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#Streckensanierung: Bürgerinitiativen fürchten mehr Züge und Lärm im Rheintal

Die Sanierungspläne der Deutschen Bahn für die viel befahrene Bahnstrecke im Rheintal stoßen bei Anwohnern auf Skepsis. Sie trauen den Versicherungen der Bahn nicht und fürchten eine Zunahme der Lärmbelastung.

Die von der Deutschen Bahn für das Jahr 2026 angekündigte Generalsanierung der rechtsrheinischen Bahnstrecke stößt auf Kritik und Ablehnung der Bürger­initiativen, die seit Jahren für mehr Lärmschutz im Rheingau und im Mittelrheintal zwischen Wiesbaden und Ko­blenz streiten. Der Verein „Pro Rheintal“ erwartet durch die Ertüchtigung der Verbindung zwischen Nordsee und Mittelmeer einen drastischen Anstieg der Lärmemissionen und mehr Risiken für die Anwohner der Bahnstrecke.

Die Bahn will den Abschnitt zwischen Wiesbaden und Troisdorf im Zeitraum vom 10. Juli bis 11. Dezember 2026 sperren, um unter anderen 111 Weichen, 67 Kilometer Gleise, 15 Bahnübergänge, fünf Überleitstellen und Weichen sowie elf Brücken zu sanieren oder neu zu bauen. An elf Stellen im engen Tal sollen Felshänge gesichert werden. Hinzu kommen 140 Kilometer neue Oberleitungen. Um dieses Arbeitspensum zu bewäl­tigen, wird in fünf Unterabschnitten gleich­zeitig gebaut. Bis zur Bundesgartenschau 2029 will sich die Bahn Zeit lassen, um 32 Haltepunkte und Bahnhöfe zu modernisieren.

Intensivierung des Bahnverkehrs erwartet

Den Versicherungen der Bahnmanager anlässlich der Vorstellung der Pläne, die Sanierung werde nach ihrem Abschluss keinen zusätzlichen Verkehr im Rheintal zur Folge haben, glaubt die Initiative nicht. „Pro Rheintal“ sieht vielmehr „klare Zeichen, die einen Ausbau zur Hochleistungsstrecke erkennen lassen“, so wie ihn auch Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) vor wenigen Wochen angekündigt habe. Das Bundesverkehrs­ministerium setze darauf, durch elektronische Streckenkontrollsysteme den Verkehr auf Bestandsstrecken zu in­ten­si­vie­ren, unter anderem durch kürzere Zeit­­abstän­de zwischen zwei durchfahrenden Zü­gen. Das werde die schon jetzt stark belasteten Bahnstrecken im Rheintal und Rheingau treffen.

Die Bahn argumentiert, dass die Züge dank der neuen elektronischen Stellwerkstechnik flexibler gesteuert werden und verlässlicher über die Rheinstrecke fahren. Daraus ergebe sich ein Mehrwert vor allem für die Kunden im Personenverkehr. Laut „Pro-Rheintal“-Sprecher Frank Gross sollten sich die Anwohner darauf einstellen, dass mit der Generalsanierung eine mögliche Alternativstrecke für den Güterverkehr „endgültig vom Tisch“ sei.

Oft geschlossen: Schranken am Bahnübergang im Rüdesheimer Stadtteil Assmannshausen.


Oft geschlossen: Schranken am Bahnübergang im Rüdesheimer Stadtteil Assmannshausen.
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Bild: Imago

Der Bund sei schon jetzt mit dem Unterhalt der ICE-Trasse Köln–Frankfurt sowie den beiden Rheintalstrecken finanziell überfordert. Die Rheintalstrecken seien immer wieder ertüchtigt, aber „nicht wirklich lärmsaniert“ worden. Zwar verbiete das „Schienenlärmschutzgesetz“ den Betrieb lauter Güterwagen. Aber tatsächlich werde es nicht leiser, weil die Definition „lauter Güterwaggon“ zu weit gefasst worden sei.

Gross fordert vor Beginn der Sanierung die Anerkennung als „Vorsorgestrecke“, die den Anwohnern den Anspruch auf ausreichenden Lärmschutz zusichere. Zudem plädiert Gross schon seit Jahren für ein innerörtliches Tempolimit für Güterzüge von 50 Kilometern in der Stunde. Damit wären laut Gross „90 Prozent der Lärmimmissionen gebannt“, ohne dass es Geld koste und ohne dass die Bahn Nachteile bei den Transportzeiten habe. Ein solches Tempolimit hat die Bahn bislang aber vehement abgelehnt.

Umfassende Voruntersuchungen und Maßnahmen gefordert

Ganz ähnlich wie „Pro Rheintal“ äußert sich die „Bürgerinitiative im Mittelrheintal gegen Umweltschäden durch die Bahn“. Ziel der Bahn sei eindeutig, das Rheintal zu einem Hochleistungskorridor auszubauen, um den Warentransport zu optimieren und Züge pünktlicher fahren zu lassen. Schon die monatelange Sperrung während der Bauphase werde den Pendlerverkehr massiv beeinträchtigen und dem Tourismus im Rheingau und im Mittelrheintal Schaden zufügen.

Die Transportkapazität solle auf der Strecke verdoppelt werden. Dabei stelle die Bahn die Interessen der Anwohner hinter die Forderungen des Güterverkehrs zurück. Der Lärm, die Beeinträchtigung des öffentlichen Lebens und die Umweltauswirkungen würden nicht ausreichend beachtet, lautet die Kritik.

Die Initiative und ihr Sprecher Willi Pusch fordern eine umfassende Analyse der Geologie der Rheintalhänge im Hinblick auf die Gefahr von Hangrutschungen, ebenso eine genaue Untersuchung von Wasseradern und Kavernen. Die Bahn solle zudem mehr in moderne und leise Waggons sowie moderne Lokomotiven investieren, meint Pusch und sieht das als Appell an Politik und Bahn, nach Lösungen zu suchen, um die Infrastruktur zu schützen und die Lebensqualität der Anwohner zu sichern.

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