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#Wiebke Siem im Salzburger Museum der Moderne

„Wiebke Siem im Salzburger Museum der Moderne“

Es ist gar nicht selten, dass eine randständige Motivik im Anfang eines Werks sich als roter Faden erweist, der das Ästhetische und das Soziale – rückblickend – auf ingeniöse Weise verbindet. Ein solches Werk ist dasjenige von Wiebke Siem, die nach zwölfjährigem Kunststudium in Kiel und Hamburg Freundinnen ungelenke Kostüme auf den Leib schneiderte. Dann gab es ein Anti-Fashion-Shooting im Stadtgrün vor Gründerzeitfassaden.

Als radikale Außenseiter begonnen haben auch Bruce Nauman und Cindy Sherman. Dass Siems künstlerische Systematik einem Selbstversuch geschuldet ist, könnte man leicht übersehen. Dieser ist angelegt in ihrer Rolle als Näherin und Strickerin, die sie nie aufgegeben hat. Die jüngste und für die Ausstellung titelgebende Arbeit „Das maximale Minimum“ zeigt vier lebensgroße weibliche Maquetten, von denen zwei monochrome Filzkleider und die anderen beiden extrem grob, aber korrekt gestrickte Wollkleider darstellen. Deren zeitlose Tristesse ist mit Utensilien der Branche aufgehübscht: riesigen Knöpfen, die wie Masken aussehen, und offenen Halsketten, die aus hölzernen Garnspindeln und großen Garnrollen aufgereiht wurden. Ihr Schmuck symbolisiert die Arbeitsmühle, der sie nicht entkommen können.

Hätten die Figuren Köpfe, wären sie Betrachterinnen einer in die Wand versenkten, gut beleuchteten Vi­trine, in der spindeldürre bunte Knopffiguren abgehängt sind, gleich ein Dutzend davon – ein Pastiche auf das ethnologische Museum mit seinen immer zu vielen Objekten, von denen man oft nicht einmal ein einziges wirklich versteht.

Ihr Schmuck symbolisiert die Arbeitsmühle, der sie nicht entkommen können: Wiebke Siems’ Installation „Das maximale Minimum“.


Ihr Schmuck symbolisiert die Arbeitsmühle, der sie nicht entkommen können: Wiebke Siems’ Installation „Das maximale Minimum“.
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Bild: Rainer Iglar

Im Selbstversuch der Wiebke Siem war sie immer und bleibt auch eine Eingeborene des Stammes der Weiblichkeit. In diesem Sinne ist das ganze Werk maskiert. „Die Fälscherin“ hat sie eine In­stallation (2008/2009) betitelt, die ein Nachkriegswohnzimmer im Zustand fortgeschrittener Zweckentfremdung darstellt. Der Tisch ist zugestellt mit kleinen pseudoprimitiven Anthropoiden, während seltsame Stabfiguren, deren Körper aus recycelten Nudelhölzern, Löffeln und Mörsern montiert sind, wie entstellte Max-Ernst-Skulpturen mit erhobenen Armen dem Irrsinn zujubeln. Oder sie sind soeben – aus mentalitätsgeschichtlichen Gründen – verhaftet worden.

Gelegentlich greift Siem direkt ins Schockregister. Unmittelbarer Vorläufer des entgrenzten Wohnzimmers der Fälscherin ist eine Küche, die vier Stühle in dieser Fassung ungepolstert, erleuchtet durch eine Lampe im Arne-Jacobsen-Stil. Allerdings ist diese aus orangefarbenem Kunstharz gegossen, ausgestellt wie ein Kleid, unter dem ein weiß leuchtender Ballon halbwegs verborgen ist; das Licht – in diesem Fall – als Ursprung der Welt. Schlaffe schwarze Arme und Beine aus Schaumstoff rufen das Bild einer Erhängten auf. Die Arbeit heißt aber: „Es gibt nichts, was so schlecht wäre, dass man ihm nicht auch etwas Gutes abgewinnen könnte“. Der Titel ist tatsächlich polnisch wiedergegeben, nach einem Sprichwort von Siems (eigentlich deutschsprachiger) Mutter, die aus Łodz stammte.

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