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Die Sonnenbank geht unter

An einem regnerischen Montagnachmittag im Februar klingelt die Türglocke des Solariums in Frankfurt im Minutentakt. Sonnenstudios in Hessen mussten – im Gegensatz zu anderen Bundesländern – im zweiten Lockdown nicht schließen. Daher sei mehr los als je zuvor, berichtet die Studentin, die hier jobbt. Eine Kundin in schwarzer Jogginghose sagt, gerade in diesen Zeiten, in denen Friseure und Nagelstudios geschlossen seien, tue es gut, etwas fürs Aussehen tun zu können. Braungebrannt gefalle sie sich selbst einfach besser als blass, das sehe so ungesund aus. Auf die Frage, ob nicht eher das Solarium ungesund sei und ob sie keine Angst vor Hautkrebs habe, antwortet die Frau nur: „Ich hatte bisher noch keine Probleme.“

Leonie Feuerbach

Fast wundert man sich über diese Naivität und über die vielen Besucher. Sind Solarien nicht längst out? Ist ihr Ruf nicht fast so schlecht wie der von Spielhallen und Raucherkneipen, in deren Nachbarschaft sie sich oft befinden? Ist die Zeit von braungebrannter Haut und wasserstoffblonden Haaren nicht genauso vorbei wie die von Bauchnabelpiercings und Arschgeweihen?

In den Siebzigern wurden sie erfunden, in den Achtzigern und Neunzigern hatten Solarien ihre besten Zeiten. Braun zu sein war damals ein Statussymbol. Wollte man Urlaubsrückkehrer ärgern, sagte man: „Du bist ja gar nicht braun geworden!“ Heute hingegen klingt „Du bist aber braungebrannt“ fast wie ein Vorwurf. Schließlich weiß man inzwischen, dass sich die Haut mit der Bräunung vor der Zumutung von UV-Strahlen zu schützen versucht. Und dass es so etwas wie gesunde Bräune, so gut das auch klingen mag, eigentlich gar nicht gibt.

Halb so viele Solarien wie im Jahr 2000

Die Zahl der registrierten Hautkrebserkrankungen steigt. Zuletzt wurden in Deutschland jedes Jahr rund 20.000 Fälle des besonders gefährlichen schwarzen und knapp zehnmal so viele des weißen Hautkrebses diagnostiziert. 2009 stufte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) auch die künstliche UV-Strahlung als krebserregend ein. Seither ist Minderjährigen der Besuch von Solarien verboten. Seit 2012 gelten noch strengere Regeln. Im selben Jahr musste sich die Modekette H&M nach Empörung über ihre braungebrannten Bikini-Models für ihr „tödliches Schönheitsideal“ entschuldigen.

Das alles hat Folgen. Gab es im Jahr 2000 noch etwa 7500 Solarien in Deutschland, sind es inzwischen nicht mal mehr halb so viele. Legten sich 2012 bundesweit noch 14,6 Prozent der befragten Deutschen zwischen 14 und 45 Jahren auf die Sonnenbank, waren es 2015 elf und 2018 nur noch 8,8 Prozent. Besonders Frauen gehen seltener ins Solarium. Bei Männern und bei Personen mit Migrationshintergrund ist die Nutzung eher konstant. Womöglich sorgen sich Frauen mehr um ihre Gesundheit oder haben größere Angst vor vorzeitiger Hautalterung. In Mittelmeerländern könnte gebräunte Haut noch ein stärkeres Schönheitsideal sein, sagt die habilitierte Public-Health-Wissenschaftlerin Katharina Diehl, die diese Daten zur Solariennutzung mit Kollegen erhebt.

Ist Sonnenbaden angesichts der Gesundheitsrisiken noch in?


Ist Sonnenbaden angesichts der Gesundheitsrisiken noch in?
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Bild: dpa

Einen Grund zur Entwarnung sieht sie in den Zahlen nicht. Denn ausgerechnet bei den Minderjährigen, die eigentlich gar nicht ins Solarium gehen dürfen, gebe es von 2015 bis 2018 einen geringen Anstieg, der jedoch nicht statistisch signifikant sei. Und das Risikobewusstsein scheine zu sinken. Zudem geben immer mehr Befragte an, nicht nur aus Gründen der Schönheit und Entspannung ins Solarium zu gehen, sondern auch, um die Vitamin-D-Produktion anzuregen oder um Symptome von Hautkrankheiten zu mildern. Das ist wohl ein Erfolg der Besonnungsindustrie, die vermehrt mit Entspannung und Hautpflege wirbt. Für Hautkrankheiten gebe es aber spezielle Lichttherapien beim Dermatologen, sagt Diehl. Und für die Vitamin-D-Produktion reiche es in der Regel, Gesicht, Hände und Arme von der Sonne bescheinen zu lassen.

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