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#Wagner ist Sport

„Wagner ist Sport“

Auf dem Telefon eine Hitzewarnung für Bayreuth, 36 Grad, und die Nachricht einer Freundin, die fernsieht: „Merkel ist schon da.“ Das Taxi hält vor einer Straßensperre mit Polizeiwagen, ungefähr acht Leute daneben schwenken Fahnen mit Euro-Zeichen darauf, auf ihrem Banner steht „Merkell“, jetzt wird „Auferstanden aus Ruinen“ gespielt.

Novina Göhlsdorf

Redakteurin im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung

An zwei Baumstämmen über ihnen hängt ein anderes Banner, es beklagt CO2-Emissionen und erinnert an andere Demonstranten, Klimaaktivisten, die man vorher angeblich zu ihrer eigenen Sicherheit von den Bäumen geholt hat. Sie sind nun weg, geblieben sind nur die, die sich „Merkeljugend“ nennen und das, sagen sie, „satirisch“ meinen, wie wohl die Fahnen der „Linke“ und der „CDU“, die da auch noch flattern.

Der etwas platt getretene Hügel

Doch Merkel ist ja schon oben. Noch drei Minuten, verspricht der Taxifahrer, nimmt eine scharfe Kurve. Er setzt mich ab, und hundert Meter weiter stehe ich mitten im Publikum, das mit gezückten Handys auf das Festspielpublikum wartet, dazwischen Sperrzäune und Polizisten, die gut gelaunt Taschen kontrollieren.

Meine Absätze versinken im Hügel unterm Blumenbeet, der ist etwas platt getreten, weil auf diesem Fleck gern posiert und fotografiert wird. Ob ich ein Bild will, fragt eine Frau, und ich verstehe erst nicht, was sie meint. Sage danke, nein und dann ja, reiche ihr mein Handy. Auf dem Foto sehe ich so verdruckst aus wie bei meiner Einschulung, nur ohne Schultüte und mit rotem Vintage-Abendkleid.

Sexismus-Vorwürfe

2020 fielen die Bayreuther Festspiele aus, wegen Corona, 2021 waren sie Pandemie-bedingt stark eingeschränkt. In diesem Jahr sollen sie, schreibt Bayreuths Oberbürgermeister in der Festspielzeitung, „den ‚Vor-Corona-Festspielen‘“ wieder „ziemlich nahekommen“. Dabei sind die Inzidenzen in der Stadt hoch, haben sich seit Juni 80 der an den Festspielen Mitwirkenden angesteckt, mussten wichtige Besetzungen kurzfristig verändert werden. Und dann, in der Woche vor Festspielbeginn, anonyme Aussagen von Frauen gegenüber dem „Nordbayerischen Kurier“ (auch eine Art Festspielzeitung) darüber, während der Probenzeit von männlichen Kollegen „begrapscht“ und angemacht worden zu sein.

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Auch die Festspielleiterin Katharina Wagner bestätigte, ein „eher bekannter“ Künstler habe ihr an die Brust gefasst, und nicht nur er habe sexistische Sprüche losgelassen. Sie habe sich aber gewehrt und die Zeitung gebeten, den Namen des Künstlers nicht preiszugeben. Das führte zu einer merkwürdigen Online-Pressekonferenz der Festspiele kurz vor Eröffnung. Ihr brennendstes Thema wurde sofort angesprochen und blieb trotzdem: eher diffus. Wagner und der Vorsitzende des Verwaltungsrats der Festspiele beteuerten den unbedingten Willen, den Vorwürfen nachzugehen, man wisse bloß nicht, wer betroffen sei und wer übergriffig war.

Immerhin konnten die zugeschalteten Regisseure der beiden diesjährigen Premierenstücke, Roland Schwab und Valentin Schwarz, zwei Frauen beim Namen nennen, die sie sehr routiniert für traumatisiert erklärten: Isolde und Brünnhilde. Zu den Sexismus-Vorwürfen ermittelt inzwischen die Staatsanwaltschaft, gegen unbekannt. In der Presse war die Rede von einer neuen Art des Skandals der skandalgewöhnten Festspiele, einem Schatten, der über der Eröffnung liege.

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