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#Lehren aus der Corona-Pandemie

Lehren aus der Corona-Pandemie

Corona feiert einen schaurigen ersten Geburtstag in Deutschland. Den frühesten Virusnachweis gab es zwar schon Ende Januar 2020, doch erst nach Karneval zeigten sich die Gefahren der Infektion und wie schnell sie sich ausbreitete. Undenkbar heute: Rosenmontag hatten die Deutschen vor einem Jahr noch ausgiebig gefeiert – und sich kräftig angesteckt.

Christian Geinitz

Seit Beginn der Epidemie wurden fast 2,4 Millionen Infektionen mit Sars-Cov-2 nachgewiesen und dem Robert-Koch-Institut übermittelt. Rechnerisch sind in einer Stadt mit 100.000 Einwohnern wie Kaiserslautern oder Gütersloh 2800 Menschen befallen worden. Die wirklichen Zahlen sind viel höher, weil die Ansteckung nur auffällt, wenn getestet wird. Genauer ist die Kenntnis über die Verstorbenen, an mehr als 67.000 Toten wurde das Virus nachgewiesen, theoretisch an je 80 in den genannten Großstädten.

Ob sich das Gesundheitswesen in dem Ausnahmejahr gut geschlagen hat, hängt von der Perspektive ab. Im Vergleich zu anderen Staaten fällt die geringere Zahl von schweren Verläufen auf. Hier zahlt sich zweierlei aus: die starke Versorgung in Arztpraxen, die andere Länder so nicht kennen und die den Kliniken den Rücken freihält; sowie die hohe Bettenzahl auf Normal- und Intensivstationen. Allerdings hat die Seuche einen eklatanten Mangel an Klinikpersonal ans Licht gebracht. Falsch wäre auch die Folgerung, die relativ gute Lage hänge an den vielen kleinen Häusern, die oft eher aus (kommunal-)politischen als aus medizinischen Gründen bestehen. Die gleiche Platzzahl in größeren spezialisierten Kliniken hätte sich in der Pandemie als noch effektiver erweisen können. Die Erfolge der stationären Versorgung sind somit kein Grund, die notwendige Diskussion um die Straffung im Krankenhauswesen zu vernachlässigen.

Schwere Fehler bei der Beschaffung von Schutzausrüstung

Mau sah es von vornherein bei der Beschaffung von Schutzausrüstung aus. Die Zurückhaltung hier war ein schwerer politischer Fehler. Bei anderen Stolperstellen, etwa bei der Impfstoffbereitstellung, können sich die Verantwortlichen auf fehlende Erfahrung und auf das komplexe europäische Abstimmungsbedürfnis zurückziehen. Diese Entschuldigung greift aber nicht für das Versäumnis bei der Bestellung von Masken im eigenen Land. Die WHO hatte schon Jahre vor Corona vor Seuchen von globalen Ausmaßen gewarnt.

In Deutschland informierte die Bundesregierung den Bundestag schon Anfang 2013 über die Gefahren einer „Pandemie durch Virus Modi-Sars“ – mit Ursprung in Asien. Explizit warnte das Papier vor Engpässen bei Schutzausrüstung und Desinfektionsmitteln. Ausreichend bestückte Lager wurden trotzdem nicht angelegt.

Das Hin und Her im Lockdown hat die Gesundheitspolitik nicht allein zu verantworten. Gleichwohl hat sich der zuständige Minister Jens Spahn (CDU) einige Male zu weit aus dem Fenster gelehnt. Etwa als er im September erklärte, im Nachhinein betrachtet sei die Schließung von Geschäften nicht nötig gewesen. Einige Monate später war es wieder so weit.

Lehren aus der Pandemie

Nach einem Jahr der Pandemie schälen sich zwei grundlegende Schwachstellen im medizinischen System heraus, die verbessert gehören: der Föderalismus und die fehlende Digitalisierung. Dass in den Ländern zwei Monate nach Beginn der Impfkampagne noch immer viele Berechtigte keinen Termin bekommen, ist nicht nur der Knappheit der Wirkstoffe geschuldet – schließlich wird genau deshalb der Kreis der Impflinge beschränkt –, sondern auch der Kakophonie zwischen Bund und Ländern. Unentschuldbar ist überdies, dass die Gesundheitsämter in der Datenmeldung und in der Nachverfolgung lange Zeit analog oder mit inkompatiblen Computersystemen gearbeitet haben.

Noch immer gibt es kaum digitale Gesundheitsakten, Test- oder Impfpässe, obgleich die Verantwortlichen seit 20 Jahren an der entsprechenden Telematik im wahrsten Sinne des Wortes herumdoktern. Ein Land wie Israel steht nicht nur deshalb so viel besser da als Deutschland, weil es früher mit Impfungen begonnen hat. Sondern auch, weil es zentral verwaltet wird, weil es sein Gesundheitswesen seit Jahren digitalisiert hat und weil es bereit ist, dem Impfstofflieferanten Biontech Forschungsdaten zur Verfügung zu stellen.

Wenn es darum geht, Corona-Lehren für das Gesundheitswesen zu ziehen, dann sind es diese: Die Bundeskompetenz muss gestärkt werden, damit in Notzeiten schneller agiert werden kann, und es muss dringend eine digitale Infrastruktur mit Anschluss an den europäischen Datenraum entstehen. Deutschland ist in der Pandemie hinter seinen Möglichkeiten zurückgeblieben. Besser vorbereitet, hätte es sich viel Leid und Tod ersparen können.

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