Landes als Regierungsagenten angeworben, um die Informationen über das Land kon­trollieren und Nutzer verfolgen zu können, die kritische Informationen über politische Gefangene beisteuern. Auch Jamal Khashoggi war ein Kritiker der saudischen Regierung. Am 2. Oktober 2018 wurde er im saudischen Konsulat in Istanbul ermordet. Sowohl ein Sondergesandter der UN als auch der US-Geheimdienst CIA haben eine direkte Verwicklung des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman in den Mord festgestellt.

Im September 2020 sind, wie DAWN und SMEX berichten, die beiden saudischen Wikipedia-Adminis­tratoren Osama Khalid und Ziyad al-Sofiani verhaftet worden. Der „Beeinflussung der öffentlichen Meinung“ und der „Verletzung des öffentlichen Anstands“ bezichtigt, wurden sie zu Haftstrafen von fünf und acht Jahren verurteilt, im September 2022 hat das Gericht die Haftstrafe für Osama Khalid auf 32 Jahre angehoben.

Freiwillige in autoritären Regimen

„Dass die saudische Regierung Wikipedia mit Regierungsagenten, die als unabhängige Editoren arbeiten, infiltriert und nicht willfährige Editoren einsperrt, zeigt nicht nur ihren beständigen Einsatz von Spionen in internationalen Organisationen, sondern auch, wie gefährlich der Versuch in diesem Land ist, unabhängige Inhalte zu erstellen“, kommentiert DAWN-Direktorin Sarah Leah Whitson den Vorgang. Es sei grob fahrlässig von internationalen Organisationen und Unternehmen, anzunehmen, ihre Töchter könnten unabhängig von oder sicher vor der Kontrolle durch die saudische Regierung arbeiten.

Wikipedia-Editoren und -Administratoren sind weltweit keine Angestellten von Wikimedia, sondern unentgeltlich arbeitende Freiwillige. Immer wieder kommt es bei der kostenfreien Online-Enzyklopädie zu Kämpfen um die Deutungshoheit, bei denen Nutzer ihre Darstellung eines Sachverhalts durchsetzen wollen. Auch aus Deutschland sind Fälle bekannt, in denen von Behörden aus Wikipedia-Inhalte verändert worden sind. Je nach Rang haben Editoren und Administratoren die Möglichkeit, Inhalte nicht nur zu bearbeiten und die Bearbeitungen anderer zu überschreiben, sondern auch bestimmte Einträge zu „schützen“, also deren Bearbeitung sich selbst vorzubehalten. Außerdem können sie Nutzer niedrigeren Ranges blockieren oder deren Blockierung wieder aufheben.

Mit der Verbannung von sechzehn Editoren durch Wikimedia ist es aus Sicht der beiden Menschenrechtsorganisationen nicht getan. Wikimedia müsse Verantwortung dafür übernehmen, dass autorisierte Editoren wegen ihrer Arbeit an Wikipedia-Seiten im Gefängnis säßen. Zudem müsse die Stiftung alle von den saudischen Agenten bearbeiteten Seiten sperren, um sie unabhängig untersuchen zu lassen. Auch über den Fall in Saudi-Arabien hinaus müsse Wikimedia die von Adminis­tratoren in Ländern mit autoritären Regimen betreuten Seiten überprüfen und mit Warnhinweisen versehen. Und die Stiftung müsse überdenken, wie weit sie sich auf Administratoren verlassen will, die in Ländern mit eingeschränkter Meinungsfreiheit leben, und welchen Risiken Administratoren dort ausgesetzt seien.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!