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#Frische für jedermann

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„Frische für jedermann“

Zeigt her eure Fingerkuppen!“, hieß es noch vor hundertzwanzig Jahren im Müllerschen Volksbad. Weil bei längerem Baden oder Schwimmen die Finger schrumpelig werden, konnte man daran ablesen, wer sich bereits länger im Wasser vergnügt hatte und Platz für wartende Badegäste machen musste. „Eine andere Möglichkeit der Zeiterfassung gab es damals noch nicht“, sagt Erich Kühberger. Der 57 Jahre alte Betriebsstellenleiter kennt viele kuriose Geschichten des Hauses, auch die vom sogenannten Zamperlbad, das es im Untergeschoss noch bis 1978 gab. Hier konnten Herrchen und Frauchen ihre Hunde zum Baden und Föhnen abgeben, während sie selbst entspannt ihre Bahnen durchs Wasser zogen. „Was mag das für ein zauberhaftes Schauspiel gewesen sein, als dort noch kleine Regenbogen über dem Schwimmbecken schwebten“, schwärmt Kühberger. Denn bei heißem Wetter wurde kaltes Wasser durch die Abluftöffnungen in der Decke über dem Schwimmbecken zerstäubt.

In den altehrwürdigen Hallen ist Kühberger manchmal auch als Museumsführer unterwegs, wenn Gäste plötzlich staunend stehen bleiben und Fragen zu der oft noch im Original erhaltenen Architektur haben. Das Müllersche Volksbad steht als eines der schönsten Jugendstilbäder Europas unter Denkmalschutz und gilt als veritable Münchner Sehenswürdigkeit. Zwei mit mächtigen Tonnengewölben überspannte Schwimmbecken, flankiert von Wasserspeiern und Bronzestatuen, hölzerne Umkleidekabinen, jede Menge Stuck, verzierte Eisengitter, kunstvolle Wanduhren und Wandmalereien machen das Baden und Saunieren zu einem höchst stilvollen Erlebnis. Vorbilder für das exquisite Volksbad fand sein Erbauer Carl Hocheder unverkennbar bei orientalischen Hamams, römischen Thermen und barocken Sakralbauten. Schon von außen wirkt das ockergelbe Gebäude mit seinem ehemaligen Wasserturm so interessant, dass manche Besucher den herrschaftlichen Bau irrtümlicherweise für eine Kirche halten und sich an der Kasse beschweren, dass sie Eintritt zahlen sollen.

Noch bis 1989 herrschte eine klare Geschlechtertrennung im Volksbad, die Wege von Frauen und Männern trennten sich bereits an der Kasse.


Noch bis 1989 herrschte eine klare Geschlechtertrennung im Volksbad, die Wege von Frauen und Männern trennten sich bereits an der Kasse.
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Bild: picture-alliance

In derart opulenter Kulisse und fern vom Spaßbadlärm lässt sich nirgendwo sonst in der Stadt abtauchen. Deshalb zieht es vor allem Badegäste wie Hansjörg Jodl hierher. „Im Schwimmbecken nickte man für gewöhnlich anderen Stammgästen kurz zu und wechselte danach ein paar Sätze miteinander. Die Pandemie hat das leider zunichtegemacht, weil vor allem ältere Leute in geschlossenen Räumen vorsichtig geworden sind“, sagt der 78 Jahre alte Professor für Physik. Seit zwanzig Jahren lässt er sich aber durch nichts vom wöchentlichen Saunagang im Müllerschen Volksbad abbringen, schließlich sei er seitdem nicht mehr krank gewesen.

Vielleicht hat er das auch der eisernen Jungfrau zu verdanken, die hier für Abkühlung und Abhärtung sorgt. Die nach einem mittelalterlichen Folterinstrument benannte halbkreisförmige Dusche kommt ganz ohne Schnickschnack und Wellnessgedudel aus. Die Musik zum Gerät machen hier die Badegäste noch selbst – ob mit spitzen Schreien oder lässigem Pfeifkonzert, das hängt von der körperlichen Robustheit ab. Denn ganz puristisch spritzt auf Knopfdruck eiskaltes Wasser aus zehn Metallröhren von Kopf bis Fuß auf den nackten Körper. Für kommodere Regeneration sorgen ein idyllischer Freilufthof und ein formschönes kreisrundes Tauchbecken im mondänen römisch-irischen Schwitzbad. „Das Besondere hier sind die verschieden temperierten Warmlufträume, in denen sich der Körper langsam stufenweise bei vierzig, sechzig und achtzig Grad Celsius erwärmen kann“, erzählt Sauna-Stammgast Jodl begeistert. Nur das historische Dampfbad muss während der Pandemie noch geschlossen bleiben.

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