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#Südafrikaner – oder nicht?

„Südafrikaner – oder nicht?“

So mancher Südafrikaner hat einen verspäteten April-Scherz vermutet. Die irische Billigfluglinie Ryan-Air legt Berichten zufolge Passagieren mit südafrikanischen Pässen neuerdings einen Test mit 15 Fragen zu ihrem Heimatland vor. Nur wer alle Fragen richtig beantwortet, darf an Bord.

Claudia Bröll

Politische Korrespondentin für Afrika mit Sitz in Kapstadt.

Gefragt wird beispielsweise nach der Hauptstadt, dem höchsten Berg, dem Namen des Staatspräsidenten und der Landesvorwahl. Irgendjemand bei der Fluggesellschaft hatte offensichtlich diese glorreiche Idee, um Reisende auf ihre Staatsbürgerschaft hin zu prüfen und diejenigen mit gefälschten südafrikanischen Pässen zu entlarven.

Abgesehen von der höchst fragwürdigen Aussagekraft, sorgt der Test jedoch aus einem anderen Grund für Fassungslosigkeit. Er ist ausschließlich in Afrikaans verfasst, einer der elf Nationalsprachen Südafrikas, die sich aus der Sprache der ersten holländischen Siedler entwickelt hat.

Doch nicht jeder Südafrikaner beherrscht Afrikaans. Einige empfinden sogar eine Abneigung gegen die Sprache, die sie mit dem früheren Apartheid-Regime und der Unterdrückung der schwarzen Bevölkerung in Verbindung bringen. Unvergessen ist der Soweto-Aufstand 1974, als Zehntausende schwarze Schülerinnen und Schüler zu Protesten auf die Straßen zogen, nachdem die damalige weiße Minderheitsregierung Afrikaans als verbindliche Unterrichtssprache eingeführt hatte. Mit brutaler Gewalt knüppelten weiße Polizisten den Aufstand nieder.

Heutzutage wäre es in Südafrika undenkbar, ein offizielles Formular nur auf Afrikaans zu verfassen. Schüler dürfen zusätzlich zu Englisch je nach Landesteil auch Xhosa oder Zulu als weitere Sprache wählen, und lernen gar kein Afrikaans. An afrikaanssprachigen Bildungsinstituten wie der Universität in Stellenbosch werden etliche Vorlesungen auch auf Englisch gehalten, um Studenten nicht auszugrenzen.

Wer durchfällt, bleibt am Boden

Wie mehrere südafrikanische Passagiere berichteten, kannten die Mitarbeiter an den Check-In-Schaltern von Ryan-Air jedoch kein Pardon. Kein Afrikaans, keine Bordkarte. Einige Passagiere durften nach eigenen Angaben tatsächlich nicht fliegen, weil sie den Test nicht verstanden oder Fragen nicht beantworten konnten. Nun muss sich umgekehrt die Fluggesellschaft einige Fragen stellen lassen, beispielsweise, warum sie ausgerechnet von Südafrikanern einen solchen Test verlangt.

Die Berichte schlagen jetzt hohe Wellen. Das südafrikanische Außenministerium teilte umgehend mit, sich der Sache anzunehmen. Britische und irische Diplomaten in Südafrika beeilten sich zu betonen, es handle sich nicht um Einreisebestimmungen ihrer Regierungen. Ryan Air wiederum verwies gegenüber dem Online-Nachrichtendienst News24 auf die angeblich gestiegene Zahl von Passagieren, die mit gefälschten südafrikanischen Pässen unterwegs seien. Ein Sprachtest sei eine der am „wenigsten einschneidenden“ Prüfmethoden, und Afrikaans eine weit verbreitete Nationalsprache.

Das Thema Afrikaans spaltet

Merkwürdig, absurd, gespickt mit Vorurteilen – das waren die Reaktionen in Südafrika. Selbst der Chef des Afrikaans Language Board, das sich für den Schutz und die Verbreitung von Afrikaans einsetzt, hält die Methode für unglücklich: Da bemühe man sich unermüdlich zu zeigen, dass Afrikaans eine „freundliche Sprache“ sei, sagte er der Zeitung Rapport. Und jetzt habe dieser Test die Menschen bei diesem Thema schon wieder gespalten. Nur 20 Millionen von 60 Millionen Südafrikanern sprächen oder verstünden Afrikaans.

Viele nahmen die Nachricht auch mit Humor. Im Radio häuften sich die Anrufe mit Ideen, wie man besser herausfinden könne, ob jemand südafrikanisch sei. Ein Hörer schlug vor, Passagiere sollten am Flughafen die Nationalhymne singen. Sie enthält Strophen in den am meisten gesprochenen Sprachen Xhosa, Zulu, Sesotho, Afrikaans und Englisch, außerdem wird sie bei jedem nationalen Sportereignis mit Inbrunst gesungen. „Dann weiß man garantiert, dass du ein Südafrikaner bist.“

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